Heil und Lindner stellen das Rentenpaket II vor

Aktuelle Stunde 05.03.2024 UT Verfügbar bis 05.03.2026 WDR Von Thomas Kramer, Kathrin Ohlmann

Rentenreform: Was das Generationenkapital für heute 30-Jährige bedeutet

Stand: 05.03.2024, 18:59 Uhr

Mit dem sogenannten Generationenkapital will die Bundesregierung zusätzliches Geld für die Rentenkassen generieren und so die Beitragszahlenden entlasten. Was bedeutet die Reform für Menschen, die heute 30 Jahre alt sind?

Die Rente: Gerade für junge Menschen, die vielleicht gerade erst ins Berufsleben eingestiegen sind, scheint der Ruhestand oft noch so weit entfernt, dass sie sich darüber keine Gedanken machen. Die Sache ist nur, dass die Bundesregierung schon jetzt darüber entscheidet, wie viel die Jungen bis dahin in die Rentenkasse einzahlen müssen.

Und genau das ist die Krux an der Sache. Denn mit diesen Beiträgen bezahlen die arbeitenden Männer und Frauen und ihre Arbeitgeber in Deutschland nicht ihre eigene Rente, sondern die der Menschen, die bereits im Ruhestand sind. Und das werden immer mehr.

Steigende Beiträge für die Rentenkasse

Um das zu finanzieren sind unter anderem zwei Optionen möglich: dass die Menschen in Deutschland länger bis zum Ruhestand arbeiten müssen oder die Rentner weniger Rente bekommen. Weil die Bundesregierung beides nicht will, hat sie sich für die dritte Möglichkeit entschieden: Der monatliche Beitrag, den Arbeitnehmer und -geber in die Rentenkasse einzahlen, steigt.

Damit die Rentenbeiträge in den kommenden Jahrzehnten nicht völlig unbezahlbar werden, haben Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) heute das sogenannte Generationenkapital vorgestellt. Das sieht vor, dass der Staat Kredite aufnimmt, um diese dann an den Finanzmärkten zu investieren. Der Gewinn soll ab 2036 in die Rentenkasse einfließen.

Entlastung für junge Menschen

"Junge Menschen, die noch 20, 30 oder mehr Jahre in die Rentenkasse einzahlen müssen, bekommen durch die Reform später keine höhere Rente. Daran ändert sich nichts", sagt Linda Staude aus der WDR-Wirtschaftsredaktion. Der Schritt solle aber verhindern, dass der Teil des Lohns oder Gehalts, den sie zahlen müssen, nicht immer weiter steigt.

Das Generationenkapital reicht allerdings nicht, um die Rentenbeiträge ganz stabil zu halten. Nach den Zahlen des Bundesarbeitsministeriums wird der Beitragssatz den Arbeitnehmer und Arbeitgeber gemeinsam zahlen, auf 22,3 Prozent vom Bruttolohn steigen. Derzeit liegt er bei 18,6 Prozent.

Gute Rendite nötig

Und auch ob das Generationenkapital dauerhaft ausreicht, eine weitere Erhöhung der Beiträge zu verhindern, ist keineswegs sicher. Eine höchst unwahrscheinliche Prognose. "Für die Rentenfinanzierung braucht es möglichst sichere Geldanlagen. Die Fondsmanager können nicht wild an den Finanzmärkten spekulieren", sagt Staude. "Und das geht zu Lasten der Rendite."

Nach einer Modellrechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft bringt eine gute Rendite von vier Prozent gerade einmal sechs Milliarden Euro pro Jahr. Vier Milliarden weniger als von der Bundesregierung kalkuliert. Und das setzt voraus, dass es keine Flaute an den Kapitalmärkten gibt.

Das liege auch daran, dass die Größe des Generationenkapitals zu gering sei. "200 Milliarden Euro im Fonds ab Mitte der 2030er Jahre klingt viel", sagt Staude. "Mit Blick auf die Summen, die für die Renten in Deutschland nötig sind, sind das aber nur Peanuts."

Hermann-Josef Tenhagen

Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur Finanztip

Dennoch bewertete Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur von Finanztip, die Maßnahmen der Bundesregierung als "gar nicht doof, nur zu klein". Er sieht im Rentenpaket II, das heute vorgestellt wurde, "eine Art Experiment, um das Problem der Rente zu entschärfen", sagt Tenhagen im Gespräch mit dem WDR. "Wenn die von der Regierung beauftragte Stiftung es wirklich schafft, Gewinne zu erwirtschaften, kann das Generationenkapital schnell aufgestockt werden."

Wenn dadurch dann auch die Gewinne stiegen, wäre sogar eine leichte Senkung der Beiträge möglich. "Und wenn das Experiment schief geht, sind die Verluste bei den aktuellen Beträgen nicht zu groß", so der Finanztip-Chefredakteur.

Private Vorsorge so oder so wichtig

Allerdings dürfe ein Punkt bei der aktuellen Diskussion nicht vergessen werden: "Egal, wie es mit dem Generationenkapital weitergeht - niemand bekommt deswegen mehr Rente", sagt Linda Staude. Umso wichtiger sei es daher gerade für junge Menschen, jetzt schon selbst Geld auf die Seite zu legen, um im Alter etwas zu haben.

Rentenpaket II: "Ein Kompromiss"

WDR 5 Morgenecho - Interview 05.03.2024 05:44 Min. Verfügbar bis 05.03.2025 WDR 5


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Auch Tenhagen hält eine zusätzliche Altersvorsorge für unverzichtbar - etwa durch Investitionen in Immobilien oder in börsengehandelte Indexfonds, sogenannte ETFs.

"Eine weitere Möglichkeit sind betriebliche Altersvorsorgemodelle, wenn der Arbeitgeber so etwas anbietet und ordentlich zuschießt", sagt Tenhagen. Von klassischen Versicherungen rät er hingegen eher ab. Da habe die Vergangenheit gezeigt, dass sich das im Großteil der Fälle nicht lohne.

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • Interview Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur Finanztip
  • WDR-Wirtschaftsredaktion

Über dieses Thema berichtet am 5. März unter anderem auch die Aktuelle Stunde im WDR Fernsehen ab 18.45 Uhr.

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