Einen Fahrer hinterm Lenkrad – das gibt es bei den beiden neuen Shuttle-Bussen der Bonner Uniklinik nicht mehr. Stattdessen übernehmen unzählige Sensoren und eine Computersteuerung das selbständige Fahren. Hindernisse wie zum Beispiel Fußgänger und stehende Autos auf der Straße werden dadurch erkannt und der Bus bremst rechtzeitig. Ist das Hindernis verschwunden, nimmt der Bus wieder Fahrt auf.
Operator statt Fahrer
Ganz ohne Personal dürfen die Busse allerdings aus gesetzlichen Gründen auch auf dem Uniklinik-Gelände noch nicht fahren. Zur Sicherheit ist immer ein so genannter Operator an Bord. Einer von ihnen ist Rainer Krüger. Er kann immer dann eingreifen, wenn es knifflig wird.
Das passiert zum Beispiel, wenn ein Auto auf der Straße im Halteverbot parkt. Dann stoppt der Bus zwar automatisch. Krüger steuert danach den Bus aber mit einer Fernsteuerung ähnlich wie bei einem Kinderauto per Hand mit zwei Joysticks um das Hindernis herum. Danach drückt er einen Knopf und der Bus fährt wieder automatisch weiter.
Kleine Busse mit viel Platz
Gerade mal vier Meter lang sind die selbstfahrenden Busse und damit kürzer als viele Autos. Trotzdem passen bis zu zwölf Fahrgäste hinein. Die Hälfte davon sitzt vorne und hinten, der Rest steht in der Mitte und kann dabei einen Blick auf einen großen Monitor werfen. Dort sind neben der programmierten Route auch die Hindernisse zu sehen, die zahlreiche Sensoren in Echtzeit rund um den Bus erkennen.
Shuttle gegen das Verkehrschaos
Auf dem Gelände der Uniklinik ist viel los. Hunderttausende Patienten jährlich und 9.500 Beschäftigte sind hier unterwegs. Die selbstfahrenden Shuttle-Busse sollen die angespannte Verkehrssituation auf dem Venusberg verbessern, sagt Prof. Wolfgang Holzgreve, der Chef der Uniklinik.
Autonome Busse im öffentlichen Verkehr?
Auch in Monheim (Kreis Mettmann) sind schon selbstfahrende Busse unterwegs, aber auch hier noch mit Operator. Denn bisher verhindern EU-Gesetze noch, dass Busse wie auch an der Bonner Uniklinik wirklich völlig autonom unterwegs sind. NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer rechnet allerdings damit, dass sich das in wenigen Jahren ändern wird:
„Das ist ja übrigens auch ein Beitrag zur Beseitigung des Fachkräftemangels. Wenn Menschen dann nicht mehr zum Steuern gebraucht werden, können sie andere sinnvolle Aufgaben erledigen.“
Verkehr in Uniklinik fast wie in der Stadt
Schon jetzt könnten die Busse mehr, als ihnen erlaubt wird, davon ist auch Michael Schmitz überzeugt. Er ist an der Uniklinik für den Infrastrukturservice und damit auch für die Busse zuständig. Schon vor der offiziellen Inbetriebnahme seien die Busse auf dem Klinikgelände getestet worden. Die Herausforderungen, die sie hier meistern müssten, seien ähnlich wie in der Stadt.
Auf der rund 2,5 Kilometer langen Route hätten es die selbstfahrenden Shuttle-Busse ebenfalls mit einer hohen Verkehrsdichte, Fußgängern und Radfahrern und anderen Verkehrsteilnehmern zu tun, sagt Schmitz. Alles nur ein bisschen kleiner und verdichtet, aber bisher hätten die Busse die Herausforderungen gemeistert.
Shuttlebusse täglich im Einsatz
Ab sofort können Patienten und Mitarbeitende die beiden selbstfahrenden Shuttle-Busse der Bonner Uniklinik auf Herz und Nieren testen. Zwischen 7:00 Uhr und 16:30 Uhr sind sie im 20-Minuten-Takt unterwegs und fahren auf ihrer Route insgesamt acht Haltestellen an. Die Fahrt ist kostenlos.
Quelle:
- Reporter vor Ort
- Uniklinik Bonn