Marsch gegen Abtreibung: Gegendemonstranten stellen sich quer
Stand: 16.09.2023, 17:50 Uhr
In Köln hat es am Samstag eine umstrittene Demonstration gegen Abtreibungen und Sterbehilfe gegeben. Die Kölner CDU hatte den Aufruf dazu geteilt - und wird dafür hart kritisiert. Auch Gegendemonstranten hatten sich in Stellung gebracht.
Von Frank Überall
In Köln haben am Samstagnachmittag mehr als 1.000 Menschen gegen Abtreibung und gegen Sterbehilfe demonstriert. Zum sogenannten "Marsch für das Leben" hatte der Bundesverband Lebensrecht, BVL, aufgerufen. Gleichzeitig fanden auch Gegendemonstrationen statt, zu denen sich weitaus mehr Menschen angemeldet hatten. Die Polizei spricht von etwa 3.000 Teilnehmern, die zu mehreren Gegendemos angemeldet wurden.
Start des Marsches war am frühen Nachmittag der Heumarkt. Schon dort gab es Unruhe. Gegendemonstranten stellten sich immer wieder den Demonstrierenden in den Weg und versuchten, den Demonstrationszug zu blockieren. Es kam dabei zu Auseinandersetzungen mit der Kölner Polizei, die von Einsatzkräften aus Hamburg, Duisburg und Dortmund unterstützt wurde. Der umstrittene Marsch wurde vorzeitig beendet. Die Demonstranten gehen nun zurück zum Heumarkt. Dort soll es noch einen Gottesdienst geben. Eine Person wurde in Gewahrsam genommen. Es gab keine Verletzten.
Umstrittener Marsch
Den Marsch gibt es seit mehr als 20 Jahren und er ist unter anderem umstritten, weil auch rechte und rechtsextreme Organisationen schon zur Teilnahme aufgerufen haben. In Köln sind dieses Mal sechs Gegendemonstrationen angemeldet.
Die Jusos hatten sich im Vorfeld "entsetzt" geäußert. Die Demonstration werde von "christlichen Fundamentalist/innen" organisiert, sagt Sercan Karaagac, Vorsitzender der SPD-Jugend in Köln. Dass die CDU genauso wie Vertreter der AfD aufrufen, zeige die "hässliche Fratze der politischen Rechten in unserem Land".
Grüne rufen zur Gegendemo auf
Aber auch von den Bündnispartnern der CDU im Kölner Rat kommt Kritik. Die Grünen verspüren nach eigenen Angaben eine "Irritation" und riefen ausdrücklich zur Gegendemonstration am Samstag auf. Die Vereinigung Volt erklärte, die Teilnahme am "Marsch für das Leben" sei "mit den Werten von Volt unvereinbar".
Die katholische Kirche unterstützt den Marsch. Der Bund der Katholischen Deutschen Jugend in Köln ruft aber dazu auf, nicht an dem Aufzug teilzunehmen. Die Organisatoren grenzten sich nicht ausreichend von Rechtsextremen ab und nutzten eine frauenfeindliche Rhetorik, so die Begründung.
Vorsitzender Mandl zieht Vergleich zum CSD
Der Kölner CDU-Vorsitzende Karl Alexander Mandl verteidigte gegenüber wdr.de, dass der Aufruf auf der Webseite seiner Partei veröffentlicht wurde. "Ich bin selbst beim CSD mitgegangen", erläutert Mandl.
Da sei er zusammen mit den "Lesben und Schwulen in der Union" (LSU) aufgetreten. Die gehöre genauso zu einer breit aufgestellten Volkspartei wie die "Christdemokraten für das Leben" (CDL), die zum Marsch aufrufen. Im Übrigen würden auch Junge Union und Senioren Union auf Bundesebene für die Teilnahme an der Demonstration der Abtreibungsgegner aufrufen.
Anschlag auf Kölner CDU-Büro
In der Nacht zum Freitag (15.9.) wurde das CDU-Büro in Köln mit einem Stein beworfen und mit Sprüchen beschmiert. Darin werden die Christdemokraten als "Fundis" bezeichnet und auch das Wort "Abtreibungen" kommt vor. Da es kein Bekennerschreiben gibt, sieht die Polizei aber keinen gesicherten Zusammenhang zu der Demonstration.
Unsere Quellen:
• Nachrichtenagentur dpa
• wdr.de-Interview mit Alexander Mandl (CDU)
• "Kirche + Leben": "Katholische Jugendverbände: 'Marsch für das Leben' boykottieren!" vom 14. September 2023
Über dieses Thema berichtet der WDR am 12.09. auch im Hörfunk auf WDR2.