Erste Anklagen nach Kölner Drogenkrieg

Lokalzeit aus Köln 09.01.2025 03:16 Min. Verfügbar bis 09.01.2027 WDR Von Markus Schmitz, Jochen Hilgers

Erste Anklagen nach Kölner Drogenkrieg

Stand: 09.01.2025, 20:37 Uhr

Ein gutes halbes Jahr nach Beginn des Kölner Drogenkriegs hat die Staatsanwaltschaft Köln dem Landgericht die ersten Anklagen vorgelegt. Wegen Freiheitsberaubung und schwerer Körperverletzung müssen sich drei Männer, darunter ein Heranwachsender, demnächst vor der Jugend-Strafkammer beim Kölner Landgericht verantworten.

Von Jochen Hilgers und Markus Schmitz

Den drei Beschuldigten wird vorgeworfen, am 25. Juni vergangenen Jahres mehrere Männer in einer Lagerhalle in Hürth bei Köln gefesselt und misshandelt zu haben. Ein weiterer mutmaßlicher Täter muss sich wegen Beihilfe an einer Entführung in Köln-Rodenkirchen verantworten.

Erste Anklagen nach Kölner Drogenkrieg

WDR Studios NRW 09.01.2025 00:47 Min. Verfügbar bis 09.01.2027 WDR Online


Drei Polizisten stehen vor dem Tatort

In diesem Haus in Köln-Rodenkirchen wurden die Entführten festgehalten

Die war Anfang Juli in einem Einfamilienhaus von einem SEK der Polizei beendet worden. Mehrere Männer hatten eine junge Frau und deren Cousin entführt und schwer gefoltert. Es war der Beginn des Kölner Drogenkriegs, der sich innerhalb einer Bande aus Köln-Kalk entwickelt hatte. Fälschlich hatten Ermittler zunächst Bezüge zur niederländischen sogenannten Mocro-Mafia hergestellt.

350 Kilo Cannabis entwendet

Eine Lagerhalle in Hürth bei Köln. Dort sollen unter anderen die Taten zur jetzt vorliegenden Anklage passiert sein.

Die Lagerhalle in Hürth bei Köln soll laut Anklage einer der Tatorte gewesen sein.

Den Hintergrund dieser Entführung bildet die Lieferung von 700 Kilo Cannabis aus den Niederlanden an die Drogenbande in Köln-Kalk. Von dieser Lieferung verschwand rund die Hälfte - also 350 Kilo Cannabis. Mehrere junge Bandenmitglieder sollen für die sichere Lagerung der 700 Kilo verantwortlich gewesen sein. In der Hürther Lagerhalle sollten sie offenbar Rede und Antwort stehen, wie ihnen die Hälfte des Cannabis abhandenkommen konnte.

Eskalation des Drogenkriegs

In der Folge eskalierte der Kölner Drogenkrieg. Anfang Juli kam es zu der Entführung mit schweren Folterungen in Köln-Rodenkirchen. Danach gab es zahlreiche Explosionen vor Wohnhäusern, Geschäften und einer Diskothek.

In Solingen detonierte ein Sprengsatz in der Hand eines offenbar angeheuerten 17-jährigen Niederländers. Der junge Mann starb an den Verletzungen. Nachdem die Polizei insgesamt 18 Männer festgenommen hatte, endete auch die Anschlagsserie quasi über Nacht.

Weiterer Durchbruch in den Ermittlungen um Kölner Drogenkrieg

00:29 Min. Verfügbar bis 20.12.2026

Diebstahl aus den eigenen Reihen

Kurz vor Weihnachten gab es einen Durchbruch bei den Ermittlungen. Die Polizei gibt an, dass offenbar ein 21-jähriger Deutsch-Algerier und Mitglied der Kalker Drogenbande das Cannabis mit Komplizen seinen eigenen Leuten gestohlen hatte. Wahrscheinlich hatte er versucht, sein eigenes Geschäft aufzuziehen.

Wohin die 350 Kilo Cannabis letztendlich verschwanden, weiß derzeit niemand. Der seit Juli inhaftierte Deutsch-Algerier hatte dazu monatelang geschwiegen. Vermutlich auch aus Angst vor Konsequenzen. 

Unsere Quellen:

  • Staatsanwaltschaft Köln
  • Landgericht Köln
  • Polizei Köln
  • WDR-Reporter vor Ort

Über das Thema berichten wir am 09.01.2025 im WDR Fernsehen der Lokalzeit aus Köln um 19.30 Uhr.