Auf diesen Tag haben viele Anwohner und Landwirte monatelang gewartet. Am Mittag hat Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath die Fähre "St. Michael" auf ihre erste Fahrt geschickt und damit ist nun auch die Rheinüberquerung von Menschen, Fahrrädern, LKW und Landmaschinen wieder möglich. Vor der ersten Fahrt wurde die Fähre noch gesegnet.
Großer Andrang bei erster Fahrt
"Die Fähre gehört einfach zu Hitdorf. Wie schön, dass sie jetzt wieder da ist", sagt Helga Hoyer. Schon zwei Stunden bevor die erste Fähre um 14 Uhr übersetzen sollte, war sie mit ihrem Mann Wilhelm Hoyer vor Ort. Die beiden wohnen in Monheim und haben die Fähre früher zum Beispiel häufig für das Überfahren mit dem Fahrrad genutzt.
Auch die anderen Fähren-Fans sind erleichtert, dass die Fähre wieder täglich alle 20 Minuten genutzt werden kann. "Ich denke, das bringt einfach auch Bewegung und Schwung in den Ort hier", sagt Gerhard Albrecht, der sich die erste Fahrt ebenfalls nicht entgehen lassen wollte.
Seit Ende 2023 war keine Überfahrt mehr möglich
Im Dezember vergangenen Jahres war die alte Fähre "Fritz Middelanis" havariert. Die Steuerung war kaputt gegangen, die Überfahrt war nicht mehr möglich. "Das war für uns alle ein ganz schöner Schock", sagte Oberbürgermeister Uwe Richrath während seiner Rede kurz vor der ersten Überfahrt der neuen Fähre. Für die Anwohner, Pendler und Landwirte bedeutete das einen Umweg von mindestens 30 Minuten, um von der einen Rheinseite auf die andere zu kommen.
Deshalb gab es schnell Unterschriften-Aktionen mit mehr als 12.000 Zustimmungen und eine Demo, um die Fährverbindung zu erhalten. Im Februar entschied dann der Stadtrat für den Erhalt der Autofähre. Oberbürgermeister Uwe Richrath bedankte sich bei den Levekusenerinnen und Leverkusenern, die sich für die Wiederaufnahme des Fährbetriebs stark gemacht hatten.
Platz für 250 Personen oder 18 Autos
Die neue Fähre St. Michael stellt jetzt die Verbindung zwischen Köln-Langel und Leverkusen-Hitdorf wieder her. 250 Personen oder 18 Autos können damit gleichzeitig übersetzen. Bisher war die Fähre St. Michael in der Nähe von Mainz im Einsatz. Sie ist 70 Jahre alt und damit sogar älter als die ehemalige Fähre "Fritz Middelanis".
Trotzdem war die Reparatur der alten Fähre laut Stadt Leverkusen keine Option, denn diese wäre unverhältnismäßig teuer geworden. Für den Kauf der neuen, alten St. Michael engagierte sich vor allem der Hitdorfer Heinz Brinkschulte. Er hatte für den Kauf der St. Michael rund 100.000 Euro beigesteuert. Dafür trug er sich heute ins Goldene Buch der Stadt ein und erhielt eine Plakette auf dem Schiff.
Fährfahrten – Ein Auslaufmodell?
Auch wenn die Überfahrt heute auf großes Interesse gestoßen ist, haben in den vergangenen Jahren immer weniger Menschen die Fähre zwischen Köln und Leverkusen genutzt. Während 2013 laut Hitdorf GmbH noch mehr als 125.000 Fußgänger mit der Fähre den Rhein überquert haben, waren es 2023 nur noch rund 94.000.
Auch die übergesetzten Autos wurden weniger: Im Jahr 2013 waren es mehr als 134.000 Autobesitzer, die das Angebot nutzten, zehn Jahre später nur noch gut 33.000. Nur die Zahl der übergesetzten LKW stieg von gut 2.000 im Jahr 2013 auf über 3.500 im Jahr 2023.
Warum die Fähre von Autofahrern und Fußgängern immer weniger genutzt wird, konnte Fährführer Frank Diehl nicht genau sagen. "Ich sehe nur, dass immer noch viele Menschen mit Freude und Dankbarkeit das Wasser überqueren. Und genau deshalb ist die neue Fähre so wichtig", sagte er dem WDR.
Quellen:
- Reporter vor Ort