Ein Jahr danach gedenken heute die Stadt und Angehörige der Opfer.
Die junge Familie hatte keine Chance
Die Tat sorgte bundesweit für Entsetzen: Ein junges Ehepaar und ihre beiden Kinder sterben in Solingen in ihrer Dachgeschosswohnung bei einem Brand, der mit Absicht gelegt wurde. Der geständige Täter hatte mindestens einen Liter Benzin im Hausflur hinter der Eingangstür verschüttet und angezündet. Die Flammen fraßen sich schnell durch das Holztreppenhaus, die Familie hatte keine Chance.
Gedenken am Brandhaus
Am Nachmittag hat die örtliche Ditib-Gemeinde der Toten gedacht. Direkt am Brandhaus an der Grünewalder Straße hat sie eine Gedenkstätte aufgebaut mit Blumen, Kerzen und einer Gedenktafel, auf denen die Namen und Geburtstage der getöteten Familie geschrieben stehen.
Rund 80 Menschen sind am Brandhaus zusammengekommen, darunter die Angehörigen der Opfer und die Überlebenden des Brandanschlags. Aber auch Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach und der türkische Generalkonsul aus Düsseldorf, Ali İhsan İzbul, haben an der Gedenkveranstaltung teilgenommen. Beide haben den Hinterbliebenen und ihren Familien ihr Beileid ausgesprochen.
Unsere Gedanken und Gebete sind bei Ihnen, der Familie, die vier Menschen verloren hat. Tim Kurzbach, Oberbürgermeister Solingen
Am frühen Abend gab es noch eine weitere Gedenkveranstaltung am Brandhaus. Die wurde von mehreren Veranstaltern organisiert - unter anderem vom Remscheider Kreisverband der Linken und dem Solinger Bündnis "bunt statt braun". Insgesamt waren rund 150 Menschen zusammengekommen, es wurden Reden gehalten, der Toten gedacht und anschließend sind die Teilnehmer geschlossen zum Neumarkt in Solingen marschiert. Dort hat sich die Veranstaltung dann nach und nach aufgelöst.
Die Spuren des verheerenden Brandes sind noch immer an der Fassade sichtbar. An der Hauswand sind Fotos der umgekommenen jungen Familie zu sehen.
Das Leid der Hinterbliebenen und Opfer
Bei dem Brand erlitten mehrere Hausbewohner zum Teil schwere Verletzungen. Ein weiteres junges Ehepaar hatte sich, gemeinsam mit ihrem Kind, nur mit einem Sprung aus dem dritten Stock retten können. Alle drei überlebten nur mit Glück und leiden noch immer an nicht ausgeheilten Schäden an Körper und Psyche. Auch sie sind beim heutigen Gedenken dabei.
Genau wie Emil und Gulka Z., die Eltern des in den Flammen umgekommenen Familienvaters. Im WDR-Interview erzählen beide, dass sie noch einen weiteren Sohn haben. Für ihn wollen sie weiterleben. Ansonsten sind sie verzweifelt und gebrochen. "Haben Sie schon mal lebende Tote gesehen? Das sind wir. Wie wir leben, wie wir überleben, wir haben keine Antwort darauf.“
Was war das Motiv?
Sie sind aus ihrer Heimat Bulgarien angereist, um am Prozess gegen den geständigen Täter als Nebenkläger teilzunehmen. An jedem Prozesstag müssen sie ertragen, ihm gegenüber zu sitzen. Die Frage nach dem "Warum" seiner Tat ist weiterhin nicht geklärt. Zunächst war von einem Streit mit der Vermieterin die Rede.
Jetzt gehen Staatsschutz und Gericht weiteren Hinweisen auf einen rassistischen Hintergrund der Brandlegung nach, nachdem auf einer Festplatte über 160 Karikaturen mit deutlich rechtsradikalen und rassistischen Motiven gefunden worden waren.
Einen Antrag, die Festplatten genauer zu überprüfen, lehnte das Gericht ab. Es argumentierte, dass sich daraus keine eindeutigen Aussagen über das Motiv der Taten ableiten ließen. Die Bilder seien lediglich Indizien, die keine direkte Verbindung zur Tat herstellen könnten.
Trotzdem erteilte das Gericht einem Polizeibeamten den Auftrag, weitere Informationen zu sammeln. Diese Überprüfung, die vom Nebenklageanwalt Antoniakis beantragt wurde, soll beim nordrhein-westfälischen Staatsschutz erfolgen. Erkenntnisse dazu soll es am nächsten Prozesstag Anfang April geben.
Unsere Quelle:
- Reporter vor Ort
Über dieses Thema berichtet der WDR am 25.03.25 auch im WDR Fernsehen: Lokalzeit Bergisches Land, 19.30 Uhr
Junge Familie stirbt durch Brandstiftung - Solingen gedenkt der Toten. WDR 2. 25.03.2025. 00:50 Min.. Verfügbar bis 25.03.2027.