Brand-Prozess in Solingen: Lebensgefährtin des Angeklagten sagt aus Lokalzeit Bergisches Land 05.03.2025 03:58 Min. Verfügbar bis 05.03.2027 WDR Von Wolfram Lumpe

Brand-Prozess in Solingen: Hinweise auf rechtsradikale Tendenzen

Stand: 10.03.2025, 15:27 Uhr

Im Prozess um den Tod einer vierköpfigen Familie in Solingen sind rechtsradikale Tendenzen des Angeklagten offenbar nicht mehr auszuschließen.

Von Wolfram Lumpe

Die Polizei hatte mehrere Festplatten des 40-Jährigen Angeklagten und seiner Lebensgefährtin ausgewertet. Dabei fanden sich laut Polizeiangaben mehr als 160 Fotos und auch Chatverläufe mit eindeutig rassistischen oder rechtsradikalen Motiven. Unklar sei allerdings, ob die Fotos ihm oder der Frau zuzurechnen seien.

Polizei findet rassistisches und rechtsradikales Material

Die Frau schloss in ihrer Aussage kategorisch aus, dass Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit Tatmotive sein könnten. Ihr Partner habe alles andere als rechte Ansichten gehabt.

Rauch drang aus den Fenstern der Wohnung in Solingen | Bildquelle: Wolfram Lumpe /grab

Nächste Woche soll möglicherweise das Urteil gegen den voll geständigen, 40 Jahre alten Angeklagten gesprochen werden. Es scheint klar, dass er es war, der mindestens einen Liter Benzin in das Holztreppenhaus des Mehrfamilienhauses an der Grünewald Straße gekippt und angezündet hat. Ein junges Ehepaar und dessen beide Kleinkinder hatten keine Chance, sie kamen in den Flammen ums Leben.

Nicht der erste Brand

Der Mann hatte schon zuvor zwei Brände gelegt hat. Im November 2022 an gleicher Stelle und bei einem anderen Haus. Dort erstickten die Flammen von selbst. Er selbst hat bisher nichts gesagt und auch das umfassende Geständnis im Prozess von seinen Anwälten vortragen lassen.

Unendliches Leid bei Überlebenden

Die Hausbewohner, die den Brand überlebt haben, leiden sehr unter dem Erlebten. Ayshe (22) und Nihat K. (26) mussten in der Brandnacht mit ihrem anderthalb Jahre alten Sohn in letzter Sekunde aus dem dritten Stock springen. Die Flammen hatten sie fast eingeholt.

Ayshe und Nihat K. | Bildquelle: WDR/ Lumpe

Nihat hielt den Jungen vor dem Bauch und schlug mit dem Rücken auf dem Dach eines vor dem Haus geparkten Autos auf. Ayshe stürzte auf das Pflaster. Sie musste 14 Mal operiert werden, Nihat brach sich unter anderem alle Rippen. Alle drei sind inzwischen halbwegs wohlauf - körperlich.

Psychisch haben sie die Brandnacht bei weitem nicht verkraftet, geschweige denn verarbeitet. Eine Verurteilung des Angeklagten wäre für sie ein wichtiger Schritt dorthin. "Wenn er im Gefängnis ist, dann hilft uns das auf jeden Fall. Und wir möchten auch, dass er bis zum Ende seines Lebens dort bleibt. Der Schmerz bleibt ewig", sagt Nihat.

Brand-Prozess in Solingen: Hinweise auf rechtsradikale Tendenzen WDR Studios NRW 10.03.2025 00:35 Min. Verfügbar bis 10.03.2027 WDR Online

Unsere Quellen:

  • Staatsanwaltschaft Wuppertal
  • Interview mit Ayshe und Nihat K.
  • Reporter vor Ort