In der Eifel-Gemeinde Kall kommen von Montag bis Donnerstag die höchsten Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland zusammen - um sich zu beraten, Gespräche zu führen und Beschlüsse zu fassen.
Von der päpstlichen Enzyklika zur Bundestagswahl
Die Liste an Themen, mit denen sich die Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe, Weihbischöfe und weitere Gäste beschäftigen wollen, ist lang: So steht auch der Umweltschutz auf der Agenda der Deutschen Bischofskonferenz und die Frage, welche Wirkung die Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus entfaltet hat. Das Schreiben, in dem der Papst zum Umweltschutz mahnt, wurde vor rund 10 Jahren veröffentlicht.
Außerdem wollen sich die Bischöfe mit der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche sowie der Lage der Christen im Nahen Osten befassen. Und dann sollen auch die Ergebnisse der Weltsynode diskutiert werden und ihre Bedeutung für den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland. In diesem Reformprozess beschäftigt sich die katholische Kirche unter anderem mit der Zukunft des Zölibats, der Rolle von Frauen in der Kirche und der Sexualmoral.
Auch politische Themen stehen auf der Agenda: Die Mitglieder der Bischofskonferenz wollen sich mit einer Einschätzung der Bundestagswahl und der Zusammenarbeit mit den demokratischen Parteien beschäftigen.
Vollversammlung in der Eifel: Bischöfe haben viel zu besprechen. WDR Studios NRW. 10.03.2025. 00:43 Min.. Verfügbar bis 10.03.2027. WDR Online.
Protestaktion geplant
Für den Montag haben Betroffene von sexueller Gewalt eine Protestaktion anlässlich der Vollversammlung geplant. Sie wollen nach Angaben des Evangelischen Pressedienstes (epd) Unterschriften einer Petition an den Klostermauern aufhängen, die rund 90.000 Menschen unterzeichnet haben. Darin wird die katholische Kirche dazu aufgefordert, auf die Einrede der Verjährung in Schmerzensgeldprozessen von Betroffenen zu verzichten.
Netzwerk Maria 2.0 sieht wenig Willen für Reformen
Den Umgang der katholischen Kirche mit Betroffenen von sexueller Gewalt sieht auch das Netzwerk Maria 2.0 kritisch. Maria 2.0. ist eine freie Initiative von Frauen in der katholischen Kirche in Deutschland. Maria Mesrian ist Mitglied im Netzwerk und zeigt im Interview mit dem WDR wenig Hoffnung, dass sich die Situation bald verbessert.
In der Vollversammlung kämen, so Mesrian, 60 geweihte Männer zusammen, deren Reformwille gering sei. Sie würde sich wünschen, "dass sich die deutschen Bischöfe mal für ein paar Jahre in eine Auszeit begeben und das Ruder Frauen und Männern überlassen, die die katholische Kirche in Deutschland wirklich demokratisch und gleichberechtigt nach vorne bringen könnten."
Premiere im Bistum Aachen
Die Vollversammlung der Bischofskonferenz findet immer zwei Mal im Jahr - im Frühling und im Herbst - statt und ist das höchste Gremium der katholischen Kirche in Deutschland. Dass sie zum ersten Mal im Bistum Aachen stattfindet, ist also nicht nur für das Bistum, sondern auch für die Gastgeber im Kloster Steinfeld ein besonderes Event. Seit Wochen laufen die Vorbereitungen, zum Beispiel Schönheitsreparaturen im Gästehaus. Die Anlage ist in der Zeit exklusiv für die Versammlung belegt.
Nach aktuellem Stand werden 59 Mitglieder der Bischofskonferenz anreisen, dazu kommen noch Mitarbeiter und weitere Gäste. Der Aachener Bischof Helmut Dieser sagte, er freue sich, seine Kollegen in der Eifel begrüßen zu dürfen. Die Sitzungen selbst sind nicht öffentlich, an den Gottesdiensten in der Klosterbasilika können aber alle Interessierten teilnehmen. Außerdem wird es einen Livestream zu den Pressekonferenzen geben.
Unsere Quellen:
- Bistum Aachen
- Deutsche Bischofskonferenz
- epd
- Interview mit Maria Mesrian (Maria 2.0) im WDR 5 Morgenecho
Über dieses Thema berichtet der WDR am 10.03.2025 auch im Hörfunk: WDR aktuell ab 06.05 Uhr, etwa auf WDR 2.