Weiteres Dokument belastet den Kölner Kardinal Woelki
Stand: 06.06.2023, 17:40 Uhr
Hat der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki bei einer Vernehmung vor Gericht die Wahrheit gesagt oder nicht? Dem WDR liegt ein bislang unbekanntes Schreiben vor, das Woelki in der Sache schwer belastet.
Von Markus Schmitz und Jochen Hilgers
In seiner Vernehmung vor Gericht hatte Woelki unter Eid ausgesagt, dass er in Bezug auf einen Priester, den er befördert hatte, zum Zeitpunkt der Befragung im März dieses Jahres nichts über die Vorwürfe wusste, die ein junger Mann gegen den Priester bereits Jahre zuvor erhoben hatte.
Kardinal Woelki war nach seiner Befragung vereidigt worden und hatte gesagt: "Ich schwöre, so wahr mir Gott helfe." Viele, die im Gerichtssaal dabei waren, haben bis heute Zweifel an dieser Aussage. Vor allem, weil Woelki im November 2018 einen vierseitigen, persönlich scheinenden Brief an den Leiter der Glaubenskongregation im Vatikan unterschrieben hatte.
Darin waren unter Punkt fünf die Vorwürfe des jungen Mannes gegen den Priester ganz genau beschrieben worden. Woelki hatte vor kurzem noch über seine Pressestelle mitteilen lassen, dass er das Schreiben unterschrieben, aber nicht gelesen habe bzw. sich jetzt nicht mehr an Einzelheiten erinnern könne.
Brief an Vatikan
Nun liegt dem WDR ein weiteres Schreiben vor, das ebenfalls aus November 2018 stammt. Unterzeichnet ist es vom damaligen Offizial des Kölner Erzbistums, Günter Assenmacher. Der Kernsatz des Schreibens lautet: "... wie vereinbart habe ich ein Dossier zusammengestellt, das der Herr Kardinal heute mit einem Begleitbrief über die Nuntiatur an die Glaubenskongregation auf den Weg gebracht hat, mit der Bitte um weitere Weisung."
Laut Assenmacher hat der Kardinal den Brief persönlich auf den Weg gebracht und war demnach aktiv an dem Vorgang beteiligt. Das würde seiner Aussage, den Brief lediglich unterschrieben zu haben, in Frage stellen.
Personalakte des beförderten Priesters
Das Schreiben, das nach WDR-Informationen auch der Kölner Staatsanwaltschaft vorliegt, ist offenbar der Auszug aus der Personalakte des betreffenden Priesters. Es gibt Einblicke über die Praxis des Erzbistums im Umgang mit Priestern, die sich Jugendlichen genähert haben.
In einer Spalte geht es auch um die "Vorwürfe gegen den Kleriker". Aufgelistet ist ein Fall aus dem Jahr 2001. Dort hatte der Priester sich am Kölner Hauptbahnhof mit einem jugendlichen Prostituierten getroffen.