Das Karnevals-Wochenende ist für viele Jecken der Höhepunkt im Jahr. Doch während die einen ausgelassen feiern, kann die schönste Karnevals-Sause für so manch anderen zum Alptraum werden.
Schnell sind KO-Tropfen ins offene Glas geträufelt; die Opfer sind wehrlos und können sich später an nichts mehr erinnern. Die Mitarbeiterinnen der Remscheider Frauenberatungsstelle "Indigo" des Sozialdienstes Katholischer Frauen kennen viele Beispiele.
Teststreifen gegen KO-Tropfen
Dabei gibt es Teststreifen, die einen Hinweis liefern. Die können vor allem dann nützlich sein, wenn man sein Getränk kurz unbeobachtet gelassen hat. Nicole Potenza von der Frauenberatungsstelle Indigo hat an diesen Karnevalstagen mit Kolleginnen vom Weißen Ring Teststreifen in Remscheider Kneipen verteilt. Sie sagt, dass solch ein Hinweis schützen kann. "Man kann dann die Leute in seinem Umfeld aufmerksam machen - und wenn etwas passiert, wissen alle Bescheid."
Aber manchmal ist es dafür schon zu spät. Viele Betroffene sind nach sexualisierter Gewalt oder einem Überfall traumatisierten und nicht in der Lage, zeitnah zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten. Erst später eine Tat anzuzeigen, ist aber schwierig. Allein die mündliche Aussage bei der Polizei reicht nicht aus, um gegen mögliche Täter juristisch vorzugehen.
Spuren werden anonym gesichert
Genau dafür gibt es die Anonyme Spurensicherung (ASS), die in vielen Kliniken in NRW angeboten wird, auch in Remscheid, Solingen und Wuppertal. Dort können sich Betroffene schnell und anonym untersuchen lassen. Geschulte Ärztinnen und Ärzte sichern Spuren wie Sperma, Haare und DNA, dokumentieren Verletzungen und schicken diese dann zur Rechtsmedizin in Düsseldorf.
Diese Spuren werden bis zu zehn Jahre lang aufbewahrt und können in dieser Zeit als Beweismittel genutzt werden, wenn es zu einer Anzeige und einem Gerichtsverfahren kommt. Nicole Potenza von der Frauenberatungsstelle Indigo des Sozialdienstes Katholischer Frauen sagt, das sei eine große Entlastung für die Betroffenen.
"Viele müssen sich nach sexualisierter Gewalt erst mal sammeln. Das letzte, woran sie denken, ist, die Spuren zu sichern oder zur Polizei zu gehen." Viele machten sich Vorwürfe, Scham sei eine große Hemmschwelle. "Die Möglichkeit zu haben, ins Krankenhaus zu fahren und sich dort anonym untersuchen zu lassen, macht es den Betroffenen einfacher", sagt Potenza.
Betroffene haben mehr Zeit
Wer Opfer von sexualisierter Gewalt ist, kann sich sofort telefonisch in den Krankenhäusern wie dem Sana-Klinikum in Remscheid melden und die so genannte ASS ankündigen. Anschließend sollten Betroffene direkt, ohne zu duschen oder sich umzuziehen, mit Wechselkleidung in die Klinik fahren.
Die Polizei wird vorerst nicht eingeschaltet. Betoffene können sich in Ruhe untersuchen lassen und bekommen auch vor Ort Beratung. Und das kann im Zweifel den Ausschlag geben, um eine möglichen Vergewaltiger anzuzeigen und vor Gericht zu bringen.
Über dieses Thema berichten wir heute im WDR Fernsehen: Lokalzeit Bergisches Land, 19.30 Uhr.