"Kirchenaustritte" - da kommen vielen Menschen vermutlich als erstes enttäuschte Katholiken in den Sinn, die nach Missbrauchsskandalen der Glaubensinstitution den Rücken kehren. Doch auch die evangelische Kirche ist weder frei von derartigen Skandalen noch von Kirchenaustritten.
Im Gegenteil: Für den Evangelischen Kirchenkreis Bonn ist der Mitgliederschwund seit Jahren nichts Neues. "Es ist ein Trend, den man definitiv nicht aufhalten kann", sagt Pressepfarrer Joachim Gerhardt. Es gebe auch kein Patentrezept dagegen. "Da, wo wir sind, müssen wir gute Arbeit leisten", findet er.
Auf jedes neue Mitglied kommen fünf Austritte
Tatsächlich bekommt die Kirche seinem Erleben nach auch positives Feedback - zu Beerdigungen, Konfirmandenunterricht. Doch der Automatismus sei nicht mehr da, dass fast jeder in einer Kirche Mitglied ist und bleibt - auch wenn er oder sie längst nicht mehr im Gottesdienst auftaucht.
Zwar gibt es noch Wiedereintritte oder auch Wechsler von der katholischen Kirche. Doch: Auf jedes neue Mitglied kommen laut Joachim Gerhardt fünf Austritte. 2023 waren es nach Angaben des Bonner Amtsgerichts rund 1.700 Protestanten, die der Kirche den Rücken kehrten. Von den Katholiken waren es rund 3.100.
Austrittzahlen auf hohem Niveau - Gemeinden fusionieren
Ganz ähnlich sehen die Zahlen vom Siegburger Amtsgericht aus: Hier verlor die evangelische Kirche ebenfalls rund 1.700 Mitglieder, die römisch-katholische rund 3.000. Zwar sind es im Vergleich zum Vorjahr weniger Austritte, aber: Das Niveau bleibt hoch.
Auch ist der Mitgliederschwund kein auf Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis begrenztes Problem: Im Kreis Euskirchen führt er zu Fusionsverhandlungen - die evangelischen Gemeinden in Euskirchen und Weilerswist planen, sich zu einer Gemeinde zusammenzuschließen.
Über dieses Thema haben wir am 31.01.2024 im WDR Hörfunk in der WDR2-Lokalzeit und im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Köln.