Zum Prozessauftakt hat der Angeklagte angekündigt, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Und zwar am nächsten Verhandlungstag, wie sein Anwalt Rainer Pohlen mitgeteilt hat. Seinem 25-jährigen Mandanten aus Erkelenz wird Totschlag vorgeworfen.
Laut Anklage hatte der Beschuldigte in den frühen Morgenstunden des 2. September einen 20-Jährigen aus Grevenbroich nach einem Streit unvermittelt erstochen. Zuvor soll der Angeklagte auf der B59 in Höhe der Autobahnanschlussstelle Jüchen das Auto des Opfers mit seinem Auto gerammt haben. Der Grund für den Konflikt ist unklar. "Grundlos habe der Angeklagte von vorne seinem Opfer ein Messer in die Brust gerammt, worauf der Mann noch am Tatort verblutet sei", heißt es in der Anklageschrift.
Bisher hat der 25-Jährige zu den Vorwürfen geschwiegen. Dafür soll sein Verteidiger im Ermittlungsverfahren erklärt haben, nicht sein angeklagter Mandant, sondern dessen Beifahrer habe damals die Tat begangen. Dieser Beifahrer ist aber laut Gericht bisher nicht gefunden worden.
Diese Tatversion passt nicht zu einer Textnachricht des Angeklagten, in der er schreibt, er habe in Notwehr gehandelt.
Bruder des Opfers als Zeuge im Prozess
Der Angeklagte selbst machte heute nur Angaben zu seinem persönlichen Werdegang. Er sei in Neuss geboren, nach der Schule wegen falscher Freunde auf die schiefe Bahn geraten und habe erst nach Verbüßung einer Jugendhaftstrafe zurückgefunden. „Anfang 2024 habe ich mich mit einem Reinigungsservice selbständig gemacht – mit bis zu fünf Mitarbeitern auf Minijob-Basis.“
Im Anschluss wurde der ein Jahr ältere Bruder des Getöteten als Zeuge gehört. Er schilderte den 20-jährigen Dachdecker als hilfsbereiten, freundlichen jungen Mann. „Wir wollten uns gemeinsam mit dem Handwerk selbständig machen.“
Heimtückischer Mord
Das Gericht schließt auch heimtückischen Mord nicht aus. Dann würde dem Erkelenzer eine lebenslange Haftstrafe drohen. Die Begründung des Gerichts: Der Angeklagte habe ohne jede Vorwarnung und in nächster Nähe zum Opfer das Messer gezogen und zugestochen. Hieraus - so die Richter im Vorfeld des Prozesses - ergebe sich der Vorwurf der Heimtücke. Denn für das 20-jährige Opfer sei der Messerangriff völlig unerwartet gekommen. Eine Chance, sich zu wehren, habe das Opfer nicht gehabt.
Noch viele offene Fragen
Auch nach dem Prozessauftakt sind noch viele Fragen offen. Eine der wichtigsten: Warum verschweigt der Angeklagte die Identität seines Beifahrers? Und: Welches Motiv steckt hinter der Tat? Wie konnte eine Situation im Straßenverkehr so eskalieren? Fünf Verhandlungstage hat das Landgericht zur Wahrheitsfindung angesetzt. Das Urteil wird für Ende März erwartet.
Unsere Quellen:
- Landgericht Mönchengladbach
- Reporter vor Ort
Prozess: Verfolgungsjagd und tödlicher Messerstich. WDR Studios NRW. 12.02.2025. 00:40 Min.. Verfügbar bis 12.02.2027. WDR Online.