Kinder auf Inlineskates rollen an diesem Montagmorgen über die Lindenbornstraße in Köln-Ehrenfeld, wo sich sonst die Autos drängen. Während eine Mutter mit ihren Kindern im Lastenrad in die Straße einbiegt, muss ein weißer Lieferwagen stehen bleiben. Ein Polizeibeamter hält den Fahrer an und klärt über die neue Regelung auf. "Endlich Schulstraße", schreiben ein paar Grundschüler mit bunter Kreide auf die Straße.
Die Lindenbornstraße ist eine von zwei Straßen, die Köln in einer einjährigen Testphase zu Schulstraßen deklariert hat. Montag bis Freitag werden sie jeweils zu Schulbeginn von 7:45 bis 8:30 Uhr und zu Schulende von 14:45 bis 15:15 Uhr mit einer Absperrbake für Autos gesperrt.
So soll der Schulweg für Grundschulkinder der Vincenz-Statz- und der Lindenborn-Grundschule sicherer werden. "Damit wollen wir auch die Sicherheit für Eltern wiederherstellen, damit sie ihre Kinder nicht mehr bis vor die Tür bringen müssen, sondern alleine zur Schule gehen lassen", sagt Ascan Egerer, Verkehrsdezernent der Stadt Köln.
Mehr Selbstständigkeit für Kinder
Den Schulweg alleine zu bestreiten, habe viele Vorteile für die Kinder, erklärt Karin Leusner, die Schulleiterin der Vincenz-Statz-Grundschule. "Kinder werden selbstständiger, bekommen frische Luft um die Nase und können sich schon vor dem Unterricht mit ihren Freunden unterhalten." In der Schule seien sie dann fitter und entspannter.
"Sonst komme ich mit dem Auto, aber heute bin ich mit meiner Mutter zur Schule gelaufen", erzählt die Viertklässlerin Ahunisa. "Ich finde es toll, dass hier heute keine Autos lang fahren, weil der Weg dann viel sicherer ist"; sagt sie.
Aber trotz Schulstraße fahren ein paar Elterntaxen vor die Absperrung, um ihre Kinder rauszulassen: Ein Vater erklärt, dass er heute eine Tochter in die Schule und seine andere Tochter in den Kindergarten bringen müsse. Beides hätte er heute zu Fuß zeitlich nicht geschafft – er nehme aber nicht jeden Tag das Auto. Der Vater sagt: "Bei der Schulstraße geht es nicht nur um Elterntaxen, sondern darum, dass weniger Menschen durch die Straßen fahren, die nicht zur Schule müssen."
Schulstraßen gegen morgendlichen Stress
In Köln hatte sich die Initiative Kidical Mass intensiv für Schulstraßen eingesetzt. Auch Karin Leusner wartet schon lange auf die Umsetzung des Projekts. Sie ist seit 20 Jahren Schulleiterin der Vincenz-Statz-Grundschule. Seitdem sei der Verkehr immer mehr und immer stressiger geworden. Es gebe viele Elterntaxis, aber auch viel Durchgangsverkehr. "Viele sind hier morgens im Stress, parken in den gesperrten Bereichen und in zweiter und dritter Reihe und dahinter stehen die, die schnell durchfahren wollen und Druck aufbauen."
Das ergebe eine angespannte Situation, die für Kinder nicht sicher sei. "Wir wünschen uns, dass Kinder morgens frisch und aktiv zur Schule kommen und nicht gepolstert aus einem warmen Auto oder mit Angstgefühlen", sagt Leusner.
Kommende Woche soll zusätzlich zur Lindebornstraße auch die Straße "Am Pistorhof" an der Maria-Montessori-Schule in Köln-Ossendorf abgesperrt werden. In einem Jahr wird die Stadt Köln das Projekt anhand von Verkehrsbeobachtungen und Gesprächen mit Schulmitarbeitenden, Eltern, Kindern und Anwohnern auswerten und nach einer dauerhaften Lösung für Schulen suchen.