Charles Antosiewicz hat extra den langen Weg aus der Schweiz auf sich genommen. Er will persönlich dabei sein, wenn vor dem ehemaligen Haus der Großeltern an der Eupener Straße in Aachen Stolpersteine verlegt werden. Sein Großvater Otto Ganz war ein Tuchfabrikant, er und etliche aus der Familie wurden durch die Nationalsozialisten zwischen 1941 und 1944 ermordet.
Das Einzige, was der Enkel von seinem Großvater besitzt, ist ein Brief, den der jüdische Fabrikant einen Tag vor seiner Deportation an die Tochter geschrieben hat - später vom KZ Theresienstadt abgeschickt – mit einem Zensurstempel der Wehrmacht.
Erinnern ist wichtig für die Zukunft
20 Ehrenamtler vom Verein „Gedenkbuchprojekt“ erforschen seit mehreren Jahrzehnten die Biografien von Aachenern, die von den Nazis verfolgt und ermordet wurden. Die Rechercheure machen das aus Überzeugung, so wie Bettina Offergeld.
"Das sind Menschen, die in der Nachbarschaft gelebt haben, die mit unseren Großeltern gemeinsam zur Schule gegangen sind. Sie waren in erster Linie Deutsche und Aachener. Und warum wird man aufgrund des Jüdischseins verfolgt?"
Mit Stolpersteinen das Schicksal sichtbar machen
Geigenklänge eines Schülers des Gymnasiums „Viktoriaschule“ bei der Stolpersteinverlegung für Otto Ganz, den ermordeten Aachener Tuchfabrikanten, seine Tochter Erika und die Schwiegermutter Regine Grüneberg. Charles Antosiewicz ist gerührt: die Aachener Leute vom Gedenkbuchprojekt machen ein kleines bisschen das Schicksal der Verwandten öffentlich.
Bettina Offergeld und die anderen Aachener ehrenamtlichen Geschichtsforscher wollen aber noch weiter machen. Nach ihren Angaben sind bisher erst 250 Biografien von 900 ermordeten Aachenern aufgearbeitet.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Gedenkbuch-Verein Aachen