Um kurz nach acht am Montagmorgen der erste lange Stau. Vor Zalando im Regiopark Mönchengladbach stehen die LKW in zwei Reihen. Weil etwa ein Drittel der Mitarbeiterinnen heute und morgen (09./10.09.2024) streikt, verzögert sich die Warenannahme im Logistikzentrum.
Zweiter Streik in diesem Jahr
Die Gewerkschaft Verdi hat schon zum zweiten Mal in diesem Sommer zum Streik aufgerufen. Sie fordert den Abschluss eines sogenannten Anerkennungs-Tarifvertrags mit dem Versandhändler. Damit würden die Regelungen der Flächentarifverträge des Einzelhandels in Nordrhein-Westfalen auch für die Beschäftigten bei Zalando gelten.
"Im Gegensatz zum Tarifvertrag, der 37,5 Stunden vorsieht, müssten die Beschäftigte am Lagerstandort mindestens 40 Stunden pro Woche arbeiten“, sagt Guido Meinberger, Gewerkschaftssekretär bei Verdi. "Darüber hinaus hätten die Beschäftigten nur einen Anspruch auf 26 statt auf 30 Urlaubstage.“
Zalando will "innerbetriebliche Lösung“
Der Modehändler lehnt einen Tarifvertrag ab und teilt auf WDR-Nachfrage mit: "Wir glauben fest an flexible, innerbetriebliche Lösungen und den direkten Austausch aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit- und untereinander. Zalando orientiert sich in den Logistikzentren an branchenüblichen Vergütungen für Logistiktätigkeiten und berücksichtigt dabei verschiedene interne und externe Faktoren“.
Den Mitarbeitern reicht das nicht. Etwa 150 sind am Montagmorgen beim Schichtwechsel um acht Uhr nicht an ihren Arbeitsplatz gegangen, sondern vor dem Werk geblieben, um Flagge zu zeigen.
Manche von ihnen lebten am Existenzminimum, sagt Rainer Geiser, Sprecher der Vertrauensleute bei Zalando in Mönchengladbach. "Wir haben Mitarbeiter bei Zalando, die haben einen zweiten Job. Es gibt Nachtschichtler, die gehen nach der Schicht noch Briefe sortieren. Das kann nicht sein.“
Kaum Einschränkungen für Kunden
Für die Zalando-Kunden dürften sich die Einschränkungen heute in Grenzen halten. Denn Mönchengladbach ist der einzige Standort, an dem heute gestreikt wird. Zu Verzögerungen kommt es aber voraussichtlich an der Warenannahme. Die LKW-Schlange vor Zalando hatte sich um 8.30 Uhr schon wieder aufgelöst.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Gewerkschaft Verdi
- Zalando Mönchengladbach
Über dieses Thema berichtet der WDR am 09.09.2024 auch im Fernsehen in der Lokalzeit aus Düsseldorf und im Radio auf WDR 2.