Am Montagabend steht Mai im Spendenlager an der Kölner Marktstraße mit einigen Mitstreiter*innen im Kreis - die letzten Vorbereitungen für die Demonstration laufen. "Wir sind eine große Familie", so die Vorsitzende. Immer wieder kommen Menschen herein. Um eine Tasche mit warmer Winterkleidung oder auch Geldspenden zu bringen. Linda begrüßt sie herzlich, bedankt sich, beantwortet Fragen und wirbt um Spenden - um ihren Landsleuten in der Ukraine im Krieg mit dem Nötigsten helfen zu können.
Krieg und Hilfe: Es hört nicht auf
Liudmila packt - zusammen mit Taia, die aus Charkiv stammt - warme Pullover, Socken, dicke Winterjacken, Mützen und Schlafsäcke ein. Winterklamotten, die später von Männern wie Horst, Wolf oder Lucas zu Gaskochern, Kerzen, Batterien und auch Stromgeneratoren auf Lkw geladen werden. Plus immer wieder medizinischem Material und Notfallrucksäcken für Verletzte nach russischen Bombenangriffen.
Denn es hört nicht auf. "Jeden Tag wird Charkiv bombardiert" erzählt Taia mit Tränen in den Augen und zeigt mir auf ihrem Handy ihr zerstörtes Wohnviertel in der Heimat. "Wir möchten einfach, dass es aufhört", pflichtet ihr Liudmila bei, die von Anfang an fast täglich hier hilft. "Aber gerecht", sagt sie noch dazu.
Da kommen Wut und Hilflosigkeit auf
Es habe ihn wirklich so wütend gemacht, erzählt Horst Albers, der die Stelle des Blau-Gelben Kreuz in Rheine betreut und heute wegen der Demo in Köln ist. Als er in Kiev mit eigenen Augen eine in Schutt und Asche gelegte Kinderkrebsklinik gesehen habe, habe er sich derart hilflos gefühlt: "Das kann man gar nicht fassen", sagt auch er mit feuchten Augen. Und sein Kollege Wolf Reyscher aus Übach-Palenberg stimmt ihm zu. Zusammen sind die beiden schon mehrfach im Konvoi mit in die Ukraine gefahren, um die Hilfsgüter direkt zu den Menschen zu bringen.
Bitte der Helfenden: "Nicht nachlassen"
Alle diese Helfer*innen sind sich einig mit der Bitte, dass viele Menschen diese Hilfsgütertransporte auch weiter unterstützen mögen. "Schulen könnten alle Kinder und Eltern bitten, mal in die Schränke zu schauen. Die Jacke, die da hängt, macht den Schrank nicht warm" - einem Kind im Krieg helfe sie aber sehr. Denn gerade jetzt, wo mit dem Kälteeinbruch "Putin gezieltes Energiebombardement macht", wie Linda Mai es formuliert, brauchen die Leute vor Ort warme Sachen und Generatoren. Und medizinisches Equipment natürlich.
Heute keine Toten
Und dafür ist hier im Spendenlager mit anderen zusammen auch Lucas zuständig. Am zehnten Kriegstag sei er beim Blau-Gelben-Kreuz eingestiegen, erzählt der 21-jährige Student. Und habe dann sein Studienfach gewechselt: Jetzt macht er eine duale Ausbildung in Sachen Logistik. "Ich weiß einfach, dass das, was wir hier machen, direkt ankommt bei den Leuten. Dass unsere medizinischen Sachen Menschenleben retten". Denn oft bekämen sie ja auch Infos direkt nach Angriffen, wo es dann hieße:
Hoffnung bleibt
Die Hoffnung halte sie auf den Beinen. Und das Gefühl, helfen zu können, Not zu lindern, sagt Liudmila. Die Hoffnung darauf, dass dieser Krieg - durch was auch immer - aufhören möge und bis dahin die Menschen hierzulande weiter solidarisch bleiben.
So wie Frau S., die hereinkommt und Kleidung UND Geld bringt. Denn sie sei ein Glückskind, sagt die alte Dame. Sie habe als Baby im Kinderwagen in einem der letzten Bombenhagel 1945 in Berlin als einzige von 16 Personen eines Hauses überlebt. Am Abend wollen sie alle zusammen zur Demonstration gehen.
Unsere Quellen:
- Blau-Gelbes Kreuz e.V.
- Reporterin vor Ort