Das Bundeskriminalamt hatte am Ostermontag vergangenen Jahres Mitglieder einer mutmaßlichen Terrorzelle bei einem Besuch der Deutzer Kirmes in Köln beschatten lassen. Die Männer sollen dort Fahrgeschäfte getestet und Fotos gemacht haben. Das BKA soll davon ausgegangen sein, dass die mutmaßlichen Terroristen abklären wollten, ob die Kirmes als Anschlagsziel in Frage kommt.
Monate später wurden die Verdächtigen von deutschen und niederländischen Sicherheitsbehörden festgesetzt. Die Kölner Polizei erfuhr erst in dieser Woche aus Medienberichten von der Observierung der mutmaßlichen Islamisten auf der Osterkirmes. Darüber hatte zuerst der Kölner Stadtanzeiger berichtet.
Gespräche auf Bundesebene dazu stehen an
Aus Kreisen der Polizei heißt es, diese Information wäre zur Einschätzung der Sicherheitslage auf der Kölner Herbstkirmes im Stadtteil Deutz wichtig gewesen. "Wenn mutmaßliche Terroristen in Köln eine Kirmes ausspähen, müssen wir das erfahren, damit wir die Menschen bei Kirmes-Veranstaltungen schützen können", sagte ein Insider dem WDR.
Die Tatsache, dass das BKA der Kölner Polizei den Besuch der Verdächtigen auf der Osterkirmes verschwiegen hat, soll jetzt in Gesprächen mit den Sicherheitsbehörden des Bundes thematisiert werden.
Lage am 22. Dezember am Kölner Dom
Höchst unzufrieden ist die Kölner Polizei auch mit der Informationspolitik des BKA zu der Bedrohung des Kölner Doms. Köln hatte erst am späten Abend des 22. Dezember einen Hinweis auf mögliche islamistische Anschlagspläne bekommen. Das BKA soll versucht haben, die Sache klein zu halten. Es sollten so wenig Informationen wie möglich an die Öffentlichkeit weitergegeben werden, habe das BKA gefordert.
Die Kölner Polizei bewertete die Lage aber anders und ließ die Umgebung des Doms von schwer bewaffneten Beamten sichern, die Kathedrale auf Sprengstoff durchsuchen und den Zugang zum Dom beschränken. Außerdem informierte die Polizei die Öffentlichkeit über die Hintergründe der Sicherheitsmaßnahmen.
Scheibchentaktik des Bundeskriminalamts
Einzelheiten zu den tatverdächtigen Islamisten und ihren Plänen erfuhr die Kölner Polizei nach Angaben eines Insiders aber in den vergangenen zwei Wochen nur scheibchenweise vom BKA. Erst zwei Tage vor Silvester soll das BKA leitenden Beamten in Köln mitgeteilt haben, dass die mutmaßlichen Terroristen den Anschlag mit einem Auto begehen wollen. In aller Eile ließ die Kölner Polizei die Tiefgarage unter dem Dom durchsuchen und die Gegend nach verdächtigen Fahrzeugen absuchen.
BKA weist Kritik zurück
Das Bundeskriminalamt weist die Kritik auf WDR-Anfrage zurück. Das BKA stehe seit Bekanntwerden des Sachverhaltes mit den NRW-Landesbehörden in Kontakt, heißt es in einer schriftlichen Antwort. "Eine Anweisung des Bundeskriminalamts an Behörden des Landes Nordrhein-Westfalen, die Bevölkerung nicht über die Terrorgefahr zu informieren, gab es nicht und ist dem Bundeskriminalamt auch nicht bekannt." Die Entscheidung, Maßnahmen zur Gefahrenabwehr zu ergreifen oder öffentlich auf Gefahren hinzuweisen, sei zudem grundsätzlich Aufgabe der Landesbehörden.
Zu weiteren Einzelheiten gibt das Bundeskriminalamt keine Auskunft und verweist auf das laufende Ermittlungsverfahren.
Wir berichten über dieses Thema auch im WDR Hörfunk.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter
- Bundeskriminalamt