Wohnraum genau dort schaffen, wo Häuser schon dicht an dicht stehen - in der Innenstadt. Genau das sieht das "Bündnis Wohnen Bonn" als wichtigen Baustein, um der Wohnungsnot langfristig zu begegnen. Gleichzeitig sieht das Bündnis darin eine Möglichkeit, die Innenstadt zu beleben.
Das Schlüsselwort: Nachverdichtung
Hinter dem Bündnis stehen mehrere Interessen- und Wohlfahrtsverbände. Konkret: der Deutschen Gewerkschaftsbund, der Deutsche Mieterbund, AWO, Caritas, Diakonie und der Paritätische Wohlfahrtsverband. Sie hatten die Uni Bonn beauftragt, zu untersuchen, wie mehr Wohnraum in innenstadtnahen Lagen geschaffen werden kann.
Die Grundsituation beschreibt die Studie so: Die Einwohnerzahl von Bonn wächst. Damit die Mieten durch knappen Wohnraum nicht immer weiter steigen, braucht es neue Siedlungen - hier stößt die Stadt aber an Grenzen. "Die Verwaltungen der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises haben nach längeren Gesprächen vermeintlich festgestellt, dass Bauen im Außenbereich politisch nicht durchsetzbar sei", heißt es in der Studie. Die Antwort daher: Nachverdichtung direkt in der Stadt.
Wohnen im Bunker oder über dem Discounter
Nachverdichtung, das heißt in erster Linie: bestehende Gebäude in die Höhe erweitern oder Flächen umnutzen. Supermärkte würden teils schon auf solche Konzepte setzen: Die Studie zeigt Beispiele aus Berlin oder Pforzheim, wo Discounter das Erdgeschoss nutzen, während sich in den Etagen darüber Wohnungen oder auch eine Kita befinden. Auch eine erste Bestandsaufnahme für Bonn ergibt, dass so etwas in der Innenstadt noch an mehreren Stellen möglich sein könnte.
Insgesamt attestiert die Studie Bonns Innenstadt erstmal aber wenig Potenzial für eine Nachverdichtung. So bewerten es Experten der Stadtverwaltung in den zugrundeliegenden Interviews. Einige Flächen werden hingegen konkret genannt für eine Umgestaltung: Das Parkhaus Stiftsgarage, der Windeckbunker und - ganz vorsichtig formuliert - "unter Umständen das Stadthaus".
"Ein Hauch mehr Fantasie" wäre wünschenswert
Das Bündnis Wohnen will nun, dass die Stadt umfassend analysiert: Wo gibt es Leerstand? Wo gibt es Potenziale zur Nachverdichtung? Außerdem vermisst das Bündnis eine langfristige Strategie zur Wohnraumschaffung in Bonn - und fasst in der Studie zusammen: "Es ist klar, dass die Stadt Bonn grundlegende Probleme, wie exorbitante Mieten oder komplizierte rechtliche Rahmenbedingungen, nicht alleine lösen kann. Nichtsdestotrotz wäre ein Hauch mehr Fantasie, was die Ideen zum Umgang mit dem Status Quo angeht, wünschenswert gewesen."
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Unsere Quellen:
- Bündnis Wohnen Bonn
- Deutscher Mieterbund Bonn/Rhein-Sieg/Ahr e.V.
- Studie Malte Bendel, Geographisches Institut der Universität Bonn