Vor nicht mal einem Jahr ist der frisch restaurierte Kirchturm fertig gestellt worden. Für die Sanierung hatten auch Gemeindemitglieder gespendet, und zwar mehrere tausend Euro. So wollten sie ihre Kirche retten. Dass ihr Gotteshaus jetzt verkauft werden soll, ist ein Schock. Viele hatten von der Schließung erst aus den lokalen Medien erfahren - so wie Martin Quel.
Deshalb spendete er auch für die Sanierung des Kirchturms. Jetzt ist er enttäuscht, dass seine Heimatkirche verkauft werden soll. Die Sanierung des Kirchturms kostete insgesamt zwei Millionen Euro. Allein von Bund und Land kamen 600.000 Euro. Wie die Vorsitzende des Presbyteriums, Dorothee Kleinherbers-Boden, versichert, muss die evangelische Kirche das Geld im Fall eines Verkaufs nicht zurückzahlen.
Finanzielle Lage verschlechtert
Der Kirchengemeinde in Wuppertal-Elberfeld geht es wie vielen im Land: Immer weniger Mitglieder, immer weniger Einnahmen und steigende Kosten. Die finanzielle Lage habe sich extrem verschlechtert, sagt die Vorsitzende des Presbyteriums. Das sei so nicht absehbar gewesen, als noch für die Kirche gesammelt wurde und auch nicht während der Zeit der Sanierung, sagt Kleinherbers-Boden: "Wir haben lange versucht, die Kirche zu vermieten - an Musiker und Orchester. Das hat leider nicht geklappt. Wir müssen verkaufen."
Ausverkauf der Kirchengebäude?
In Wuppertal-Katernberg will die Kirche auch das evangelische Gemeindehaus in den Birken verkaufen - ein Filetstück in absoluter Traumlage. Im großen Backsteinhaus mit riesigem Garten treffen sich Chöre, Spiel- und Bastelgruppen sowie die Ferienbetreuung der Diakonie.
Und es gibt einen Mieter: Peter Reinhold zog ins Dachgeschoss, als er plötzlich allein mit seinen drei Kindern da stand. Der damalige Pfarrer hatte immer ein offenes Ohr für ihn und er vermittelte ihm die bezahlbare Wohnung. Dass das Gemeindehaus jetzt verkauft werden soll, hatte er zufällig vom Nachbarn erfahren. Erst danach kam die Mail der Kirchenverwaltung. " Ich hätte mir einen Kontakt auf Augenhöhe gewünscht," sagt Reinhold.
Verkauf als einzige Lösung
Das Presbyterium sieht keine andere Lösung als den Verkauf des Gemeindehauses in Wuppertal-Katernberg und der Kirche am Kolk in Elberfeld. Die Kirche geht davon aus, dass die Zahl der Gemeindemitglieder weiter sinkt. Rund um die Kirche in der Elberfelder City würden auch kaum noch evangelische Familien wohnen.
Der Verkauf als einzige Lösung - Kirchenmitglieder wie Martin Quel bezweifeln das. Er kritisiert vor allem, dass die Kirche die Mitglieder nicht informiert hat. "Gemeinsam könnte man vielleicht eine Alternative finden - oder wenigstens Ideen austauschen."
Immerhin wollen die Verantwortlichen festlegen, wie die Kirche am Kolk künftig genutzt werden soll. Die ehemalige Kirche als Club oder Kletterhalle - das jedenfalls soll es nicht sein.
Quellen:
- Reporterin vor Ort