Eine Frau legt auf einem Tisch verschiedene Karikaturen bereit.

Zum Charlie Hebdo-Gedenken zeigen Künstler Ausstellung im Ruhrgebiet

Stand: 07.01.2025, 14:32 Uhr

Zehn Jahre nach dem Anschlag auf die Pariser Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo zeigen Museen im Ruhrgebiet bissige Karikaturen.

Die Karikaturen beschäftigen sich mit Religionskritik. In den Ausstellungen in Oberhausen und Dortmund fordern Künstler Toleranz statt Zensur.

Wettbewerb zum Jahrestag

Im Foyer der Galerie Ludwig im Schloss Oberhausen sind Dutzende Cartoons mit blasphemischem Spott zu sehen. Ergebnis eines Wettbewerbs, den das Museum anlässlich des Jahrestages des Terroranschlags auf die Redaktion der Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo ausgelobt hat. Zehn Mitarbeiter des französischen Magazins waren damals in Paris nach der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen von Islamisten getötet worden.

Die Lust an der Blasphemie

Die Karikatur zeigt voll verschleierte Frauen auf einem Fußballfeld. Niemand weiß, unter welchem Gewand sich der Fußball befindet.

Einer der Cartoons zeigt Frauen, die in Vollverschleierung Fußball spielen – zu sehen in den identischen Ausstellungen in Oberhausen und im Dortmunder U. Der Cartoon witzelt über ein Problem muslimischer Kleidung: Der Fußball ist nämlich unter irgendeinem Gewand verschwunden. Eine andere Karikatur zeigt Jesus am Kreuz, der noch schnell ein Selfie seines Leidens macht. Die Lust an der Blasphemie als Kunstform wird in der Schau gefeiert. Der etwas sperrige Titel: Die Freiheit der Kunst – zehn Jahre nach "Je suis Charlie".

Demokratie muss Spott ertragen

Der Düsseldorfer Satiriker hält eine Figur in Form eines Papstes in den Händen. Auf der Figur steht: Das Kernproblem die katholische Kirche.

Solch böser Spott, genauer: Gotteslästerung, ist für den Düsseldorfer Jacques Tilly "das Elixier der Demokratie". Als Satiriker ist Tilly europaweit bekannt durch seine kirchenkritischen Karnevals-Skulpturen. In Oberhausen ist seine Figur eines Geistlichen im Ornat inklusive Mitra in Penis-Form zu sehen. "Uns selbst und andere kritisch zu hinterfragen gehört zur westlichen Gesellschaft", sagt Tilly und ergänzt: "Auch Meinungen auszuhalten, die für einen persönlich nur schwer erträglich sind."

Fundamentalisten auf die Schippe genommen

Unterstützt wird Tilly in Oberhausen vom Philosophen Michael Schmidt-Salomon. Der Autor präsentiert im Rahmen der Ausstellung sein druckfrisches Buch "Free Charlie". Zusammen mit der Filmemacherin Ricarda Hinz hat er über die Webseite free Charlie ein passendes Video eingestellt. Auch hier werden mit spitzer Feder Fundamentalisten auf die Schippe genommen. "Ich habe schon zwei Jahre vor dem Anschlag wahrgenommen, dass die Charlie-Redaktion im Netz angegriffen wurde", so Schmidt-Salomon.

 Quellen:

  • Reporterin vor Ort
  • Ludwiggalerie Schloss Oberhausen

Künstler zeigen Ausstellung im Ruhrgebiet zum Charlie Hebdo Gedenken

WDR Studios NRW 07.01.2025 00:49 Min. Verfügbar bis 07.01.2027 WDR Online