Auf dem Schreibtisch von DSW21-Betriebsleiter Ralf Habbes steht das Model eines Elektrobusses. Genau so sehen die 30 E-Busse aus, die seit Anfang 2024 durch das weitläufige Dortmunder Stadtgebiet fahren. Neben den E-Bussen sind hier auch noch 155 Dieselbusse unterwegs. Die sollten bis 2035 eigentlich alle durch weitere emissionsfreien elektrischen Busse ersetzt werden.
Aber daraus wird ohne Förderung des Bundes nichts, sagt Ralf Habbes. Der Verkehrsbetrieb könne nicht mehr komplett auf E-Mobilität umstellen. "100 Millionen etwa würde das ohne Förderung zusätzlich kosten, wenn wir komplett die ursprüngliche Strategie reiner Emissionsfreiheit weiter durchziehen würden." Geld, das die DSW21 nicht hat. Ein Elektrobus ist etwa doppelt so teuer wie ein Dieselbus. Ohne Zuschüsse des Bundes kann DSW21 nur etwa zwei Drittel seiner Flotte auf Fahrzeuge mit Elektroantrieb umrüsten.
"Keine andere Wahl als Diesel"
"Wir müssen nach unserer Planung circa 27 Dieselbusse dazukaufen“, sagt der Betriebsleiter. Die EU-Vorgabe, bis 2035 eine abgasfreie Flotte auf die Straße zu bringen, sei "mit den heutigen Ausgangsvoraussetzungen definitiv nicht machbar".
Sein Unternehmen hat schon über 14 Millionen Euro in die Lade-Infrastruktur für E-Busse investiert habe. Davon sei zwar auch ein großer Teil gefördert worden, könne nun aber nicht komplett genutzt werden.
Verkehrsunternehmen in ganz Deutschland betroffen
Fast alle Verkehrsbetriebe im öffentlichen Nahverkehr haben jetzt dieses Problem. Die Niederrheinische Verkehrsbetriebe (NIAG), zuständig für den Busverkehr in den Kreisen Wesel und Kleve und den Städten Duisburg und Moers, schreiben zum Stopp der E-Bus-Förderung: "Angesichts der fehlenden Förderung (…) verzichtet die NIAG nun zunächst auf den Ankauf weiterer neuer E-Busse, bis sich alternative Fördermöglichkeiten in der geplanten Größenordnung ergeben."
Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) verfolgen nach wie vor das Ziel, den gesamten Busbetrieb bis 2030 auf E-Busse umzustellen. Auch, "weil uns das Land und der Bund in der Finanzierung deutlich geholfen haben. Zieht sich der Bund zurück und ändert seinen Kurs nicht, dann wird die Antriebswende schwieriger zu leisten sein." Der Bund habe auf europäischer Ebene mitbeschlossen, dass ab 2030 nur klimaneutrale Stadtbusse neu zugelassen werden dürfen. "Fordern ohne Fördern funktioniert aber nicht", schreiben die KVB gegenüber dem WDR.
Deutlicher Rückgang bei E-Bus-Bestellungen
Für die Verkehrsunternehmen im ÖPNV sei der Stopp der Förderung für Elektrobusse eine Katastrophe, sagt Martin Schmitz, Geschäftsführer Technik beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Schon jetzt gebe es einen "deutlichen Rückgang in der Beschaffung von Elektrobussen", so Schmitz.
Von den ursprünglich für 2024 geplanten 2.396 emissionsfreien Stadtbussen werden nur noch 42 Prozent wie geplant beschafft. "Alle anderen werden wieder als Diesel- oder Gasbusse gekauft, weil eben die Finanzierung nicht steht", sagt der VDV-Geschäftsführer. Schmitz geht davon aus, dass es etwa 20 Milliarden Euro kosten würde, die gesamte Bus-Flotte deutschlandweit umzurüsten, inklusive der Lade-Infrastruktur.
Der Verband schlägt jetzt vor, das fehlende Geld aus einem anderen Topf zu nehmen, dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG). Ein Finanzierungsmodel des Bundes, "um aktuell insbesondere den Straßenbahnbereich zu finanzieren. Das könnte man einfach um die Infrastruktur von Elektromobilität und Elektrobusse erweitern", so Schmitz.
Kein neues Geld für E-Busse vom Bund
Wäre das eine Option für die Bundesregierung? Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr antwortet dem WDR unmissverständlich: "Das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz ist ein reines Förderprogramm für Infrastrukturvorhaben des schienengebundenen ÖPNV. Insofern ist eine Förderung von Fahrzeugen des straßengebundenen ÖPNV ausgeschlossen." Also kein neues Geld für E-Busse.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- WDR-Interview mit Ralf Habbes, DSW21-Betriebsleiter
- Antwort der Kölner Verkehrs-Betriebe AG auf WDR-Anfrage
- Pressemitteilung Niederrheinische Verkehrsbetriebe AG
- WDR-Interview mit Martin Schmitz, Geschäftsführer Technik beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen
- Antwort des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr auf WDR-Anfrage