Dortmund: Psychiatrische Klinik setzt Genesungsbegleiterin ein Lokalzeit aus Dortmund 23.04.2025 03:17 Min. Verfügbar bis 23.04.2027 WDR Von Claudia Dolgner

Dortmund: Psychiatrische Klinik setzt Genesungsbegleiterin ein

Stand: 23.04.2025, 18:26 Uhr

Noch immer sind psychische Erkrankungen stigmatisiert. Betroffene schämen sich, über ihre Erkrankung zu sprechen. Sogar Ärzten gegenüber können sie sich nicht leicht öffnen. Deshalb setzen immer mehr psychiatrische Kliniken auf eine relativ neue Berufsgruppe: die Genesungsbegleiter und -begleiterinnen.

Von Claudia Dolgner

Monika Weissbauer aus Dortmund ist so eine Genesungsbegleiterin. Seit einem Jahr arbeitet sie in der LWL Klinik für Psychiatrie in Dortmund. Die heute 54-Jährige leidet seit ihrem 18. Lebensjahr an einer bipolaren Störung, auch bekannt als manisch-depressiv. Sie hat eine lange Leidensgeschichte hinter sich, war selbst häufiger Patientin in der LWL Klinik.

Damals hätte sie sich so etwas wie eine Genesungsbegleitung gewünscht, aber die gab es noch nicht. Vor den Ärzten hinter dem Schreibtisch hatte sie Angst. "Ich fürchtete, dass die mich nie wieder raus lassen oder meine Medikamente erhöhen", erinnert sich Monika. Sie habe sich nicht öffnen können.

Genesungsbegleitende sind Menschen, die selbst eine psychiatrische Erkrankung durchgemacht und eine Ausbildung als Ex-IN abgeschlossen haben. EX-IN steht für "experienced involvement" und bedeutet soviel wie "Einbezug von Erfahrenen". Sie helfen Patienten durch ihre eigene Erfahrung. Sie sind bei den Kliniken fest angestellt.

Dortmund: Psychiatrische Klinik setzt Genesungsbegleitende ein WDR Studios NRW 23.04.2025 00:43 Min. Verfügbar bis 23.04.2027 WDR Online

Hilfe für psychisch Erkrankte

Heute ist Monika Weissbauer stabil, hat eine Ausbildung zur EX-IN gemacht und begleitet jetzt erkrankte Menschen auf dem Weg zur Genesung. Sie ist eine von acht Genesungsbegleitenden in der LWL Klinik.

Zu ihren Aufgaben gehört es, mit den Betroffen auf Augenhöhe zu sprechen und praktische Ratschläge zu geben. Die Betroffenen vertrauen Monika, denn sie weiß aus eigener Erfahrung, was man in Krisensituationen durchmacht. "Ich bin wie ein Türöffner, auf ganz niederschwellige Art und Weise", erzählt Monika.

Dabei sind Genesungsbegleitende weder Therapeuten, noch Psychiater oder Psychologen. Sie arbeiten mit ihren eigenen Erfahrungen und das macht sie hilfreich für die Ärzteschaft. "Für uns ist es manchmal schwer, ein Vertrauensverhältnis zu den Patienten und Patientinnen herzustellen. Sie kommen oft mit einem Paket an Vorurteilen zu uns, sind misstrauisch und abwehrend. Da ergänzt uns der Genesungsbegleiter geradezu ideal", sagt Dr. Hans Joachim Thimm von der LWL Klinik. Das bestätigten auch die Aussagen von Patienten und Patientinnen.

Ausbildung zum „EX-IN“

Der Beruf des EX-IN Genesungsbegleiters ist noch relativ neu. Erst seit circa 20 Jahren hat sich die einstmals ehrenamtliche Tätigkeit zu einem anerkannten Beruf entwickelt. Über 1000 Menschen haben sich seitdem bundesweit ausbilden lassen, mit stark wachsender Tendenz.

Die Ausbildung kann bei verschiedenen Trägern absolviert werden, einige Kliniken bilden ihre EX-INS aber auch selbst aus. Voraussetzung ist allerdings immer, dass die Erkrankung geheilt oder die EX-Patienten und Patientinnen zumindest psychisch stabil sind.

Unsere Quellen:

  • Landschaftsverband Westfalen Lippe Klinik Dortmund
  • Genesungsbegleiterin Monika Weissbauer