Die Rüttenscheider Straße, normalerweise ist sie eine beliebte Shopping- und Ausgehmeile im Essener Süden. Inhabergeführte Geschäfte und gut besuchte Cafés und Restaurants reihen sich hier aneinander. Aber an diesem Wochenende sieht alles etwas anders aus. Wegen der großen Proteste, die wegen des AfD-Bundesparteitags in der Essener Grugahalle angekündigt sind, werden einige Geschäftsleute ihre Läden gar nicht erst öffnen.
Polizei erwartet gewaltbereite "Störer"
Auch wenn die Polizei bei den Protesten, zu denen zehntausende Teilnehmer erwartet werden, weitgehend von friedlichen Aktionen ausgeht, bereiten sich die Beamten auch auf Ausschreitungen vor. Gewaltbereite Aktivisten haben im Vorfeld online ihr Kommen angekündigt, so die Polizei. Dem Innenministerium zufolge geht man von bis zu 1.000 Linksextremisten aus.
Ralph Cremer wird sein Geschäft deshalb während des Parteitags nicht öffnen. Zu groß ist seine Sorge, dass in der Einkaufsstraße randaliert werden könnte. "Wir haben die Bilder vom G20-Gipfel in Hamburg und ich möchte nicht, dass hier dasselbe passiert und deswegen lasse ich den Laden einfach zu."
Seine Mode-Boutique liegt nämlich mitten in der Sperrzone, die für die Zeit des Parteitags eingerichtet wurde. Dass in dieser Zeit Kunden zu ihm kommen, hält er deshalb für unwahrscheinlich.
Auf Umsatz müsse er an diesem Wochenende also wohl oder übel verzichten. "Das ist mein persönliches Vergnügen der Demokratie gegenüber, damit hier demonstriert werden kann", sagt Cremer. "Ich hab ein Problem damit, dass hier der schwarze Mob oder wie die heißen und die Linksradikalen hier hinkommen und wohl einiges in Brand stecken wollen."
Etwa zehn Gehminuten entfernt, auf der anderen Straßenseite hängt ein Zettel an der Eingangstür eines Juweliers: "Am Samstag bleibt unser Geschäft geschlossen", steht darauf. Man habe sich mit der Nachbarschaft abgesprochen, sagt Mitarbeiterin Melanie Meier. "Das wird sich nicht lohnen am Samstag. Es traut sich eh keiner hierher".
Händler schützen Läden und Fassaden
Verbarrikadiert, um Schäden zu vermeiden, werde der Laden aber nicht. "Aber wir werden die Rollladen runterlassen, die sonst oben bleiben, und hoffen, dass alles ganz bleibt."
Andere Unternehmer haben zu drastischeren Mitteln gegriffen. Ein Second-Hand-Laden hat seine Fensterfront mit Brettern verkleidet. Genauso wie ein Fitnessstudio in einer Parallelstraße.
Auch eine Tankstelle hat reagiert und ihr Gelände komplett mit Zäunen abgesperrt. Sie liegt in der Sperrzone rund um die Grugahalle. Auch sonst sind die Vorbereitungen auf den Parteitag kaum zu übersehen: Im Sekundentakt fahren Mannschaftswagen der Polizei durch die Straßen.
Bei der Post hat man sich offenbar auch auf mögliche Randalierer im Stadtteil eingestellt. Der Einwurfschlitz eines Briefkasten in der Sperrzone wurde vorsorglich mit Klebeband verschlossen. Ein Schild weist darauf hin, dass er vorläufig gesperrt ist.
Die Betreiber eines Kebap-Ladens auf der Rüttenscheider Straße sehen dem Wochenende offenbar gelassen entgegen. "Wir haben immer offen, egal was passiert", sagt einer der Angestellten.
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort
Über dieses Thema berichtet der WDR am 28.06.2024 auch im Fernsehen, in der Lokalzeit Ruhrgebiet, um 19:30 Uhr und im Hörfunk auf WDR2.