Ein Fanmarsch, den selbst die Fußballmetropole Dortmund noch nicht erlebt hatte: Am späten Nachmittag zogen 100.000 Oranje-Anhänger mit einem Fanmarsch von der Kleppingstraße zum Stadion. Friedlich und stimmungsvoll und natürlich wurde auch mal "naar links" und "naar rechts" gehüpft.
Friedensplatz und Westfalenpark überfüllt und geschlossen
Schon gegen Mittag war die Innenstadt fast komplett in Orange getaucht. Englische Fans waren deutlich in der Unterzahl. Die Fanzone am Friedensplatz war wegen des großen Andrangs schon kurz nach 14 Uhr wegen Überfüllung geschlossen. Und auch der Westfalenpark, wo 43.000 Besucher Platz fanden, war schon drei Stunden vor dem Spiel voll. Vor jeder Kneipe und allem, wo ein Fernseher stand, bildeten sich orangene Menschentrauben.
Jan Gerben-Dijk war ebenfalls in der Innenstadt. Ganz klischeehaft mit dem Fahrrad. Mit dem war er aber nicht ganz aus Groningen nach Dortmund geradelt. Schmunzelnd fügte er hinzu, dass das Fahrrad zwischendurch im Auto mitgefahren war.
Auch die vielen niederländischen und etwas weniger englischen Fans, die nicht ins Stadion konnten, verbreiteten beim Public-Viewing Partystimmung. Die konnte auch nicht durch starke Regengüsse getrübt werden. Ein Teil der Fans feierte unbeirrt weiter und nahm dafür komplett durchnässte Kleidung in Kauf.
Auch mit dem Spielverlauf waren die meisten Fans bis kurz vor Schluss zufrieden. Dann: Führungstreffer für die Engländer in der 91. Minute. Da sank selbst bei den fröhlichsten Niederländern die Stimmung. Ein Teil verließ noch vor Abpfiff das Public-Viewing am Friedensplatz. Nach der Niederlage entlud sich bei einigen wenigen der Frust. Becher wurden geworfen, Flaschen weggetreten.
Doch die absolute Mehrzeit zeigte sich als fairer Verlierer. Viele klatschten sich mit englischen Fans ab und fachsimpelten noch kurz über das Spiel. Andere machten sich auf die Suche nach dem nächsten, möglicherweise alkoholischen Getränk. Feiernde Engländer sah man in der Innenstadt eher wenige, aber bei denen war die Freude über das Erreichen des Finales riesig.
Fans zünden immer wieder Pyrotechnik
Immer wieder wurde vor, nach und während des Spiels Pyrotechnik in der Stadt gezündet. Die Dortmunder Polizei hatte im Vorfeld darauf hingewiesen, dass das Abbrennen von Pyrotechnik in Deutschland verboten ist: "Damit gefährden Sie nicht nur sich, sondern auch andere Menschen und begehen möglicherweise sogar eine Straftat wegen eines Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz." Der Appell blieb offenbar ungehört.
Fiiiiinaaaale: Vor der letzten EM-Partie zogen noch mal zahlreiche Fans durch die Hauptstadt.
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Fans geraten mehrfach in Dortmunder Innenstadt aneinander
Trotz des mehrheitlich fröhlichen und freundschaftlichen Fußballfestes kam es zu mehreren Auseinandersetzungen der Fanlager. An der Kleppingstraße waren laut Polizei zwei Personengruppen aus beiden Fan-Lagern aufeinander losgegangen. Gegenstände, darunter auch Tische und Bänke, wurden geworfen. In der Nähe gab es zwei weitere Auseinandersetzungen.
26 Personen wurden nach dem aktuellen Stand in der Nacht in Gewahrsam genommen. Der Polizeiführer Achim Stankowitz ergänzte dazu: "Man muss das in Relation sehen. Das Gros der Menschen ist völlig friedlich geblieben." Nicht alle Auseinandersetzungen lassen sich verhindern, so Stankowitz. In solchen Fällen sei man aber schnell dazwischen gegangen und hätte den Konflikt unterbinden können.
Polizei rechnete im Vorfeld mit Verkehrsstörungen
Aufgrund des erwarteten großen Fanaufkommens rechnete die Polizei Dortmund mit zahlreichen Verkehrsstörungen im Stadtgebiet. Eine Prognose, die sich bewahrheitete: Am frühen Nachmittag ging auf allen Parkplätzen in der Stadt nichts mehr: restlos voll. Auch auf den Straßen staute es sich wegen des Anreiseverkehrs. Wegen des Fanmarsches der niederländischen Fans waren zudem die B1 und B54 für mehrere Stunden gesperrt.
Lange Wartezeiten an der Grenze
Seit dem Mittag dauerte es vor allem an der deutsch-niederländischen Grenze besonders lange. Grund waren verstärkte Polizeikontrollen auf den Autobahnen anlässlich des Spiels, bis in den späten Nachmittag. Viele Fans kamen laut Polizei in Reisebussen. Die Kontrolle der Busse sei besonders zeitaufwändig, sagte ein Sprecher der Polizei.
Unsere Quellen:
- Stadt Dortmund
- Polizei Dortmund
- Bundespolizei
- Meldung der Deutschen Presse-Agentur
- Gespräche mit Fans
- Reporter vor Ort