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Ermittlungen nach Fenstersturz eines Kleinkindes in Oberhausen
Stand: 27.02.2025, 15:22 Uhr
Der Junge war durch ein Fenster aus dem zweiten Stock gestürzt. Er war lebensgefährlich verletzt worden.
Von Johannes Hoppe
Nachbarn und Anwohner in Oberhausen sind entsetzt über den Unfall. Am späten Dienstagnachmittag war ein zweijährige Junge plötzlich aus dem Fenster im 2. Stock gefallen und auf den Bürgersteig gestürzt. Zunächst schwebte er in Lebensgefahr.
Mir das vorzustellen ist grausam. Ich bin selbst Mutter und kann mir einen Sturz nur so erklären, dass etwas zum Klettern direkt am Fenster stand. Anchalee Rittermann , Anwohnerin

Anchalee Rittermann ist Anwohnerin und über den Unfall entsetzt.
Zeugen hatten gesehen, wie der Junge längere Zeit allein am Fenster in dem Eckhaus gespielt hatte, sagte ein Polizeisprecher. Der Vater sei mit zwei weiteren Kindern in der Wohnung gewesen. Er stand nach dem Sturz unter Schock und konnte erstmal nicht mit der Polizei sprechen. Dem Jungen gehe es inzwischen besser, so der Polizeisprecher aus Oberhausen. Er hätte die Intensivstation verlassen, bleibe aber noch im Krankenhaus.
Ermittlungen wegen Aufsichtspflichtverletzung
Mitarbeitende des Jugendamtes waren am selben Tag noch in der Wohnung des 46-jährigen Vaters. Ein Sprecher der Polizei Oberhausen sagte, eine Kindeswohlgefährdung werde geprüft.
Zu den familiären Hintergründen, dem Alter der beiden anderen Kinder und ob der Vater alleinerziehend ist, hat sich die Stadt Oberhausen auf Anfrage des WDR nicht geäußert. Von Amtswegen sei Anzeige erstattet worden. Auf den Vater kommen jetzt Ermittlungen wegen des Verdachts auf Verletzung der Aufsichtspflicht und fahrlässige Körperverletzung zu.
Hilfe für überforderte Eltern

Heike Pöppinghaus vom Essener Kinderschutzbund kennt solche Unfälle und versucht Eltern zu schulen.
Heike Pöppinghaus arbeitet beim Essener Kinderschutzbund. Sie kennt solche Unfälle. Oft seien sie die Folge von Überforderung, sagt sie. Kinder würden als anstrengend erlebt. Oft seien Eltern erschöpft und hätten mit eigenen Problemen zu kämpfen. Teilweise würden Eltern auch bei der Betreuung ihrer Kinder einschlafen. "Mit manchen Eltern trainieren wir, sich in ihr Kind einzufühlen. Sie sind so mit sich selbst beschäftigt, dass sie Gefahren nicht wahrnehmen", sagt Heike Pöppinghaus weiter.
Vielfach sei das Thema "Überforderung" noch ein Tabu. Genau deshalb gebe es viele niederschwellige Beratungsangebote für Eltern, auch schon von Beginn der Schwangerschaft an, zu Schreikindern oder der einfachen Bewältigung des Alltags. Aber: Die Eltern müssten sich selbst melden und sich trauen zuzugeben, dass sie mit ihrem Kind überfordert sind.
Über das Thema berichten wir am 27.02.2025 auch im Radio, bei WDR2 und im Fernsehen in der Lokalzeit Ruhr um 19:30 Uhr.
Unsere Quellen:
- Polizei Oberhausen
- Staatsanwaltschaft Duisburg
- Anwohner in Oberhausen
- Kinderschutzbund Essen