"Das ist ein Stück Heimat", sagt Uwe Banach und nippt an seinem Kaffee, den er gerade am Fenster des Kiosks bekommen hat. "Ich komme sieben Tage die Woche hierher, manchmal auch drei Mal am Tag". Banach wohnt um die Ecke und ist einer von vielen Stammgästen an "Heikes Kiosk" in Herne-Sodingen.
Schon als Kind war er oft hier, jetzt als Rentner noch öfter. Hier wissen sie eben ganz genau, wie er seinen Kaffee mag.
Nicht nur für Banach ist der Kiosk eine Institution im Stadtteil. Das kleine grau-gelb gestrichene Häuschen mit den vier schmalen Säulen steht seit 101 Jahren am Rande des Marktplatzes, der vor allem als Parkplatz genutzt wird. Hier gibt es Kaffee, andere Getränke, Zeitschriften, Zigaretten, Bonbons. Vor allem aber immer ein offenes Ohr.
Ein Leben für den Kiosk
Heike Chuchra hat vor 33 Jahren angefangen, im Kiosk zu arbeiten. Vor 23 Jahren hat sie ihn dann schließlich selbst übernommen. Seitdem heißt er "Heikes Kiosk". "Ich begleite viele meiner Kunden schon ihr Leben lang", erzählt sie, "anfangs waren sie noch im Bauch, jetzt kommen sie schon mit ihren eigenen Kindern hierher".
Wenn Chuchra von ihrer Arbeit im Kiosk erzählt, glänzen ihre Augen: "Ich habe vier Angestellte, alle haben Spaß hier". Umso mehr freut sie sich, dass der Kiosk jetzt rundum renoviert werden soll. "Der Keller ist sehr nass, das soll als erstes angefangen werden", sagt sie.
Kiosk in Herne-Sodingen ist Denkmal
Im Februar 1922 beantragt die damalige Gemeindevertretung Börnig die Errichtung einer "Bedürfnisanstalt nebst Trinkhalle". Weil auf dem angrenzenden Marktplatz damals viel los ist. Noch im selben Jahr steht das kleine Kioskhäuschen, inklusive Keller. Außerdem bekommt es eine "Schankerlaubnis". Am 16. November 1922 wird das Büdchen eröffnet.
Wer sich im und am Kiosk umsieht, entdeckt noch vieles von damals. Die Holzfenster mit den dunkelgrünen Läden sind noch so wie früher. Ein Teil der originalen Fliesen bedeckt noch den Boden. Auch die Holztüren in den Toiletten sind über 100 Jahre alt - "die Toiletten selbst wurden natürlich mal ausgetauscht", sagt Churcha.
Stiftung Denkmalschutz organisiert Sanierung
Im Juli 2022 wird das Kiosk-Häuschen zum Denkmal erklärt. Es soll also langfristig erhalten bleiben. Dafür muss es aber dringend auf Stand gebracht werden. Das Problem: Der Stadt, der das Häuschen bisher gehört hat, fehlt das Geld. Jetzt hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz das Büdchen für einen symbolischen Euro gekauft. Für sie ist es eine "Denkmalperle".
Das nötige Geld für die Arbeiten kommt von einer Frau, die als Kind selbst in Herne-Sodingen gelebt und sich am Kiosk auch selbst die ein oder andere gemischte Tüte gekauft hat. Mit ihrer Spende will die Stiftung das Häuschen nun nach und nach sanieren. Sein Äußeres soll es behalten.
Alter Kiosk in Herne ist zentraler Treffpunkt
Dass der Kiosk noch lange erhalten bleibt, wünschen sich viele in Herne-Sodingen. "Die Leute trinken hier ihre Limo, ihren Kaffee und essen auch mal Kuchen", sagt Churcha. Ihr Team hilft aber auch mal beim Rentenbescheid, wenn die Kunden damit nicht weiterkommen.
"Manche bleiben hier sechs, sieben Stunden sitzen. Da sage ich dann: Jetzt reichts aber langsam", sagt Churcha. "Ganz klar: Das Büdchen ist hier nicht wegzudenken". Churchas Tochter Cordula gehört fest zum Team. Ob sie den Kiosk mal übernimmt, kann sie noch nicht sagen. Aber so, wie sie von ihrer Arbeit im 101 Jahre alten Kiosk schwärmt, ist alles andere schwer vorstellbar. Bis dahin sollte dort auch vieles modernisiert sein.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Deutsche Stiftung Denkmalschutz
- Digitales Geschichtsbuch "Herne von damals bis heute"