Pflege-Azubis leiten neues Dortmunder Seniorenheim eigenverantwortlich

Stand: 22.01.2025, 12:53 Uhr

Die Dortmunder Seniorenheime gehen in der Ausbildung von Pflegekräften neue Wege. Pflege-Auszubildende dürfen in Eigenverantwortung ein Seniorenheim mit 32 echten Bewohnern leiten. Begleitet werden sie dabei von erfahrenen Fachkräften.

Von Sonja Gerhardt

Omnia Guessab sitzt mit Kolleginnen im Team-Zimmer und blättert den Ordner durch, in dem die Bewohner des Seniorenheims aufgeführt sind. "Herr N. hat nicht gut geschlafen", berichtet die 21-Jährige. "Es ging ihm nicht so gut, das habe ich alles dokumentiert. Das müssen wir beobachten." Omnia ist im zweiten Lehrjahr zur Pflegefachkraft. Heute hat sie die Schichtleiterin.

Sie leitet die Übergabe-Besprechung, ist verantwortlich für die Diensteinteilung ihrer Kolleginnen und auch für die Medikamenten-Verteilung an die Bewohner. "Ich weiß, dass ich Verantwortung habe und kann damit umgehen. Ich habe das schon oft gemacht und fühle mich sicher. Und ich frage immer auch meine Praxisanleiter,"erklärt Omnia mit einem Strahlen im Gesicht

Eigenverantwortung steht in der Pflege-Ausbildung im Mittelpunkt

Die Pflege-Auszubildende übernimmt im zweiten Lehrjahr schon so viel Verantwortung. Das ist im Ausbildungshaus der Städtischen Seniorenheime in Dortmund Alltag. Die Auszubildenden führen dieses Haus selbst. Dabei werden sie immer begleitet von erfahrenen Pflegekräften, den Praxisanleitern. Der Vorteil für die Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenheims ist ein extrem hoher Personalschlüssel.

Noch ein Jahr kann Omnia Guessab in dem Ausbildungshaus ihr Wissen vertiefen, bevor sie ihren Abschluss macht. | Bildquelle: WDR / Sonja Gerhardt

Omnia bringt Herrn N. - einem Bewohner, dem es heute nicht so gut geht - das Frühstück. Praxisanleiterin Isabella Bartz ist bei ihr. Zusammen haben sie bereits den Arzt verständigt, der später nach dem Bewohner sehen wird. "Omnia und ich haben heute eine eins zu eins Betreuung", sagt Isabella Bartz. "Früher war die Praxisanleitung in die Pflege mit eingebunden. Das mit den Azubis lief nebenher. Das ist hier nicht so."

Mehr Zeit zum Lernen und Erfahrungen sammeln

Omnia (links) und ihre Kollegin Jaqueline Stepniak üben Blutabnahme auch an sich selbst | Bildquelle: WDR / Sonja Gerhardt

Kurz darauf sitzt Omnia mit Kollegin Jaqueline Stepniak in einer Sofaecke des Ausbildungshauses. Jaqueline steht kurz vor dem Examen als Pflegefachkraft und will mit Schichtleiterin Omnia heute nochmal den Blutzucker-Test üben. "Wenn wir das hier gegenseitig üben, dann können wir auch mal Fehler machen und uns austauschen", erklärt Jaqueline.

Angehörige und Bewohner sind zufrieden

Nebenan im Speisesaal wird gerade das Mittagessen vorbereitet. Margrit Gaca sitzt am Tisch. Die 78-Jährige ist seit einem halben Jahr als Bewohnerin im Ausbildungshaus. "Zuhause ging es nicht mehr alleine", sagt sie. "Hier fühle ich mich gut aufgehoben, angenommen und ernst genommen." Dass sie von so vielen Auszubildenden versorgt wird, findet Margrit Gaca positiv.

Insgesamt 32 Bewohnerinnen und Bewohner sind im Ausbildungshaus in Dortmund untergebracht. "Wir haben anfangs Sorge gehabt, dass die Angehörigen denken, hier wird an den Menschen herumprobiert", sagt der Leiter der Einrichtung, Kai Raasch. "Aber das Gegenteil ist der Fall. Die Zufriedenheit ist so groß". Und er ergänzt: "Seit wir diese Art der Ausbildung für Pflegekräfte anbieten, hat sich die Zahl der Bewerber deutlich erhöht."

Quellen:

  • Städtisches Seniorenheim Dortmund
  • WDR-Reporterin vor Ort

Über dieses Thema berichtet der WDR auch am 22.01.2025 um 19.30 Uhr im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Dortmund.