Zwei Quadratmeter, die den Unterschied machen können: Schutz vor Kälte und Gewalt. Eine Matratze passt hinein. Eine Taschenlampe, Klamotten, ein Science-Fiction Roman auf schmalen Regalbrettern. Es sind nur zwei Quadratmeter - aber genau die machen für Lars den Unterschied.
Das Tiny House liegt fast unscheinbar direkt hinter der Mauer des Amtsgerichts auf einem Rasenstück neben einem Kiosk und einer vielbefahrenen Verkehrsinsel. Eine Solarzelle auf dem Dach sorgt für den nötigen Strom, innen gibt es Licht. "Ich habe jetzt Schutz vor dem Wind, der Kälte und ich kann meine Sachen unterbringen", erzählt der 40-Jährige. "Außerdem hab ich hier keine Angst vor Gewalt."
Notunterkunft keine Alternative zum Tiny House
Lars hat vor ein paar Jahren ein Gewaltverbrechen erlebt. Seitdem ist er schwer traumatisiert, schafft den geregelten Alltag nicht mehr. Ein Jahr lang lebte er auf der Straße - war dem Wetter ausgeliefert. Bärbel Ebert vom Verein Citywärme kümmert sich um den Mann, der an einer Psychose leidet und nicht in den Notunterkünften schlafen will.
"Unsere Tiny Houses sind in der größten Not eine Möglichkeit, sich zurückzuziehen, um ein Stück weit Menschlichkeit aufrechtzuerhalten", sagt Bärbel Ebert. Die Schlafstellen der Stadt seien in einem katastrophalen Zustand - da mag kaum einer ihrer Schützlinge die Nacht verbringen. Im Sommer habe es Fälle von Krätze gegeben, berichtet die Duisburgerin.
Kritik an Mini-Herbergen von der Stadt
Die Stadt Duisburg steht dem Engagement der beiden Frauen kritisch gegenüber. "Je länger ein Mensch außerhalb eines regulären Wohnverhältnisses lebt, desto schwerer ist es, die Menschen wieder in dieses zu integrieren", heißt es auf Nachfrage des WDR. Ähnlich kritisch äußert sich auch Paul Neupert von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. "In Deutschland gibt es die einzigartige Verpflichtung für Kommunen, obdachlosen Menschen einen angemessen unterzubringen." Tiny Houses können und sollten fehlenden Wohnraum nicht ausgleichen.
Bärbel Ebert kann die Kritik an ihrem Tiny-House Projekt in Duisburg nicht nachvollziehen. "Natürlich ist das keine Dauerlösung, aber es hilft Menschen wie Lars, der den Sprung zurück in die Gesellschaft noch nicht schafft." Sie verweist auf andere Projekte in Deutschland. So hat der Verein "Little Homes" laut eigenen Angaben über 300 Mini-Häuser an Obdachlose verschenkt und so geholfen, kostengünstig und schnell Menschen am Rande der Gesellschaft ein Dach über dem Kopf zur Verfügung zu stellen.
Unsere Quellen:
- Reporterin
- Stadt Duisburg
- Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V.
Über dieses Thema berichtet der WDR am 06.11.2024 auch im Radio auf WDR2 in der Lokalzeit für das Ruhrgebiet und das Rheinland.