Auf den ersten Blick wirkt der Müllberg am Hafen Grimberg wie eine Halde - bewachsen mit Moos, Gras und Bäumchen. Fast schon typisch fürs Ruhrgebiet. Beim näheren Hinsehen lassen sich riesige Haufen Bauschutt und Baureste erkennen. Alles zusammen türmt sich zu einem hohen Berg auf. Eine Million Tonnen Müll liegen hier.
Stadt setzt sich seit Jahren für Entsorgung ein
Der Müllberg besteht zu zwei Dritteln aus Bauschutt, der Rest ist Rostasche. Ein Stadtsprecher sagt, dass er nicht gefährlich ist. Für Ärger sorgt der Müll trotzdem. Die Stadt versucht seit 2017 mit Klagen zu erreichen, dass eine Aufbereitungsfirma, die zuletzt das Gelände betreut hat, zumindest die mehr als 600.000 Tonnen Bauschutt entsorgt.
Zwischenzeitlich lag sogar ein Haftbefehl gegen den Geschäftsführer des Unternehmens aus Bottrop vor. Den hat das Oberverwaltungsgericht Münster nach einem Beschluss des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen wieder aufgehoben.
Bislang ein erfolgloser Rechtsstreit
Die Logistik-Firma hatte zuletzt auf dem Gelände eine Rostaschenaufbereitungsanlage und eine Bauschutt– und Baustellenabfallaufbereitungsanlage betrieben, schreibt die Stadt in einer ausführlichen Antwort. Die Rostasche stamme aus der Hausmüllverbrennungsanlage der RWE in Essen-Karnap und wurde bis 2014 zum Hafen geliefert. Bauschutt wurde bis 2017 angeliefert.
Laut Kreislaufwirtschaftsgesetz sind die Erzeuger des Mülls für die Entsorgung verantwortlich. Die Stadt streitet vor Gericht inzwischen gemeinsam mit RWE mit dem vertraglich zuständigen Entsorger.
Viele offene Fragen rund um den Müllberg
Woher der genau kommt, ist bis heute unklar, so die Stadt weiter. Mit Ordnungsverfügungen wollte die Stadt von der Firma wissen, wer die Erzeuger sind. Ohne Erfolg. Selbst eine Klage mit Haftandrohung blieb wirkungslos. Wer, wann, wie viel Müll angeliefert hat, gab die Firma ebenfalls laut Stadt nicht preis.
Ob die Stadt überhaupt etwas, also Daten oder Geld für die Entsorgung, von der mutmaßlich verantwortlichen Firma aus Bottrop bekommt, ist fraglich. Sie steckt in einem Insolvenzverfahren. Nach einem kurzen Telefonat mit dem WDR und einer schriftlichen Anfrage, ist die Firma nicht mehr erreichbar. Eine Stellungnahme auf unsere Anfrage gibt es bis jetzt nicht.
Es könnte noch Jahre dauern
Rund um den Müllberg liegen mehrere Firmen. Bei einer arbeitet ein Mann mit Brille in einem Baucontainer. Er möchte anonym bleiben, wisse aber genau, wie der Müllberg nach und nach entstanden sei. Näher geht er darauf nicht ein. Ob der Berg jemals verschwinden würde? Er bezweifelt das: "Der frisst ja kein Brot".
Das sieht die Stadt Gelsenkirchen anders. Sie will weiter versuchen, dass die Verursacher des riesigen Müllbergs haften. Schließlich sei allein das Grundstück nicht unattraktiv, so ein Stadtsprecher. Die Entsorgung der eine Million Tonnen Müll dürfte einen zweistelligen Millionenbetrag kosten.
Unsere Quellen:
- Stadt Gelsenkirchen
- Reporter vor Ort
Über dieses Thema berichten wir am 12.02.2025 auch im Radio auf WDR2.