Wenn man Thomas Baumgärtel nicht kennt, könnte man ihn schnell übersehen. Der Künstler, der sich mit seiner Stencil Art einen Namen gemacht hat, fällt zwischen den Besucherinnen und Besuchern des Gasometers kaum auf.
Erst auf den zweiten Blick erkennt man eine große schwarze Mappe mit der Aufschrift "Bananensprayer". Außerdem hat er einen kleinen braunen Lederkoffer. Hier verbirgt sich sein Werkzeug: die Spraydosen, die er für seine mittlerweile in aller Welt bekannten Bananen braucht.
Ein Gütesiegel für Kunst
Die Banane soll direkt neben den Haupteingang zum Gasometer gesprüht werden - also Begrüßung für alle. Baumgärtel setzt eine Coronamaske auf, hält eine Schablone an die Wand und sprüht mit weißer Farbe zunächst die Grundierung auf die dunkelgraue Wand.
Während diese Grundierung trocknet, erzählt er, was es mit der Banane auf sich hat.
Auf die Frage, warum der Gasometer in Oberhausen die Banane verdient hat, antwortet Baumgärtel ohne zu zögern: "Man braucht nur an die Christo-Ausstellung hier zu denken". Der 2020 verstorbene Künstler Christo, der mit seiner Ehefrau Jeanne-Claude unter anderem durch die Verhüllung des Berliner Reichstags bekannt wurde, gehört zu Baumgärtels wichtigsten Einflüssen.
Die gekreuzigte Banane
Aber warum um Himmels Willen hat sich Baumgärtel für die Banane entschieden? "Die Idee stammt aus der Zeit meines Zivildienstes in einem katholischen Krankenhaus. Eines Tages war ein Kreuz runtergefallen und die Jesus-Figur war kaputt. Da habe ich meine Frühstücksbanane ans Kreuz geklebt und natürlich Ärger bekommen. Aber die Wirkung und die Reaktion hat mir gezeigt, was man damit auslösen kann".
Nach diesem Erlebnis war für Baumgärtel klar, dass er Künstler werden will.
Lebendige Industriekultur
Mittlerweile hat Baumgärtel auch die zweite Farbschicht in gelb aufgesprüht. Während diese trocknet, schwärmt er für das Gasometer:
Zum Schluss trägt Baumgärtel noch einige Akzente in schwarzer Farbe auf - die Banane ist fertig. Wird es denn im Gasometer auch mal eine Baumgärtel-Ausstellung geben?
"Ich habe mit der Museumsleitung schon gesprochen. Ich habe mal ein großes Mobilee gemacht - die Metamorphose der Spray-Banane. Da gibt's zum Beispiel die Aesculap-Banane, den Bundesbananenadler, da gibts über 200. Das wäre hier für diesen Ort en ganz schönes Konzept", sagt er.
Über dieses Thema berichtet der WDR am 25.07.2023 auch im Radio auf WDR 2.