Corona? Wen interessierts? Aktuelle Stunde 02.07.2024 39:09 Min. UT Verfügbar bis 31.12.2024 WDR Von Meike Hendriksen

Corona-Zahlen steigen - ungewöhnlich für den Sommer

Stand: 02.07.2024, 13:17 Uhr

Den Gesundheitsnotstand, den die Pandemie ausgelöst hatte, hat die WHO inzwischen längst für beendet erklärt - aber Corona ist noch da. Inzwischen gibt es wieder mehr Fälle, auch in NRW. Müssen wir uns Sorgen machen?

Von Markus Meyer-Gehlen

"Wir fühlen uns wirklich an die Zeit vor zwei Jahren erinnert", sagt Matthias Schlochtermeier, Allgemeinmediziner mit einer Praxis in Hürth bei Köln. "Wir haben flächendeckend, im größeren Maße Ausbrüche offensichtlich von Corona - und das überrascht mich, das passt eigentlich nicht in den Sommer."

Inzidenz niedrig - aber nicht verlässlich

Ist die Lage wirklich so ernst? Zu Corona-Zeiten wurde die 7-Tage-Inzidenz allgemein bekannt - also die Zahl der positiven Fälle pro 100.000 Menschen. Die scheint im Moment erst einmal sehr unverdächtig: Sie beträgt 3,7 für Deutschland, 4,9 für NRW. Extrem niedrige Werte im Vergleich zu den Spitzen während der Pandemie.

Doch die Zahl sagt im Prinzip nichts aus: Es wird kaum noch getestet, selbst in Arztpraxen nicht. Verlässlicher ist die geschätzte Inzidenz, für die Forschende zum Beispiel Abwasserwerte untersuchen. Das RKI geht davon aus, dass sie ungefähr bei 500 liegt. Das sei immer noch ein niedriges Niveau, der Trend geht aber nach oben. Auch die Daten zum Abwassermonitoring in NRW deuten daraufhin, dass die Zahl der Corona-Infektionen aktuell stark steigt.

Arzt sieht keine schweren Fälle

Beunruhigt ist Schlochtermeier trotzdem nicht:

"Durch die gute Immunität stellt Corona bei unseren Patienten gar keine Gefahr mehr da. Bis auf ganz, ganz, ganz wenige Fälle, die sehen wir hier in der Praxis aber eigentlich gar nicht." Matthias Schlochtermeier, Allgemeinmediziner in Hürth

Auch in den Altenheimen, die der Arzt betreut, gebe es inzwischen keine schweren Verläufe mehr.

Trotz Mutation keine erhöhte Gefahr

Das Corona-Virus produziert unterdessen weiter neue Mutationen: Inzwischen ist die sogenannte KP.3-Variante auf dem Vormarsch. Sie soll hochansteckend sein - das RKI sieht aber trotzdem erstmal keine erhöhte Gefahr. Mit Einschränkungen des öffentlichen Lebens müssen wir also wahrscheinlich nicht mehr rechnen - trotz des aktuellen Anstiegs.

Schlochtermeier gibt aber zu bedenken: "Fehlende Verpflichtungen bedeuten natürlich nicht, dass man das Gehirn ausschalten darf". Wer weiß, dass er sich mit Corona angesteckt hat, solle sich, wenn möglich, auch weiter ein paar Tage isolieren.

Transparenzhinweis: In einer früheren Version dieses Artikels hatten wir geschrieben, dass die Pandemie für beendet erklärt sei. Tatsächlich hat die WHO nur den Gesundheitsnotstand, nicht aber die Pandemie für beendet erklärt.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 02.07.2024 auch im Fernsehen, in der Aktuellen Stunde um 18.45 Uhr.

Unsere Quellen:

  • Robert Koch-Institut
  • Dr. Matthias Schlochtermeier, Allgemeinmediziner in Hürth