Millionen Menschen waren stundenlang von der Außenwelt abgeschnitten: In Spanien und Portugal gab es am Montag weder Strom noch Internet, Züge blieben stehen, Ampeln funktionierten nicht mehr, Menschen steckten in Fahrstühlen fest. In großen Teilen beider Länder fiel über viele Stunden die Stromversorgung aus – in einigen Regionen bis in den Abend und darüber hinaus.
Die Ursache ist bislang noch unklar. Der spanische Netzbetreiber schließt eine Cyberattacke als Ursache aus. Mittlerweile ist die Stromversorgung größtenteils wiederhergestellt.
Kann so etwas auch bei uns passieren?
Laut Klaus Müller, dem Chef der Bundesnetzagentur, ist das in Deutschland sehr unwahrscheinlich. Im WDR-Interview erklärte er, dass unser Stromnetz besonders sicher aufgebaut sei. Wenn irgendwo eine Leitung ausfällt, übernimmt automatisch eine andere – das Netz ist also doppelt abgesichert, so Müller.
Dazu kommen mehrere Notfall-Sicherungen. Und selbst wenn es zu einem größeren Ausfall kommen sollte, stünden sogenannte Schwarzstart-Kraftwerke bereit. Die könnten das Stromnetz wieder hochfahren, auch ohne dass von außen Strom kommt. Müllers Fazit:
"Stand heute haben wir ein sicheres Netz." Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur
Blackout wie in Spanien? "Deutschland hat sicheres Netz". WDR 5 Morgenecho - Interview. 29.04.2025. 05:20 Min.. Verfügbar bis 29.04.2026. WDR 5.
Markus Stobrawe, Technischer Leiter beim Netzbetreiber Amprion, hat eine ähnliche Einschätzung gegeben: "Das deutsche Stromnetz ist zentral und leistungsstark in das europäische Stromnetz eingebunden und kann bei großen Störungen gut gestützt werden - besser als Spanien und Portugal." Wir haben immer mal wieder Stromausfälle, ohne dass Verbraucher davon etwas merken.
Sollte man sich trotzdem vorbereiten?
"Es kann mal passieren, dass ein Bagger eine Stromleitung zerstört. Alleine für solche Ausfälle ist es gut, ein paar Dinge zu Hause zu haben," so Klaus Müller von der Bundesnetzagentur. Neben Bauarbeiten kann auch das Wetter das Stromnetz beeinträchtigen: Im November 2005 gab es im Münsterland wegen eines Schneesturms einen längeren Stromausfall.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) rät dazu, bei einem längeren Stromausfall folgende Dinge zu beachten:
- Akkus von Handy etc. sollten geladen sein. Außerdem: geladene Ersatzakkus im Haus haben.
- Solarbetriebene Batterieladegeräte oder Powerbanks sind eine andere Lösung.
- Immer Bargeld zur Verfügung haben. Bei Stromausfall funktionieren Geldautomaten nicht.
- Ein batteriebetriebenes Radio oder Kurbelradio besorgen, um Infos zu bekommen, falls das Handynetz weg ist.
Ist man auch mit einer Photovoltaikanlage vom Stromausfall betroffen?
Aber was ist, wenn der Stromerzeuger direkt auf dem eigenen Dach montiert ist - in Form einer Photovoltaikanlage? Ist man dann ebenso vom Stromausfall betroffen? Die einfache Antwort: Ja. Denn im Falle eines Stromausfalls schaltet sich der Wechselrichter aus Sicherheitsgründen automatisch ab.
Ohne den Wechselrichter kommt kein Strom mehr bei den elektrischen Endgeräten an, denn diese benötigen Wechselstrom. Die Photovoltaikanlage erzeugt jedoch Gleichstrom, der erst durch den Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt wird. Schaltet sich der Wechselrichter ab, produziert die Photovoltaikanlage also weiterhin Strom, dieser ist in dieser Form aber nicht nutzbar.
Es gibt die Möglichkeit, sich mit einer Photovoltaikanlage auf den Fall eines Stromausfalls vorzubereiten. Doch das geht nur mit Not- oder Ersatzstrom. Notstrom bedeutet, das während eines Stromausfalls nur die wichtigsten Geräte weiter mit Strom versorgt werden. Beim Ersatzstrom werden alle Geräte weiter versorgt. Eine solche Versorgung mit Not- oder Ersatzstrom ist nur mit einem Speicher sinnvoll. Doch auch hier gilt: Ist der gespeicherte Strom aufgebraucht, dann fließt auch kein Notstrom mehr.
Wie gefährdet ist das deutsche Stromnetz für einen Hackerangriff?
Laut des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gab es in der Vergangenheit bereits Angriffe auf das deutsche Stromnetz, die allerdings keine Konsequenzen für dessen Stabilität hatten. In Deutschland haben wir vier große Übertragungsnetzbetreiber – in NRW ist das Amprion.
"Die Netzbetreiber investieren viel Gehirnschmalz, technisches Know-how und natürlich auch Geld in die Sicherheit des Netzes," erklärt Klaus Müller. Er glaubt, dass das deutsche Stromnetz gut abgesichert ist. Gleichzeitig aber dürfe "man nicht vergessen, dass es immer wieder Menschen mit krimineller Energie gibt. Das kennen wir von der Bahn und anderen Infrastrukturen. Es ist also ein ständiger Wettlauf, möglichst gut vorbereitet zu sein."
Unsere Quellen:
- WDR-Interview mit Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur
- Nachrichtenagentur AFP
- Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK)
- Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
- Website Solaranlage Ratgeber