Im Marienheim in Siegen war Erika Löwer die Erste, die am Sonntag die Impfung in NRW erhielt. Dort war der Impfstoff schon am frühen Morgen angekommen. "Was sein muss, muss sein", so die 95-Jährige. "Wenn es denn dann besser wird, dann muss das doch sein."
Die groß angelegte Impfaktion ist am Sonntag überall in Nordrhein-Westfalen angelaufen. Landesweit stehen für den Auftakt knapp 10.000 Impfdosen zur Verfügung. Bewohner und Personal in Alten- und Pflegeheimen werden als Erstes die Impfungen bekommen. Wo jetzt wann geimpft wird, wird in den Städten und Kreisen organisiert. Sie bekommen jeweils 180 Impfdosen.
"Die 2.300 Altenheime in NRW haben eine hohe Priorität"
Gegen Mittag hat ein mobiles Team im Kreis Steinfurt damit begonnen, die Bewohner sowie die Beschäftigten des St. Josef-Stifts in Emsdetten zu impfen. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) war beim Start dabei: "Quasi in meiner Heimat", wie er sagte. Er empfinde große Dankbarkeit, dass die Wissenschaft in der Lage war, innerhalb von zehn Monaten einen Impfstoff zu entwickeln.
Die 2.300 Altenheime in NRW hätten nun eine hohe Priorität. Dort lebten 175.000 Menschen und noch einmal soviele würden dort arbeiten. Nun würden jede Woche 140.000 Impfdosen erwartet, von denen nur 70.000 verimpft werden könnten, da die Hälfte für die zweite Impfung in vier Wochen zurückgelegt werden müsse. "Daher weiss man, dass die Dosen in den Monaten Januar und Februar dafür draufgehen, um zunächst überhaupt die Altenheime zu versorgen", so Laumann.
Impfbereitschaft in Altenheim bei 95 Prozent
In dem Emsdetter Heim St. Josef-Stift leben 114 Bewohner. 17 Menschen waren dort im Frühjahr im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. "Der Schock sitzt noch tief", saget der Vorstand Peter Eckhardt am Sonntag. Die Impfbereitschaft bei den Bewohnern liege bei 95 Prozent. Die Erste in Emsdetten war die 87-jährige Edeltraut Jäger. "Sie möchte ein Zeichen setzen, möchte andere auch motivieren", sagte Eckhardt.
"Das Impfen ist der schönere Teil der Pandemie", sagte Gesundheitsminister Laumann. "Ich gehe davon aus, dass wir noch einige Wochen sehr hohe Infektionszahlen haben werden." Und nur mit dem Impfen könne man das Virus so eingrenzen, dass man mit dem Virus besser leben können, als in den letzten zehn Monaten.
Empfindlicher Stoff
Der Impfstoff ist am Sonntag direkt zu den einzelnen Einrichtungen gebracht worden. In den einzelnen Kommunen sind es häufig zwei Einrichtungen, die die allererste Lieferung des Impfstoffes erhalten. Der Impfstart ist eine logistische Herausforderung, denn das Mittel von Biontech und Pfizer ist sehr temperaturempfindlich, muss kühl gelagert und schnell verimpft werden - innerhalb von sechs Stunden.
"Weihnachtsgeschenk für die Menschen in NRW"
NRW-Gesundheitsminister Laumann hofft, dass die Impfungen in den Heimen bis Ende Februar abgeschlossen sind. In den nächsten Tagen werden noch größere Lieferungen des Impfstoffs erwartet.
"Ich hätte mir nämlich kein besseres Weihnachtsgeschenk für die Menschen in Nordrhein-Westfalen vorstellen können, als dass wir jetzt beginnen können mit dem Impfen", sagte Laumann bereits am Samstag am Düsseldorfer Impfzentrum.
Abstand und Maske trotz Impf-Marathon
Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigungen sagten, dass die jetzt beginnenden Impfungen mitten in der zweiten Infektionswelle starten und Monate dauern werden. Das Abstandhalten und Masketragen sei weiter sehr wichtig, da sich der Impfschutz erst langsam aufbauen könne.
"Wir stehen vor einem Marathon von historischem Ausmaß", sagte Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung am Samstag in der Aktuellen Stunde. Da man in den letzten Tagen viel gearbeitet habe, sei man jetzt gut vorbereitet. Aber ruhig schlafen könne er erst, wenn er wisse, dass der Anfang und der Start des Marathons gut geklappt haben.