Experte für Innenraumhygiene: Nicht jeder Luftreiniger macht Sinn für Schulen

Stand: 29.06.2021, 20:20 Uhr

Das Land hat 50 Millionen Euro für Luftreinigungsgeräte in Schulen bereit gestellt. Doch bei der Anschaffung gibt es viel zu beachten. Ein Experten-Interview.

Was bringt die Delta-Variante? Kommt im Herbst die vierte Welle? Gibt es bis dahin Impfschutz für Schülerinnen und Schüler? Zu viele Fragen und niemand kann uns sicher sagen, wie lange uns das Corona-Virus im Griff hält.

Dr. Wolfgang Lorenz, Vorsitzender des Bundesverbandes Schimmelpilzsanierung aus Düsseldorf, rät deshalb Schulen, sich mit der Anschaffung von Luftreinigern auseinanderzusetzen.

Infos zu Dr. Wolfgang Lorenz

Dr. Wolfgang Lorenz beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Qualität von Raumluft und hat sich schon lange vor der Corona-Pandemie mit Funktionsweisen und Einsatzmöglichkeiten von Luftreinigern auseinandergesetzt. Er ist Inhaber und Leiter des Instituts für Innenraumdiagnostik in Düsseldorf, Gründungsmitglied und Vorsitzender des Bundesverbandes Schimmelpilzsanierung und von der IHK Düsseldorf öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Schadstoffe in Innenräumen und Gebäuden.

WDR: Die Inzidenzen sinken. Halten Sie die Anschaffung von Luftreinigern an Schulen trotzdem für sinnvoll?

Wolfgang Lorenz: Ja. Weil wir nicht wissen wie die Pandemie weitergeht und weil Luftreiniger auch die Verbreitung anderer Infektionen, die nichts mit Corona zu tun haben, deutlich reduzieren, zum Beispiel Grippe. Wir werden oft gerufen wegen Schimmelbelastung an Schulen - da sind die Reiniger auch eine gute Sofortmaßnahme.

WDR: Reicht nicht Stoßlüften?

Lorenz: Lüften ist sinnvoll, um den CO2-Gehalt im Raum zu senken und damit Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche und Müdigkeit vorzubeugen. Aber gegen Viren ist Lüften nicht so effektiv wie ein guter Luftreiniger. Ist kein Temperaturunterschied zwischen Innen und Außen und herrscht kein Wind, funktioniert Stoßlüften nicht und im Winter wird es schnell zu kalt.

WDR: Arbeiten die Geräte denn zuverlässig?

Lorenz: Wir vom Bundesverband Schimmelpilzsanierung haben Tests durchgeführt von verschiedenen Geräten und einige erreichen einen Wirkungsgrad von nahezu 100 Prozent. Es gibt verschiedene Techniken. Die effektivsten Geräte sind die mit einem Hepa Filter H 13.

WDR: Hersteller machen Werbung für relativ teure, leistungsstarke Geräte. Macht das Sinn?

Lorenz: Ein Gerät in einem Zimmer ist weniger gut als mehrere Geräte, die nicht so leistungsstark sind, aber in der Summe mehr Leistung bringen. So bekommen alle Schüler etwas von der sauberen Luft ab. Die starken Geräte sind manchmal auch zu laut. Die schwächeren Luftreiniger sind zudem mobil und weniger wartungsintensiv. Bei der Anschaffung sollte man zudem darauf achten, dass die saubere Luft auf Atemhöhe abgegeben wird.

WDR: Welche Hygienemaßnahmen sollten trotz Reiniger eingehalten werden?

Lorenz: Handhygiene, Abstand einhalten und die Masken sollten aufgesetzt werden, wenn man seinen Platz verlässt, um zum Beispiel auf die Toilette zu gehen.

WDR: Welche Kosten muss man für ein Klassenzimmer kalkulieren?

Lorenz: Je nach Größe des Zimmers sollte man zwei, drei oder vier Geräte einplanen. Ein gutes Gerät bekommt man ab 1.200 Euro.

WDR: Vergangenen Herbst gab es Lieferengpässe. Wie sieht es jetzt aus?

Luftreiniger im Klassenzimmer

Lieber mehrere kleine als einen großen Reiniger

Lorenz: Die Situation hat sich entspannt. Wenn aber alle im Herbst wieder auf einmal bestellen, dann haben wir die gleiche Situation. Ich empfehle, sobald wie möglich Angebote einzuholen.

Das Interview führte Susanne Schnabel.

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