Daniel Jung ist Bildungsexperte und einer der bekanntesten Youtuber Deutschlands - zumindest unter Schülern. Mehr als 150 Millionen Mal wurden die Mathe-Videos des Remscheiders bislang abgerufen.
WDR: Beim gestrigen Schulstart lief es holprig in NRW. Manche Systeme liefen stabil, andere hatten Aussetzer oder waren gar nicht erreichbar. Ist so etwas normal, wenn so viele Nutzer gleichzeitig zugreifen?
Daniel Jung: Nein. Im Jahr 2021 ist es das absolut nicht mehr. Gestern sind durch die Bank weg die Server wieder abgeraucht, das kann eigentlich nicht mehr sein. Eigentlich müssten wir unseren Schülern eine 100-Prozent-Abdeckung liefern. Das wäre auch schnell möglich, wenn wir da nur etwas offener wären. Wenn man einen Cloudservice etwa eines Konzerns wie Amazon im Hintergrund nutzen würde, müsste alles ganz stabil laufen.
WDR: Wenn Konzerne wie Amazon ins Spiel kommen, stellt sich natürlich die Frage des Datenschutzes. Verhindern diese Regelungen, dass es besser funktioniert?
Daniel Jung: Ja, absolut. Datenschutz ist natürlich ein Riesenthema und wir müssen darauf achten, was wir preisgeben. Aber ich finde, wir müssten jetzt schon bestehende Dienste und Systeme nutzen, um den Unterricht am Leben zu halten. Die Daten könnte man dabei trotzdem sehr gut absichern. Es gibt Bundesländer, die bauen jetzt eigene Server auf und bestellen sich Hardware, dabei gibt es das doch schon alles. Vielleicht würde es helfen, mal auf die IT-Experten zu hören, anstatt nur Tablets in die Klassen zu spülen.
WDR: Jedes Bundesland stellt sich anders auf, was die Digitalisierung der Schulen angeht. Ein Fehler?
Daniel Jung: Ich finde, ja. Der Föderalismus hatte und hat bestimmt seine Berechtigung. Aber dass jedes Land seine eigene Plattform hat, ist nicht zeitgemäß. Warum nutzt man nicht ein übergeordnetes System und sorgt dort für stabile Server? Die Pandemie dauert nun bald ein Jahr an, da hätte man schon längst eine Lösung finden können.
Das Interview wurde im WDR 5 Morgenecho geführt und zur besseren Lesbarkeit sinngemäß angepasst.