Der Brief, der am Dienstagabend vom NRW-Gesundheitsministerium verschickt wurde, sorgt in den Krankenhäusern des Landes für Wirbel.
Notbremsung nach Medienauftrieb beim Start
Die für den 20. und 21. Januar bestellten Impfstoffe könnten nicht an die Krankenhäuser ausgeliefert werden, heißt es in dem Schreiben. Und die Bestellungen für den 22. Januar und die folgenden Tage würden seitens des Landes storniert. Mit anderen Worten: NRW zieht bei den Corona-Impfungen in Krankenhäusern die Notbremse.
Grund dafür ist die stockende Lieferung des Corona-Impfstoffs von Biontech. Mehrere Uni-Kliniken, die das Vakzin von Moderna verimpfen, waren zunächst nicht betroffen.
In vielen Kliniken ist die Enttäuschung groß
Am Uniklinikum in Münster wurden nach WDR-Informationen bereits 1.000 Mitarbeiter geimpft. Auch am St. Josef-Hospital in Warendorf sieht man's entspannt - hier wurde schon knapp ein Drittel der Mitarbeiter geimpft.
In anderen Kliniken ist indes die Enttäuschung groß. So wurden etwa im Franziskus Hospital in Münster gerade einmal 100 Mitarbeiter Anfang der Woche geimpft. Geplant waren diese Woche einer Sprecherin zufolge noch 800 weitere Impfungen.
Impfzentren starten am 8. Februar
Auch der Start der Impfungen in NRW für über 80-Jährige, die zu Hause leben, verschiebt sich. Die Senioren sollten als erste in den 53 Impfzentren im Land immunisiert werden. Nach Informationen des Gesundheitsministeriums nehmen die Impfzentren ihren Betrieb nun erst am 8. Februar auf - also eine Woche später als bislang geplant.
Heftige Kritik
Die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, die 345 Kliniken vertritt, reagierte "mit großer Enttäuschung", wie es in einer Mitteilung hieß. "Nach dem optimistisch stimmenden Start dieser Impfungen mit einem großen Zuspruch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind wir bestürzt, dass die Lieferung des Impfstoffs so kurzfristig unterbrochen wurde", sagt KGNW-Präsident Jochen Brink.
Die SPD-Landtagsabgeordnete Lisa-Kristin Kapteinat nannte den plötzlich verhängten Impf-Stopp "katastrophal". Minister Laumann verspiele viel Vertrauen in die Impfkampagne. Bei den Krankenhausbediensteten sei gerade noch sehr viel Überzeugungsarbeit dafür geleistet worden, sich impfen zu lassen. Der unvermittelte Stopp führe nun aber zu einer großen Enttäuschung, sagte Kapteinat dem WDR.
Impf-Pause in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen
Der Lieferverzögerung führt auch dazu, dass die Erst-Impfungen nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch ab kommende Woche in den Pflegeeinrichtungen pausieren müssen. Personen, die bereits eine erste Impfung bekommen hätten, würden in der kommenden Woche aber planmäßig ihre zweite Impfdosis erhalten, hieß es. Ab dem 1. Februar sollen dann in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen die Patienten und das Personal weitergeimpft werden.
Impftermine können ab 25.1. vereinbart werden
Einen Termin für die Impfung können Senioren über 80 wie geplant ab dem kommenden Montag (25. Januar) vereinbaren. Dies geht ab 8.00 Uhr online unter www.116117.de oder telefonisch. Menschen, die im Rheinland leben, sollen die kostenfreie Rufnummer 0800 116 117 01 wählen, Menschen in Westfalen die ebenfalls kostenfreie Rufnummer 0800 116 117 02. Fachleute rechnen mit längeren Wartezeiten am Telefon.