Nach der Bewertung neuer wissenschaftlicher Beobachtungen und Daten empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) nun allen 12- bis 17-Jährigen eine Corona-Impfung. Man komme zu der Einschätzung, "dass nach gegenwärtigem Wissensstand die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen", teilte das Gremium am Montag mit - der offizielle Empfehlungstext liegt noch nicht vor.
Viele positive Reaktionen auf Stiko-Empfehlung
Aus der Politik und Schülerschaft gibt es auf die Stiko-Empfehlung positive Reaktionen. NRW-Familienminister Joachim Stamp begrüßte den Beschluss. Somit gebe es nun "eine klare Empfehlung", sagte der dem WDR. "Jetzt wäre es wirklich großartig, wenn viele davon Gebrauch machen." Dafür wirbt auch die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Claudia Schmidtke. Schließlich hätten Kinder und Jugendliche "in besonderer Weise unter den Abstandsregelungen und Kontaktbeschränkungen gelitten". Zwar sei eine Impfung weiterhin "eine höchstpersönliche Entscheidung", dennoch hofft Schmidtke, "dass viele Eltern diese klare Impfempfehlung der Stiko zum Anlass nehmen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen".
Der Mühlheimer Bezirksschülervertreter Samuel Bielak bewertet die Empfehlung ebenfalls als "sehr positiv", wie er dem WDR sagte. Er erwartet, dass sich nun noch viel mehr Schülerinnen und Schüler gegen Corona impfen lassen werden. Bielak hofft, dass nun das "Infektionsgeschehen niedrig bleibt und wir weiterhin im Präsenzunterricht bleiben können".
Stiko gegen Impf-Verpflichtung
"Diese Empfehlung zielt in erster Linie auf den direkten Schutz der geimpften Kinder und Jugendlichen vor Covid-19 und den damit assoziierten psychosozialen Folgeerscheinungen ab", erklärte die Stiko weiter. Unverändert solle die Impfung nach ärztlicher Aufklärung zu Nutzen und Risiko durchgeführt werden. Man spreche sich "ausdrücklich dagegen aus, dass bei Kindern und Jugendlichen eine Impfung zur Voraussetzung sozialer Teilhabe gemacht wird".
Mittlerweile könnten mögliche Risiken der Impfung in der Altersgruppe zuverlässiger beurteilt werden, erklärte das Gremium. Es verwies etwa auf nahezu zehn Millionen geimpfte Kinder und Jugendliche im amerikanischen Impfprogramm. Die bisherige Zurückhaltung hatte Stiko-Chef Thomas Mertens zuletzt mit unzureichenden Daten zur Sicherheit der Impfung bei Heranwachsenden begründet. Im Fokus standen vor allem mögliche Folgen von Herzmuskelentzündungen bei Geimpften. Am Montag sprach die Stiko von meist unkomplizierten Verläufen.
Impfangebote bereits vorhanden
Anfang August hatten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern bereits breitere Angebote für Kinder ab zwölf Jahren vereinbart - zum Corona-Schutz für den Schulstart nach den Sommerferien. Mit den Präparaten von Biontech/Pfizer und Moderna sind in der EU zwei mRNA-Impfstoffe für diese Gruppe zugelassen. Für Kinder unter zwölf Jahren ist bislang kein Impfstoff verfügbar.