Ticker vom Sonntag (17.05.2020) zum Nachlesen
Stand: 17.05.2020, 19:30 Uhr
- 70 Flüchtlingsheim-Bewohner in St. Augustin positiv auf Corona getestet
- 200-300 Teilnehmer bei illegalem Fußballturnier in Oberhausen
- Elternverbände fordern mehr Einsatz für Kinder mit Behinderungen
- Alle Entwicklungen hier im Corona-Live-Ticker
Was gibt es Neues in Sachen Coronavirus? Hier im Live-Ticker halten wir Sie über die Entwicklungen auf dem Laufenden.
70 Flüchtlingsheim-Bewohner in St. Augustin positiv auf Corona getestet
In der Zentralen Unterbringungseinrichtung in St. Augustin-Niederpleis gibt es 70 bestätigte Corona-Fälle. Am Donnerstag wurde der erste Bewohner positiv auf das Virus getestet, daraufhin wurde die Unterkunft unter Quarantäne gestellt - um alle Bewohner zu testen. Der Grüne Landtagsabgeordnete Horst Becker kritisierte, man habe schon mehrfach gefordert, in Flüchtlingsheimen flächendeckend Coronavirus-Tests durchzuführen. "Es zeigt sich jetzt, dass das viel zu spät passiert ist."
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels wurde eine wesentlich höhere Zahl von Infizierten genannt. Der Rhein-Sieg-Kreis hat klargestellt, dass es aktuell 70 Infektionen in der Flüchtlingsunterkunft in Sankt Augustin gibt. Die Gesamtzahl der bisher registrierten Infektionen in der Stadt liegt bei 263.
200 bis 300 Teilnehmer bei illegalem Fußballturnier in Oberhausen
In Oberhausen haben sich gestern auf einem frei zugänglichen Sportplatz offenbar immer mehr Jugendliche versammelt, um kurz darauf ein Fußballturnier zu starten - zwei Vereinsmitglieder des Post SV hatten das beobachtet. "Wir waren fassungslos, als wir das sahen", sagt Jugendleiter Mirko Trapphoff, einer der beiden Beobachter. Es gab demnach eine Startgebühr, Preisgeld und Mannschaften mit jeweils sechs Spielern. Die Teilnehmer sollen demnach mehrfach gegen Hygiene-Maßnahmen verstoßen haben.
Sie kamen offenbar aus Essen, Mülheim, Oberhausen, Wuppertal und Hannover - verabredet haben sie sich vermutlich über soziale Netzwerke. Es waren wohl auch Semi-Profis aus den Jugendmannschaften von Schalke und Duisburg dabei. Die Polizei hat den Platz mit Unterstützung des Ordnungsamts geräumt - er ist bis auf weiteres für die Öffentlichkeit gesperrt.
Elternverbände fordern mehr Einsatz für Kinder mit Behinderung
In einer gemeinsamen Erklärung heißt es, viele Eltern würden berichten, dass ihre Kinder mit Behinderung bei der Wiedereröffnung der Schulen wieder nach Hause geschickt würden und Unterricht und Betreuung fernbleiben sollten. Die Verbände fordern deswegen mehr Engagement der NRW-Landesregierung für Schülerinnen und Schüler mit Behinderung.
Die Eltern kritisieren auch, dass die Förderschulen für Geistige Entwicklung und die für Körperlich-Motorische Entwicklung weiter geschlossen sind. Familien seien durch den Wegfall sämtlicher Unterstützungsleistungen bei Betreuung und Bildung der Kinder auf sich allein gestellt, einige seien am Ende ihrer Kräfte. Die Vorsitzende der Landeselternkonferenz NRW, Anke Staar sagte, es grenze an unterlassene Hilfeleistung, Kinder mit Behinderung weiter zu vertrösten. In Krisen müssten Notlagen priorisiert werden.
Demo und Gegendemo zu Corona-Maßnahmen in Mönchengladbach
In Mönchengladbach haben heute Nachmittag etwa 100 Menschen gegen die Einschränkungen in der Corona-Krise demonstriert. Dazu aufgerufen hatte ein Politiker, der der rechten Szene angehört. Deshalb gab es gleichzeitig eine Gegendemo mit etwa 200 Menschen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot in Mönchengladbach, um beide Gruppen auf Abstand zu halten.
Corona-Regeln für die Freibäder
Wer bei den immer sommerlicheren Temperaturen am liebsten ins Wasser springen will, für den gibt es gute Nachrichten: Am Mittwoch öffnen die Freibäder in NRW wieder. Deswegen hat das Gesundheitsministerium dazu ein Corona-Regelwerk veröffentlicht: Darin steht unter anderem, dass nur eine begrenzte Anzahl von Gästen zugelassen werden darf. Als Maßstab gilt ein Besucher pro zehn Quadratmeter.
Auch im Wasser muss der Abstand eingehalten werden, in den Umkleidekabinen soll ist Mundschutz Pflicht. Weiterhin müssen die Kontaktdaten zur Nachverfolgung möglicher Infektionsketten dagelassen werden - und nach dem Besuch gilt dann noch: Hände waschen oder infizieren.
Grüne machen Vorschläge für Bedingungen in Schlachthöfen
Nach den vielen Corona-Ausbrüchen in Schlachtbetrieben hat Grünen-Chef Robert Habeck Vorschläge gemacht, wie die Arbeitsbedingungen dort verbessert werden können. Er fordert unter anderem einen Mindestpreis für Fleisch, ein Verbot von Subunternehmen in Schlachthöfen, bessere Bedingungen für die Tiere und mehr Geld für die Mitarbeiter. Die Grünen kritisieren vor allem, dass die Beschäftigten zu Dumping-Löhnen arbeiten würden. Sie würden den hohen Preis für billiges Fleisch bezahlen.
Wegen niedrigen Löhnen müssen die oft ausländischen Beschäftigten in der Fleischbranche häufig in Sammelunterkünften wohnen, wo Abstände schwierig eingehalten werden können - besonders in Corona-Zeiten ein großes Problem. Bundesarbeitsminister Heil will morgen ein Konzept dazu vorlegen, wie die Bedingungen für die Beschäftigten in der Branche verbessert werden können.
Kulturminister legen Plan für weitere Corona-Lockerungen vor
Um Theatern, Konzerthallen und anderen kulturellen Einrichtungen in der Krise entgegenzukommen, haben sich die Kulturminister von Bund und Ländern auf gemeinsame Eckpunkte verständigt. Das Papier liegt der dpa vor. Es sieht vor, dass mögliche Lockerungen von lokalen Infektionszahlen abhängig sind.
Für Theater wird zum Beispiel vorgeschlagen, Sitzplätze oder ganze Reihen auszulassen, damit der Mindestabstand eingehalten werden kann. Tickets sollen nach Möglichkeit online gekauft werden, um Warteschlangen zu vermeiden.
Die Kulturminister lobten die Akteure der Kulturszene dafür, dass sie in der Pandemie so kreativ seien und unterschiedlichste digitale Angebote geschaffen hätten. Die Minister betonten, dass viele Künstlerinnen und Künstler auch mit den Lockerungen noch lange hohe Einnahmeverluste haben.
Regierung unterschätzte offenbar Corona-Gefahr
Hätte die Bundesregierung verhindern können, dass sich das Coronavirus schnell in Deutschland ausbreitet und es zur Krise kommt? Vertrauliche Dokumente, die dem BR und der "Welt am Sonntag" vorliegen, legen genau das nahe. Sie zeigen, dass sich die Politik bereits Anfang des Jahres mit der neuartigen Lungenkrankheit beschäftigte, die Gefahr aber unterschätzte.
Merkel und Spahn - zu spät reagiert?
Obwohl es mit dem "Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz" seit 2012 einen genauen Plan gibt, was im Falle einer drohenden Pandemie zu tun ist, wurden keine Schulen geschlossen, keine Großveranstaltungen abgesagt. Wäre das passiert, hätte auch die Karnevalssitzung in Gangelt, bei der sich zahlreiche Menschen mit Covid-19 ansteckten, wahrscheinlich nicht stattgefunden.
Tourismusbranche fordert milliardenschweren Hilfsfonds
Ausgefallene Flüge, stornierte Hotelzimmer, gesperrte Strände. Für Urlauber ist die Corona-Zeit ein echter Reinfall. Gleichzeitig leidet die Tourismus-Branche unter den ausbleibenden Umsätzen. Laut Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) arbeiten fast drei Millionen Menschen in diesem Sektor.
Der BTW fürchtet, dass 1,2 Millionen dieser Jobs in Gefahr sind und fordert einen milliardenschweren staatlichen Hilfsfonds. Die aktuellen Kreditprogramme würden die meisten Unternehmen nur in die Überschuldung treiben, sagte der Präsident des Branchenverbandes, Michael Frenzel, der "Bild am Sonntag". "Daher brauchen wir einen Rettungsfonds, der hilft, Verluste von mindestens 16 Milliarden Euro abzufangen."
Geisterspiel heute auch in Köln
Gestern war der erste Tag in der Geschichte der Fußball-Bundesliga, an dem ausschließlich Geisterspiele stattfanden. Insgesamt gab am Samstag schon zehn Spiele in der ersten und zweiten Liga - heute legte unter anderem der 1. FC Köln mit dem Spiel gegen Mainz 05 nach. Sie trennten sich 2:2. Wie bei den vorherigen Spielen gab es auch am Kölner Rhein-Energie-Stadion keine größeren Fan-Ansammlungen.
Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat den Wiedereinstieg in der "Bild am Sonntag" als Erfolg gewertet: "Der Re-Start hat sich gelohnt. Es ist genau das vorsichtige Hineintasten in eine verantwortungsvolle Normalität, die wir alle wollen."
Spanien meldet niedrigste Zahl von Corona-Toten seit zwei Monaten
Positive Nachrichten aus Spanien: Erstmals seit der Verhängung des Ausnahmezustands vor zwei Monaten wurden weniger als 100 bestätigte Todesfälle an einem Tag gemeldet. Laut dem spanischen Gesundheitsminister Salvador Illa haben die regionalen Behörden 87 neue Todesfälle in den vergangenen 24 Stunden angegeben. Das ist die niedrigste Zahl seit dem 16. März. Spanien hatte auf dem Höhepunkt der Coronavirus-Ausbreitung mehr als 900 Todesfälle pro Tag gemeldet.
Boris Johnson bezweifelt Entwicklung von Impfstoff
Umgerechnet mehr als 100 Millionen Euro steuert die britische Regierung bei, um ein neues Impfstoffherstellungs- und Innovationszentrum möglichst schnell eröffnen zu können. Gleichzeitig dämpft der britische Premierminister Boris Johnson die Erwartungen, dass es überhaupt einen Impfstoff gegen das Coronavirus geben könnte.
"Es bleibt ein sehr langer Weg, der zurückgelegt werden muss", schrieb Johnson in der Zeitung Mail on Sunday, "und ich muss ehrlich sein, dass ein Impfstoff womöglich nicht Realität wird."