Die Menschen in NRW halten sich offenbar zum großen Teil an das bundesweite Kontaktverbot. An Haltestellen, in Innenstädten, auf Autobahnen waren vergangene Woche bis zu 87 Prozent weniger Menschen unterwegs als sonst. Das zeigt eine gemeinsame Datenauswertung von WDR und NDR zusammen mit dem Projekt “everyonecounts.de”.
Das Projekt: Woher stammen die Daten?
Haltestellen
Die Analyse bedient sich verschiedener Datenquellen: Ein großer Teil der Informationen stammt vom Kartendienst “Google Maps”: Die Firma Google erhebt für zahlreiche Orte in Deutschland, wie stark sie besucht sind. Dazu greift das Unternehmen auf die Ortungs-Funktionen von Smartphones zurück. Die Daten werden zusammengefasst veröffentlicht, ein Rückschluss auf die Bewegung Einzelner ist damit nicht möglich.
Innenstädte
Der Dienst “Hystreet” zeichnet in rund 60 Städten in Deutschland mit einer Art Lichtschranke auf, wie viele Menschen sich in Fußgängerzonen aufhalten. Auch diese Daten haben die Reporterinnen und Reporter auswerten können.
Für NRW wurden die Daten aus zehn NRW-Städten aus dem März 2020 herangezogen.
Verkehr
Um die Veränderung im Straßenverkehr zu untersuchen, kamen für NRW Daten des WDR-Verkehrsstudios und Informationen des Navigationsgeräteherstellers TomTom zum Einsatz.
Das Team
Die Daten haben Reporterinnen und Reporter von NDR, WDR und “Süddeutscher Zeitung” in enger Zusammenarbeit mit den Betreibern der Seite “Everyonecounts.de” erhoben. Hinter dem Portal steht ein Kollektiv von Freiwilligen, die sich im Rahmen eines “Hackathons” zusammengetan haben, um einen Dienst zu entwickeln, der zeigt, wie sehr sich die Bürger in Deutschland an die Maßnahmen zur sozialen Distanzierung halten.
Eine ähnliche Auswertung hat Spiegel Online vor einigen Tagen vorgenommen.
Weniger Menschen warten an Haltestellen
Über eine Woche haben Datenanalysten und Reporter unter anderem Google-Bewegungsdaten von Hauptbahnhöfen und S-Bahn-Haltestellen erhoben. Dabei wurde ausgerechnet, wie viele Menschen sich an diesen Orten normalerweise per GPS einloggen und wie viele es jetzt sind.
Das Ergebnis zeigt: Die meisten Menschen in NRW-Städten meiden seit vergangener Woche Bahnhöfe und S-Bahn-Haltestellen, im Durchschnitt halten sich an den Orten 60 Prozent weniger Menschen auf als üblich.
Den größten Rückgang gab es in Köln: an einem normalen Freitag loggen sich am Kölner Hauptbahnhof etwa 855 Menschen per Google ein. Am vergangenen Freitag waren es nur 115 - also fast acht mal weniger als üblich. In Aachen betrug der Rückgang nur 36,6 Prozent.
Bis zu 93 Prozent weniger Passanten am Samstag
Doch nicht nur die Bahnhöfe in NRW sind leer geworden. Auch in den Innenstädten ist kaum mehr etwas los. In der vergangenen Woche waren im Durchschnitt 78 Prozent weniger Menschen unterwegs.
Anfang März waren die NRW-Innenstädte noch wie üblich belebt. Mehr als 70.000 Menschen strömten über die Kölner Einkaufsstraße Hohe Straße - nur etwas weniger als im Jahresdurchschnitt. Dann kam Corona im Alltag der Menschen an - inklusive Kontaktverbot und #stayathome. Die Folge: Am vergangenen Samstag wurden auf der Hohe Straße nur noch 5.125 Passanten gezählt.
Das sind Ergebnisse von dauerhaften Passantenzählungen des Kölner Dienstleisters "Hystreet", der mittels Laserscannern die Besuchsfrequenzen in Innenstädten analysiert. Die Ergebnisse für andere NRW-Städte zeigen, dass die Rückgänge überall beträchtlich sind.
Bis zu 93 Prozent weniger Besucher, die an einem Samstag durch die Innenstadt laufen - ein Zeichen dafür, dass die Appelle, zuhause zu bleiben, offenbar gefruchtet hatten.
Inhaltsverzeichnis
- Ausgewählter Teil: Teil 1/2 - Leere Innenstädte, freie Straßen: Kontaktverbot zeigt Wirkung
- Teil 2/2 - Verkehr, Parks und Supermärkte