Bürgermeister Bad Oeynhausen im Bundestag

03:01 Min. Verfügbar bis 03.07.2026

Prügelattacke von Bad Oeynhausen: Thema im NRW-Landtag

Stand: 05.07.2025, 07:31 Uhr

Die tödliche Prügelattacke eines 18-Jährigen gegen einen 20-jährigen Mindener in Bad Oeynhausen ist am Freitag Thema im NRW-Landtag. Die FDP hatte eine aktuelle Stunde beantragt.

Begründung: Die Tat habe nicht nur Bad Oeynhausen, sondern ganz Nordrhein-Westfalen tief erschüttert. Schon am Mittwoch hatte sich der Bundestag mit dem Fall befasst. Der 18-jährige mutmaßliche Täter stammt aus Syrien und war bereits vor der Tat polizeibekannt.

Aktuelle Stunde im Bundestag

In einer Aktuellen Stunde über "Gewalttäter aus Parallelgesellschaften", die von der CDU/CSU beantragt worden war, ging es am Mittwoch im Bundestag hoch her. So forderte die Union von der Bundesregierung ein sofortiges Handeln, um solche Gewalttaten wie in Bad Oeynhausen künftig zu verhindern.

"Hören Sie endlich auf, die Probleme in unserem Land zu beschönigen", sagte Unionsfraktionschef Friedrich Merz an die Adresse der Ampel gerichtet: "Wir haben es mit jugendlichen und heranwachsenden Straftätern zu tun, die viel zu oft - und ohne Konsequenzen befürchten zu müssen - immer längere Vorstrafenregister ansammeln." Dies alles müsse "endlich Konsequenzen" haben.

AfD spricht von "Schicksalsfrage"

Die AfD sprach von einer "Schicksalsfrage für unsere Nation". Das allerdings war SPD, Grünen und FDP zu viel.

Zwar zeigte Grünen-Politikerin Schahina Gambir Verständnis für den allgemeinen Wunsch nach Konsequenzen. Doch es gehe "jetzt nicht darum, am schnellsten und am lautesten nach einfachen Worten zu brüllen". Es solle auf Präventions- und Bildungsangebote gesetzt werden, um es gar nicht erst zu Gewalt kommen zu lassen.

Auch Bad Oeynhausens Bürgermeister vor Ort

Bad Oeynhausens Bürgermeister Lars Bökenkröger

Bad Oeynhausens Bürgermeister Lars Bökenkröger

In eine ähnliche Richtung argumentierte auch Bad Oeynhausens Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU), der für die Aktuelle Stunde extra nach Berlin angereist war und die Debatte dort verfolgte. "Wir müssen - und das ist das, was ich auch als Forderung an Bund und Land habe - sehr viel mehr in Schulen, in Kitas tun. Das ist das A und O", sagte der 50-Jährige im WDR-Interview.

Statt lauter Worte wünscht sich Bökenkröger lieber leise Taten. Denn die folgenschwere Prügelattacke in seiner Stadt war schnell politisch instrumentalisiert worden - mit einer sehr aufgeheizten, teils aggressiven Stimmung.

Diese Stimmungsmache hatte Bökenkröger bereits zuvor in einem WDR-Gespräch als "geschmacklos" verurteilt. Dass die Tat von Bad Oeynhausen ohne Wissen über die Hintergründe "von bestimmten Kräften" politisch instrumentalisiert werde, helfe niemandem und sei für die Familie unerträglich.

Opfer der Prügelattacke erlag schwersten Verletzungen

Am 22. Juni, einem Samstagabend, war der 20-jährige Philippos T. im Bad Oeynhausener Kurpark das Opfer einer brutalen Prügelattacke geworden. Wenige Tage später erlag er im Krankenhaus seinen schwersten Verletzungen.

Bereits kurz nach der Tat hatte die Polizei um Hinweise aus der Bevölkerung gebeten. Der Kurpark war an dem Abend gut besucht. Die Ermittler baten alle, die dort unterwegs waren, Fotos und Videos auf ihren Handys zu überprüfen und sich zu melden. Gesucht wurde eine Gruppe von etwa zehn Männern, die ein "südländisches Erscheinungsbild haben", sagte ein Polizeisprecher im WDR.

Dank einiger weniger Augenzeugen konnten Polizei und Staatsanwaltschaft einen Teil der Gewalttat rekonstruieren. So soll der 18-jährige Hauptverdächtige auf sein Opfer zugegangen sein, es niedergeprügelt und getötet haben.

Hinweise, was vor und nach der Tat passierte, fehlen

Was in den Stunden vor und nach der Tat passierte, ist für die Ermittler weiter unklar. Sie appellieren deshalb weiter an Zeugen, sich zu melden.

Dadurch erhoffen sich Polizei und Staatsanwaltschaft weitere Hinweise. Denn der mutmaßliche Täter, der am späten Nachmittag des 26. Juni in seiner Wohnung festgenommen wurde, schweigt bisher.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft kommt der Mann aus Syrien. Er lebe seit 2016 in Deutschland und sei letztes Jahr nach Bad Oeynhausen gezogen. Er soll in der Vergangenheit bereits durch Gewalt-, Eigentums- und Drogen-Delikte aufgefallen sein. Dem Beschuldigten wird Totschlag vorgeworfen.

Hauptverdächtiger und Begleiter vorher in Schlägereien verwickelt

Wie die Staatsanwaltschaft Bielefeld vor ein paar Tagen mitteilte, gab es an Tatabend im Kurpark mehrere Schlägereien. Also bereits vor der tödlichen Attacke auf Philippos T.

Es bestehe der Verdacht, so Staatsanwaltschaft Christoph Mackel im WDR, dass die Gruppe um den mutmaßlichen Haupttäter in diese Schlägereien verwickelt war. Zeugenbeobachtungen könnten jetzt helfen, ein Gesamtbild von dem Abend zu bekommen. Zwei Zeugen hätten bereits detaillierte Angaben zu der tödlichen Attacke gemacht.

Attacke am Kurpark von Bad Oeynhausen

Der mittlerweile verstorbene Philippos T. und sein 19 Jahre alter Begleiter waren offenbar mit den jungen Männern in Streit geraten. Die mutmaßlichen Täter sollen auf ihre Opfer eingeschlagen und eingetreten haben.

Zu der Attacke war es nach einer Abiturfeier in einer Eventlocation am Kurpark von Bad Oeynhausen gekommen. Die Opfer waren Freunde und hatten den Abiball des Ratsgymnasiums Minden besucht. Der 19-Jährige war in der Nacht zum betreffenden Sonntag bei dem Angriff lediglich leicht verletzt worden.

Reaktion Festnahme Täter Bad Oeynhausen

WDR Studios NRW 27.06.2024 00:42 Min. Verfügbar bis 27.06.2026 WDR Online


Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Staatsanwaltschaft Bielefeld
  • Aktuelle Stunde im Bundestag
  • Informationen aus dem NRW-Landtag