Trump investiert in KI | AKS

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Trump investiert in KI: Was steckt hinter dem Stargate-Projekt?

Stand: 22.01.2025, 17:19 Uhr

US-Präsident Donald Trump gab bekannt, dass mindestens 500 Milliarden Dollar in die KI-Infrastruktur in den USA investiert werden sollen. In diesem Zuge gab er auch den Start eines Infrastruktur-Projekts zur Künstlichen Intelligenz (KI) namens Stargate bekannt.

Von Catharina Coblenz

100 Milliarden Dollar sollen zunächst dem neuen Gemeinschaftsunternehmen mit dem Namen Stargate zugutekommen. Anschließend soll das Geld in neue Rechenzentren für Künstliche Intelligenz (KI) gesteckt werden.

Damit nimmt US-Präsident Trump gleich zu Beginn seiner Amtszeit KI in den Fokus. Per Dekret kippte er am Montag die Leitplanken für die Entwicklung von KI, die sein Vorgänger Joe Biden im Herbst 2023 aufgestellt hatte.

Doch was genau ist Stargate? Welche Unternehmen sind beteiligt? Und was bedeutet das Für Europa? Fragen und Antworten.

Was ist Stargate?

die Gründer von Stargate

Stargate ist ein Infrastruktur-Projekt zur Künstlichen Intelligenz (KI). Es ist ein Zusammenschluss aus drei Unternehmen: OpenAI, die Firma, die hinter ChatGPT steckt, der japanische Technologie-Konzern Softbank des Milliardärs Masayoshi Son und der US-Software- und Hardware-Hersteller Oracle.

OpenAI erklärte in einem Beitrag im Onlinedienst X, dass das Projekt "nicht nur die Re-Industrialisierung der USA unterstützen, sondern auch eine strategische Fähigkeit zum Schutz der nationalen Sicherheit Amerikas und seiner Verbündeten bieten wird". Der Aufbau sei "derzeit im Gange, beginnend in Texas", erklärte OpenAI weiter. Weitere mögliche Standorte im ganzen Land würden derzeit "evaluiert". Das Investitionsvolumen von 500 Milliarden Dollar solle in vier Jahren erreicht werden, sagte Son.

Laut dem Präsidenten sollen unter anderem "kolossale Datenzentren" aufgebaut werden, um die Fortschritte bei der Weiterentwicklung von KI-Anwendungen voranzutreiben.

Was sind die Ziele des Projekts?

OpenAI-Chef Sam Altman hatte die USA bereits mehrfach dazu aufgerufen, in KI-Rechenzentren zu investieren - auch um den Vorsprung gegenüber anderen Ländern wie China zu behalten.

Oracle-Gründer Larry Ellison verwies darauf, dass KI das Gesundheitswesen mit der Auswertung von Patientendaten verbessern werde. Auch Altman ist überzeugt, dass mithilfe von KI Krankheiten besser bekämpft werden können. Trump wirbt außerdem damit, dass mit dem Projekt Stargate mehr als 100.000 Arbeitsplätze geschaffen werden sollen.

Wie hoch ist der Energieverbrauch von KI-Rechenzentren?

Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz wie Stargate brauchen gewaltige Mengen an Rechenleistung: zum einen beim Training der KI-Modelle, zum anderem auch während ihres Betriebs.

Eine Studie der Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) aus dem Jahr 2024, die im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz veröffentlicht wurde, zeigt, dass die zunehmende Komplexität von KI-Anwendungen zu einem erhöhten Stromverbrauch und dann zu einem Anstieg der CO2-Emissionen führt.

Die Studie zeigt, dass der Strombedarf für Rechenzentren bereits im Jahr 2022 3,74 Prozent des gesamten Stromverbrauchs der Bundesrepublik Deutschland betrug. Außerdem benötigen die Rechenzentren rund um die Uhr Strom. Auf der anderen Seite hat KI ein großes Potenzial zur Energieeffizienzsteigerung. Es muss jedoch verhindert werden, dass dieser Nutzen durch den erhöhten Energieverbrauch wieder aufgehoben wird.

Wie wird in Europa mit dem Thema KI umgegangen?

In Europa wird aktuell wenig KI entwickelt. Zwar gibt es auch hier Foundation-Modelle, wie beispielsweise das Heidelberger Unternehmen Aleph Alpha. Der hauptsächliche Wettbewerb findet jedoch zwischen den großen Konzernen in den USA und China statt. Vorreiter ist Europa jedoch im Bereich der Regulierung von KI.

Im Mai 2024 haben die EU-Mitgliedsstaaten das weltweit erste Gesetz zur Regulierung von KI verabschiedet. Dieses Regelwerk mit dem Namen AI Act bietet einen einheitlichen Rahmen für den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Es schreibt beispielsweise vor, dass KI-Anwendungen nicht missbraucht werden dürfen und dass die Grundrechte geschützt werden müssen. Dazu verfolgt das Regelwerk einen sogenannten "risikobasierten Ansatz": Das bedeutet, je höher das Risiko ist, desto strenger sind auch die Vorgaben.

Außerdem gilt dadurch in Europa eine Transparenzpflicht: Inhalte, die künstlich erzeugt oder bearbeitet wurden, müssen auch eindeutig als solche gekennzeichnet werden.

Welche Regularien für KI gab es bislang in den USA?

Auch US-Präsident Joe Biden hatte im Herbst 2023 eine Executive Order zur sicheren Entwicklung und Nutzung von künstlicher Intelligenz erlassen. Durch diesen sollten die Privatsphäre und die Bürgerrechte der Verbraucher geschützt werden. Laut Bidens damaliger Anordnung mussten Entwickler die US-Regierung bei Programmen, die potenziell gefährlich für nationale Sicherheit, Wirtschaft oder Gesundheit werden könnten, schon beim Anlernen der KI-Modelle informieren. Auch sollten sie Ergebnisse von Sicherheitstests mit den Behörden teilen.

Dieses Regelwerk wurde gleich bei seiner Amtseinführung am Montag per Dekret von Trump aufgehoben. Das bedeutet, dass die USA jetzt keine gültigen staatlichen Richtlinien zur Entwicklung von KI-Modellen mehr haben – auch wenn hier einige der bedeutendsten KI-Entwickler tätig sind.

Was bedeutet Stargate für Europa?

KI-Kritiker haben Sorge, dass damit gefährliche Schadsoftwares oder auch biologische Waffen entwickelt werden könnten. Carsten Kraus ist KI-Botschafter und befürchtet, dass es durchaus denkbar sei, KI zu nutzen, um andere Staaten anzugreifen. Beispielsweise mit einem "Universal-Hack, der alles mögliche lahmlegt". Gerade deswegen dürfe "Europa eben nicht aufhören, an diesen Technologien zu arbeiten.

"Wir müssen in Deutschland und in Europa wirklich aufpassen, dass wir den Anschluss nicht verlieren." Jörg Bienert, Vorstandsvorsitzender des KI-Bundesverbands

Die deutsche Digital- und KI-Branche sieht die milliardenschwere Initiative Stargate als Weckruf für Europa. "Wir müssen in Deutschland und in Europa wirklich aufpassen, dass wir den Anschluss nicht verlieren", warnte der Vorstandsvorsitzende des KI-Bundesverbands, Jörg Bienert, am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. "Wir sollten den Anspruch haben, wieder Technologien und neue Ansätze zu entwickeln, die revolutionär sind", sagte Bienert.

Eine weitere Gefahr gehe von der KI selbst aus. Diese könnte sich in den kommenden fünf bis zehn Jahren zu einer sogenannten "Superintelligenz" (AGI Systeme) weiterentwickeln. Solche Systeme könnten den Menschen in nahezu allen Bereichen übertreffen. Leopold Aschenbrenner ist KI Sicherheitsexperte in San Francisco. Er sagt, das Problem bei solchen AGI Systemen sei, dass keiner wisse, wie man sie kontrollieren könne.

KI-Botschafter Carsten Kraus sagt, dass die Menschen schon bald durch KI geleitet werden könnten, ohne es zu merken. Er sagt: "Wir haben in Europa ein sehr starkes ethisches Denken. Wenn Europa die Region auf der Welt wäre, die die überlegende KI hat, dann würde genau das von Europa wahrscheinlich passieren."

Quellen: