Ruhm oder großes Geld: Was bezweckt Trump mit seinem Krypto-Coin?

Stand: 20.01.2025, 18:38 Uhr

Mit seinem Überraschungscoup einer eigenen Kryptowährung spaltet US-Präsident Trump mal wieder die Gemüter. Experten halten die Aktion vor allem moralisch für verwerflich.

Von Nina Magoley

Der Zeitpunkt war geschickt gewählt: Kurz vor seiner Vereidigung sorgte der neue US-Präsident Donald Trump mit der Ankündigung einer eigenen Kryptowährung für Überraschung. 200 Millionen Coins mit der Bezeichnung "$Trump" warf er am Freitagabend auf den Markt - und löste damit einen Ansturm aus.

Innerhalb der ersten Stunden stieg die Gesamtbewertung um mehr als 132.000 Prozent auf fünfzehn Milliarden Dollar. Nach mehreren Aufs und Abs lag der sogenannte Market Cap am Montagmorgen bei rund 11,6 Milliarden Dollar.

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"Ein Anführer, der niemals zurückweicht"

Das digitale "Trump Meme" zeigt den Präsidenten mit erhobener Faust, darüber die Worte "Fight Fight Fight". Es solle an den "Schlachtruf" Donald Trumps am 13. Juli vergangenen Jahres erinnern, als er nur knapp ein Attentat überlebte, heißt es auf der Homepage zum $Trump-Coin. Das Meme symbolisiere "einen Anführer, der niemals zurückweicht, egal in welcher Situation".

"Fight Fight Fight": Trumps Krypto-Homepage | Bildquelle: Jonathan Raa/ picture alliance / Sipa USA

Innerhalb der nächsten drei Jahre, heißt es weiter, solle insgesamt eine Milliarde "$Trump" auf den Markt kommen. Bei weiterhin guter Performance könnte Trump damit einer der reichsten Menschen der Welt werden, schreibt die New York Times.

Am Sonntag legte die Trump-Familie dann noch nach: Mit "$Melania" ging auch die First Lady mit einem Meme Coin auf den Markt.

Was sind Meme Coins?

Meme Coins sind eine Form der Kryptowährung, die ähnlich wie Gedenkmünzen funktionieren sollen: Fans der dargestellten Persönlichkeit oder eines viralen Phänomens können sie erwerben. Kaufen kann man sich damit allerdings normalerweise nichts. Einer der erfolgreichsten Meme Coins war bislang der Dogecoin, der einen Hundekopf zeigt und auf dem Meme eines japanischen Hundes basiert, das jahrelang in sozialen Medien kursierte.

Was bezweckt Trump mit dieser Aktion?

Informatiker Jürgen Geuter | Bildquelle: Jürgen Geuter

Trump habe den Termin seiner Amtsübernahme genutzt, um eine Aktion zu promoten, deren alleiniges Ziel sei, "schnelles, nicht zu versteuerndes Geld zu verdienen", sagt der Informatiker Jürgen Geuter. Der Präsident und auch seine Frau Melania nutzten dazu ihre Anhängerschaft aus. Trump-Unternehmen halten nach eigenen Angaben 80 Prozent an den bislang gelaunchten Coins.

Anders sieht es Vincent Schaaf, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Blockchain-Labor des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik. Dass Trump mit seinem Meme Coin sehr viel Geld verdienen wird, hält er für eher unwahrscheinlich: "Würde er die auf einmal verkaufen, würde der Kurs dafür stark einbrechen", glaubt Schaaf.

Er vermute vielmehr eine Medienstrategie dahinter: Mit den Meme Coins wolle Trump eine Art Kult um seine Person weiter ausbauen und seine Anhängerschaft hinter sich versammeln.

Trump-Coin mischt Kryptomarkt auf ARD-Finanzredaktion 20.01.2025 03:13 Min. Verfügbar bis 20.01.2027 WDR Online

"Eine der wertvollsten Kryptowährungen weltweit"

Nach Einschätzung der New York Times zählt der Trump-Coin innerhalb von nur zwei Tagen bereits zu den wertvollsten Kryptowährungen weltweit. Die Trump-Familie könne mit milliardenschweren Gewinnen dadurch rechnen.

Bis Samstag hätte das Trump-Team bereits 58 Millionen US-Dollar an Gebühren aus allen $Trump-Verkäufen verdient, zitiert die New York Times Conor Grogan, Direktor bei Coinbase, einer der größten US-Handelsplattformen.

Was ist davon moralisch zu halten?

"Ein extremes Problem" sieht Jürgen Geuter in der Aktion. Es sei schon "schräg", wenn ein US-Präsident Merchandising-Produkte verkaufe. "Jimmy Carter musste noch seine Erdnussfarm verkaufen, als er Präsident der USA wurde" - um Interessenskonflikte zu vermeiden. Jetzt aber handele der künftige Präsident direkt mit völlig unregulierten Finanzwerten und öffne damit ein Einfallstor für eine regelrechte Betrugsmasche.

Wirtschaftsinformatiker Vincent Schaaf | Bildquelle: Frankfurt UAS

Auch Wirtschaftsinformatiker Schaaf hält es für "extrem kritisch", dass Trump "die Macht seines Amtes missbrauche, um eine neue Kryptowährung ins Leben zu rufen". In Deutschland seien die Investitionsmöglichkeiten für Politiker "zu Recht" stark eingeschränkt.

Was ist so riskant an Meme Coins?

Meme Coins sind sehr volatil - Käufer können damit also auch schnell sehr viel Geld verlieren. Sie sind vor allem deshalb riskant, weil sie potentielle Käufer meist über emotionale Symbole erreichen, ohne dass der Erfolg eines wirtschaftlichen Unternehmens dahinter steht. Wie anfänglich beim Dogecoin.

Entstanden sei der Hype während der Corona-Zeit, als viele Menschen Langeweile hatten, sagt Geuter. Zu Recht sei in den letzten Jahren sehr viel Aufklärungsarbeit geleistet worden, wodurch die Nachfrage stark gesunken sei. "Trump hat diese Betrugsmasche mit seiner Aktion nun praktisch wiederbelebt": Legitimiert durch den Präsidenten, werde es Nachahmer geben, "denn wie soll man den Leuten erklären, dass das Betrug ist?" In den nächsten Monaten, fürchtet Geuter, "werden wir wieder mehr solcher Scams sehen".

Auf der Homepage zum Coin heißt es übrigens, das Trump Meme sei als Zeichen der ideellen Unterstützung gedacht, "nicht als Investitionsobjekt".

Quellen:

  • Nachrichtenagenturen DPA und AFP
  • WDR-Gespräche mit Jürgen Geuter und Vincent Schaaf
  • Portal Coinmarketcap
  • New York Times
  • Homepage "Official Trump Meme"