Der frühere US-Präsident Donald Trump hat auf seinem Anwesen in Florida angekündigt, bei der Präsidentenwahl in zwei Jahren wieder kandidieren zu wollen.
Trump sagte, Amerikas Comeback beginne genau jetzt. Es gehe darum, die USA zu retten. Bei einer Wiederwahl wolle er seine bisherige Politik fortsetzen. Der 76-Jährige geht mit einer Bekanntgabe seiner Kandidatur ungewöhnlich früh ins Rennen. Dass Trump noch einmal kandidieren will, war allerdings erwartet worden.
USA-Experte: Frühe Bekanntgabe hängt mit Ron DeSantis zusammen
Der USA-Experte Josef Braml geht im Gespräch mit dem WDR davon aus, dass Trumps frühe Bekanntgabe mit dem guten Abschneiden des Republikaners Ron DeSantis bei den US-Zwischenwahlen zusammenhängt. Der 44-jährige DeSantis ist da als Gouverneur von Florida wiedergewählt worden.
Braml vermutet, dass Trumps Beratende ihm nahegelegt haben, die Kandidatur nicht mitten in DeSantis' Erfolg bekanntzugeben, sondern zu warten, bis "die Welle des anderen ein bisschen abflaut". Aber Braml ergänzt zu Trumps Motivation: "Ich glaube, da war das Ganze mit seinem Narzissmus nicht zu vereinen, dass die ganze Aufmerksamkeit nicht wieder auf ihn gerichtet ist. Und er versucht jetzt, diese Welle von Ron DeSantis zu brechen, um da durchzukommen."
Trump erkennt Wahlergebnis von 2020 bis heute nicht an
Wen die Republikanische Partei dann tatsächlich für die nächste Präsidentschaftswahl aufstellt, ist offen: Die Entscheidung darüber fällt in den Vorwahlen 2024. Trump hatte vor zwei Jahren die Wahl gegen Präsident Biden verloren, seine Niederlage hat er bis heute nicht eingestanden. Stattdessen behauptet er, es habe Wahlbetrug gegeben.
Wenig Begeisterung auch in den eigenen Reihen
Allerdings: Wirklich begeistert über seine Kandidatur sind nicht einmal mehr bisherige Parteifreunde Trumps. Gerade erst musste sich die Republikanische Partei in den USA eingestehen, dass der erdrutschartige Sieg, auf den sie in den Zwischenwahlen gehofft hatte, ausgeblieben ist.
Republikaner machen Trump für schlechtes Ergebnis verantwortlich
Nicht nur die große Abrechnung der Wähler mit dem amtierenden US-Präsidenten Joe Biden blieb aus. Auch etliche der von Trump unterstützten Kandidaten fielen durch. Viele Republikaner machen nun ihn persönlich für das schlechte Abschneiden bei den Zwischenwahlen verantwortlich.
Das geht so weit, dass bekannte Parteimitglieder Trump öffentlich davon abrieten zu kandidieren. Der frühere Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, nannte Trump eine "Belastung", die die Chancen der Partei bei den Präsidentschaftswahlen 2024 verschlechtere.
Keine "rote Welle"
Durch das hinter den Erwartungen zurückgebliebene Abschneiden der Republikaner bei den Kongresswahlen Anfang November verloren zahlreiche prominente Trump-Verbündete ihre Sitze an Demokraten. Damit blieb auch die von vielen Republikanern erhoffte "rote Welle", benannt nach der Farbe der Partei, aus.
"Das hätte eine riesige rote Welle sein sollen. Und trotzdem haben wir die Leistung nicht gebracht. Ich bin es leid zu verlieren", sagte der Gouverneur von Maryland, Larry Hogan. Er gehört zu den gemäßigten Republikanern und soll ebenfalls eine Kandidatur für die Präsidentschaft erwägen.
Politikwissenschaftlerin: "Trump hat drei Wahlen verloren"
Die Unterstützung für den Ex-Präsidenten in seiner eigenen Partei bröckle, meint auch Cathryn Clüver Ashbrook, Direktorin der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), im Gespräch mit dem WDR: "Donald Trump hat drei Wahlen verloren. Die Zwischenwahl 2018, die Präsidentschaftswahl 2020 und jetzt de facto die Zwischenwahl schon wieder, beziehungsweise seine Kandidaten."
Die Republikanische Partei stehe nun an einem Wendepunkt, sagt Clüver Ashbrook. Soll sie weiter die extreme Linie verfolgen, für die Trump wie kein anderer steht? Oder soll sie versuchen, die moderate Mitte wieder für sich zu gewinnen?
Kandidatur als "Versicherungspolice"
Trump selbst werde sich von solchen Diskussionen wohl nicht beirren lassen, so Clüver Ashbrook. "Der muss sich vor seinen 16 Gerichtsverfahren retten. Und da ist eine solche Präsidentschaftskandidatur eine ganz bequeme Versicherungspolice." Ob er sich anschließend auch gegen mögliche republikanische Gegenkandidaten durchsetzen werde, sei völlig offen.
Einer Reuters/Ipsos-Umfrage vor der Kongresswahl zufolge hatten 53 Prozent der US-Bürger eine negative Meinung von Trump. Unter Republikanern war es fast einer von vieren. Bei den Vorwahlen seiner Partei würde Trump vermutlich gegen den wiedergewählten Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, antreten. Auch Trumps ehemaliger Vizepräsident, der 63-jährige Mike Pence, dürfte seinen Hut in den Ring werfen.