Um Punkt 11 Uhr wurde es kurz laut im Westen. Dann heulten die Sirenen, Ansagen ertönten über Lautsprecher. In den sozialen Medien und auf digitalen Anzeigetafeln erschienen Meldungen und das eigene Handy schlug Alarm. Mit diesem Probealarm will das Land nicht nur die Bevölkerung sensibilisieren, sondern auch Warnprozesse prüfen und optimieren. Denn in einigen NRW-Regionen ist bei der Technik noch Luft nach oben.
Alarm-Löcher im Bergischen und in Düren
Das Bergische Land ist zum Beispiel unterschiedlich weit mit dem Ausbau des Sirenennetzes. Im Kreis Mettmann sollte es schon längst 126 funktionsfähige Sirenen geben - zu hören waren dort heute nur die Hälfte. Bei den anderen fehlen entweder Teile oder sie stehen noch nicht. Das liegt laut Kreis an der beauftragten Firma, die die Installation übernommen, ihre Zusagen aber nicht eingehalten habe. Man habe jetzt erneut Druck gemacht, dass noch in diesem Jahr im Kreis Mettmann alle Sirenen auch wirklich betriebsbereit sein sollen.
Remscheid hat 19 Sirenen, fünf weitere befinden sich noch in der Planung. In einem echten Katastrophenfall kann die Stadt noch acht mobile Sirenen auf Feuerwehrwagen losschicken.
Auch in Düren waren heute keine Sirenengeräusche zu hören. Dort wurde allerdings über die Social-Media-Kanäle und über Cell Broadcast und die Warnapp Nina gewarnt. Denn die Stadt ist noch nicht mit einem Sirenensystem ausgestattet. Das soll sich in diesem Jahr aber ändern. Die 45 Sirenen sollen insgesamt 1,2 Millionen Euro kosten.
Hinweise über Social-Media
Das Innenministerium wollte erstmalig auch Hinweise über seine neuen Social-Media-Kanäle WhatsApp, Facebook und Instagram veröffentlichen.
"Wir müssen für den Ernstfall vorbereitet sein und alle Menschen erreichen." NRW-Innenminister Herbert Reul
"Da gilt es, überall zu warnen. Egal ob in den Schulen oder auf dem Weg zur Arbeit, egal wo die Menschen unterwegs sind, jeder muss das mitbekommen. Das ist geprobter Bevölkerungsschutz, der uns katastrophenfest macht", sagt Innenminister Herbert Reul.
Wie kommt die Warnung auf mein Handy?
Auf den Smartphone ertönt bestenfalls ein sehr lauter Alarm und eine Textnachricht mit einer Warnung erscheint auf dem Display. Doch was, wenn das Handy stumm geblieben ist? Wir erklären, woran das liegt und wie Sie das ändern können.
Die Technik dahinter heißt "Cell Broadcast". Sie ergänzt seit mehr als einem Jahr in vielen Bundesländern die typischen Warnkanäle wie die lauten Sirenen, Radio, Fernsehen und Apps wie NINA. Rettungsleitstellen können damit ihre Warnungen schnell an alle Mobilfunkgeräte in den betroffenen Regionen verschicken, wenn Gefahr für die Bevölkerung besteht.

Warnung auf dem Smartphone
Dabei ertönt erst ein schriller Ton und dann erscheint eine Textnachricht auf dem Handy-Display, der auf die Gefahr hinweist. Nach Angaben des Mobilfunkbetreibers Vodafone sollte das am Donnerstag um 11 Uhr auf 15 Millionen Handys so sein. Übrigens auch auf denen, die lautlos gestellt waren.
Wichtig: Es handelt sich dabei nicht um eine SMS - die werden immer individuell verschickt -, sondern um eine eigene Methode des Nachrichtenversands. Und: Eine App wie NINA oder Katwarn ist dafür auch nicht nötig.
Warum bekomme ich keine Nachricht?
Sollte Euer Smartphone heute um 11 Uhr stumm geblieben sein, kann das mehrere Gründe haben:
- 1. Das Smartphone ist ausgeschaltet oder im Flugmodus.
- 2. Das Gerät ist nur mit einem WLAN verbunden.
- 3. Die SIM-Karte unterstützt die Technik noch nicht.
- 4. Cell Broadcast ist auf dem Smartphone deaktiviert.
- 5. Das Gerät oder das Betriebssystem sind zu alt.
Was kann ich jetzt direkt tun?
Schaut zunächst einmal, ob Euer Gerät überhaupt an ist. Ist das Handy im Flugmodus - etwa wenn jemand schläft und nicht gestört werden will -, so bleibt es stumm und bekommt auch keine Nachricht, da es in dieser Zeit nicht im Netz ist.
Dann solltet Ihr prüfen, ob Euer Handy eventuell zu alt ist. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn hat eine Liste erstellt, welche Geräte das betrifft und welche kompatibel sind:
Zudem solltet Ihr nachgucken, ob das Betriebsystem auf dem jeweiligen Smartphone auf dem neusten Stand ist. Bei Android (Google) ist mindestens Version 11.0 nötig, bei iOS (Apple) Version 16.1.
Wer schon länger kein Update seines mobilen Betriebssystems durchgeführt hat, sollte das gegebenenfalls nachholen - und mögliche Hinweise über ein "Update der Netzbetreiber-Einstellungen" bestätigen.
Es geht immer noch nicht. Und jetzt?
Eine letzte Option ist: Schaut nach, ob "Cell Broadcast" auf Eurem Gerät überhaupt aktiviert ist. Laut Apple empfangen iPhones "Cell-Broadcast"-Meldungen automatisch. Um das zu überprüfen oder zu ändern, unter "Einstellungen" die Funktion "Mitteilungen" aufrufen. Dort dann unter "Offizielle Warnmeldungen" die unterschiedlichen Warnstufen aktivieren oder deaktivieren.
Unter Android ist es nicht so einheitlich. Hier die App "Nachrichten" öffnen, mit der auch SMS verschickt werden. Rechts auf die drei Punkte oder Linien tippen und "Einstellungen" auswählen. Bei einigen Geräten gibt es hier den Eintrag "Notfallbenachrichtigungsverlauf".
Falls nicht, auf "Erweitert" tippen und "Weitere Einstellungen" auswählen. Spätestens hier sollte es einen Eintrag zu Notfallbenachrichtigungen geben, der über den aktuellen Zustand informiert - und eine Kontrolle zulässt.
Was muss ich bei einem Alarm tun?
Heute musstet ihr nichts machen, denn es war nur eine Probe. Im Ernstfall rät das BBK auf seiner Homepage, den "kurzen Handlungsempfehlungen" in der Nachricht zu folgen. Allerdings weist die Behörde auf eine Einschränkung hin:
"Auf Grund der begrenzten Zeichenzahl von maximal 500 Zeichen bei Warnmeldungen über Cell Broadcast können nur begrenzte Informationen übermittelt werden." Deshalb sei in den Meldungen jeweils ein Link zum Warnportal warnung.bund.de enthalten, wo es ausführliche Hinweise geben soll.
Weitere Informationen gebe es zudem über Radio, Fernsehen oder die NINA-App.
Und was ist mit dem Datenschutz?
Wer sich um Datenschutz sorgt: "Cell Broadcast kann komplett anonym betrieben werden", schreibt die Verbraucherzentrale auf ihrer Webseite. Niemand müsse sich dafür irgendwo anmelden oder persönliche Daten angeben.
"Die Warnnachrichten werden so ausgestrahlt, wie zum Beispiel das Programm eines Radiosenders. Da senden die Moderator:innen auch 'ins Blaue hinein' und wissen nicht, wer ihnen im Einzelnen zuhört. Anders wäre es zum Beispiel bei Benachrichtigungen per SMS."
Unsere Quellen:
- Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
- Homepage der Verbraucherzentrale
- Nachrichtenagentur dpa
- Nachrichtenagentur EPD
- Aachener Zeitung