Ausländerbehörde Stadt Gütersloh schiebt jungen Jesiden ab
Lokalzeit OWL. 20.02.2025. 09:04 Min.. Verfügbar bis 20.02.2027. WDR. Von Thomas Wöstmann.
Vorwurf: Behörde soll Asylbewerber bei Abschiebung getäuscht haben
Stand: 21.02.2025, 16:07 Uhr
Schwere Vorwürfe gegen die Stadt Gütersloh: Sie soll einen jungen Mann bewusst getäuscht haben, um ihn abschieben zu können.
Von Thomas Wöstmann
Es geht um Saber Elias, ein Jeside aus dem Irak, 27 Jahre alt. Seit fünf Jahren lebte er in Deutschland. Saber sei von der Behörde bewusst hinters Licht geführt worden, sagt sein Arbeitgeber Isa Yadel.
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Isa Yadel, Arbeitgeber von Saber Elias und Restaurantbesitzer
Er hatte sich für den 27-Jährigen eingesetzt, um ihn als Auszubildenden zu behalten: "Er war beliebt im Team, hat einen guten Job gemacht, pünktlich, sauber, zuverlässig, ehrlich - ein vorbildlicher Mitarbeiter."
Beim Behördentermin sofort Handschellen angelegt
Saber sei signalisiert worden, dass er trotz abgelehnten Asylantrags bleiben dürfe, wenn er eine Ausbildung durch Papiere belegen könne. Mit Hilfe seines Arbeitgebers holte er die benötigten Dokumente. Beim danach vereinbarten Behördentermin Mitte Dezember sei er dann aber festgenommen und sofort abgeschoben worden.
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Die Kollegen telefnonieren mit Saber Elias
So schildert es der Betroffene auch selbst: "Man hat mir sofort mein Handy und meine Schlüssel weggenommen. Ich bekam Handschellen angelegt, die mir erst acht Stunden später abgenommen wurden." Am nächsten Morgen wurde er mit dem Flugzeug in den Irak gebracht. Erst dort durfte er wieder mit jemandem telefonieren.
"Gewollte Praxis, um der politischen Großwetterlage zu entsprechen"
Es liegt im Ermessen der jeweiligen Behörde, ob abgelehnte Asylbewerber doch in Deutschland geduldet werden, wenn sie zum Beispiel eine Lehrstelle haben. Experten sagen, dass sich bei uns der Wind gerade dreht; die Maßgabe heißt: So viele wie möglich abschieben.
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Oezkan Aksoy, Arbeitskreis Asyl Bielefeld
"Es ist leider so, dass die Ermessensspielräume zu Ungunsten der Betroffenen ausgelegt werden", sagt Oezkan Aksoy vom Arbeitskreis Asyl Bielefeld, "und das sehen wir auch als eine gewollte Praxis, weil man der politischen Großwetterlage entsprechen möchte".
Der Fall zeige die derzeitige "Absurdität der Asyldebatte", beklagt Düzen Tekal von der Menschenrechtsorganisation Hawar.help.
Es mache unsere Gesellschaft kein Stück sicherer, wenn ausgerechnet Jesiden, die in ihren Ländern Opfer von Islamismus seien, abgeschoben würden. In Behörden mache sich eine "Zahlenfixiertheit und Abschieberitis" breit - und die treffe ausgerechnet Menschen, die unsere Gesellschaft benötige.
Stadt Gütersloh: "Wir handeln rechtskonform"
Die Stadt Gütersloh weist die Vorwürfe gegen sie zurück, will aber über den konkreten Fall nichts sagen. Man handele grundsätzlich rechtskonform. Was zwischen Behörde und Beteiligten mündlich besprochen wurde, hat niemand schriftlich festgehalten.
Unsere Quellen:
- Interviews Isa Yadel, Saber Elias
- Stadt Gütersloh
- Arbeitskreis Asyl
- Hawar.help