Der Biobauer Ulf Allhoff-Cramer will den VW-Konzern dazu zwingen, bis 2030 keine Pkw und Kleintransporter mit Verbrennungsmotoren mehr zu bauen. Wegen hoher Treibhaus-Emissionen macht er Volkswagen für Klimaschäden auf seinen Flächen verantwortlich.
Vier Jahre Dürre
Kleiner Bauer gegen großen Autokonzern: Das klingt wie ein typischer David-gegen-Goliath-Fall. Aber Ulf Allhoff-Cramer weiß die PR-Abteilung der Umweltschutzorganisation Greenpeace hinter sich. Die erfahrene Hamburger Anwältin Roda Verheyen, Expertin für Umwelt- und Klimarecht, vertritt ihn.
Der Landwirt hat extreme Dürrejahre erlebt: 2018, 2019, 2020 und 2022. Ein ganzer Wald sei abgestorben oder geschädigt, schilderte er am Freitag emotional im Gerichtssaal. Seine Rinderweiden seien immer wieder vertrocknet.
Das sind Folgen des Klimawandels, davon ist er überzeugt. Einen Teil der Schuld sieht er bei VW. Die CO2-Emissionen der Verbrenner-Fahrzeuge seien überdimensional, glaubt der Landwirt. Er sieht seine Zukunft bedroht.
Einer für alle?
Mit seinen Sorgen ist er nicht allein: Greenpeace verweist auf eine Umfrage unter 250 Landwirten und Landwirtinnen aus Nordrhein-Westfalen. 93 Prozent geben an, die Auswirkungen der Klimaveränderungen auf ihren Betrieben zu spüren.
Auch am Freitag haben Allhoff-Cramer wieder andere Bäuerinnen und Bauern unterstützt und vor dem Gerichtsgebäude protestiert. Sie freuen sich, dass er auch für ihre Interessen vor den Kadi gezogen ist, sagt ein Landwirt aus Schieder-Schwalenberg.
Greenpeace verwies heute vor Gericht auf ein neues Gutachten: Ein Potsdamer Klimaforscher sehe eine gut belegte Kausalkette zwischen Treibhausemissionen und der landwirtschaftlichen Dürre-Problematik.
Ist VW verantwortlich?
Ulf Allhoff-Cramer muss allerdings vor Gericht beweisen, dass VW für konkrete Schäden auf seinem Grund und Boden verantwortlich ist. Und das könnte kompliziert sein. Seine Anwältin Roda Verheyen ist jedoch optimistisch, dass es gelingt. Möglicherweise kommt es gar nicht dazu und das Gericht weist die Klage Ende Februar ab.
Das ist genau das, was Volkswagen fordert. Der Biolandwirte habe keine Ansprüche gegen den Konzern, sagen die VW-Anwälte. Man könne nicht ein einzelnes Unternehmen für Dürreschäden verantwortlich machen. Über klimapolitische Fragen müsse der Gesetzgeber entscheiden, kein Zivilgericht, erklärte der Rechtsanwalt des Autoherstellers, Wolf Friedrich Spieth.
Wie stehen die Chancen?
Der Blick über Detmold hinaus zeigt, dass Ulf Allhoff-Cramers Chancen vielleicht nicht so gut stehen. Das Landgericht Stuttgart hat eine fast wortgleiche Klimaklage der Deutschen Umwelthilfe gegen Mercedes-Benz im vergangenen September abgewiesen.
Die Deutsche Umwelthilfe will die nächsthöhere Instanz anrufen. Und genau das hat auch Greenpeace angekündigt, sollte der Biobauer vor dem Landgericht Detmold scheitern.
Direkte Klagen gegen Autohersteller sind eine neue Taktik der Umweltschützer. VW ist noch in einem weiteren, ähnlichen Fall in Braunschweig betroffen, in München wehrt sich BMW gegen die Deutsche Umwelthilfe.
Über diese Thema berichteten wir am 03.02.2023 im Hörfunk in der WDR 2 Lokalzeit OWL.