Der Bocholter Rat hat heute Abend einen Bürgerentscheid auf den Weg gebracht. Die 42 Ratsmitglieder schlossen sich dem Bürgerbegehren gegen eine geplante Flüchtlingsunterkunft nicht an - nur der einzige AfD-Ratsherr stimmte dafür. Damit steht fest: Es wird einen Bürgerentscheid geben.
Jetzt sind alle wahlberechtigten Bocholter am Zug: Sie entscheiden am 22. Oktober, ob eine Unterkunft für Geflüchtete am geplanten Standort errichtet wird oder nicht.
Ein Containerdorf für 250 Menschen
Die Stadt Bocholt will auf dem aktuell freien Gelände ein Containerdorf errichten. 250 Menschen sollen dort für fünf Jahre untergebracht werden. Das passt den Anwohnern gar nicht.
Eine Bürgerinitiative hatte in den letzten Monaten rund 3.800 Unterschriften gegen die geplante Flüchtlingsunterkunft in ihrem Stadtteil gesammelt und mit einem Bürgerbegehren den Bürgerentscheid angestoßen.
Ulrich Laader zum Beispiel wohnt seit 40 Jahren hier: "Ich fühle mich nicht sicher, wenn hier das Containerdorf hin kommt. Ich habe Angst um meine Enkelkinder und man hat ja schon so viel von Übergriffen und Vorfällen gelesen", sagt der 60-Jährige. Wer in der Unterkunft letztlich untergebracht werden soll, ist noch völlig offen.
"Zu teuer, zu groß und weniger nachhaltig"
Patrick Wennigs Argumente gegen die geplante Einrichtung sind weniger emotional. Das Containerdorf sei zu groß, zu teuer und wenig nachhaltig. "Statt Container sind Massivhäuser doch nachhaltiger. Die können später auch für sozialen Wohnungsbau infrage kommen", sagt der 35-Jährige.
In all den Gesprächen mit den Anwohnern wird klar: Sie stören sich vor allem an dem Standort. An dem hält die Bocholter Verwaltung aber weiter fest. "Es ist deshalb der beste Standort, weil wir Eigentümer des Areals sind", sagt Bürgermeister Thomas Kerkhoff. Hier könne man die Container für 250 Menschen ohne Baurecht am besten unterbringen, ergänzt der CDU-Politiker, der in seinem Büro an diesem Tag viele Gespräche zu dem Thema führt.
"Ein Bürgerentscheid bringt jetzt Klarheit"
Die Sorgen der Anwohner und den Mitgliedern der Bürgerinitiative nehme er ernst, und ihm sei es wichtig, dass das Thema die Stadt nicht spalte. Ein möglicher Bürgerentscheid sei vermutlich das beste Instrument, jetzt für Klarheit zu sorgen.
So sieht es auch Patrick Wenning, der das Ergebnis eines Bürgerntscheids - egal wie es ausfallen wird - akzeptieren will. "Wir werden kämpfen", sagt er zum Abschied. Und auch Ulrich Laader, der jetzt seine Hofeinfahrt kehrt, sagt: "Dann haben wir es wenigstens versucht."
Ringen um Flüchtlingsunterkünfte
Über dieses Thema berichten wir auch am 29.08.2023 um 19:30 Uhr in der Lokalzeit Münsterland im WDR Fernsehen .