Nach einer Abiturfeier am vergangenen Samstag in Bad Oeynhausen wurden der 20-Jährige Philippos T. und sein 19 Jahre alter Begleiter von einer Gruppe junger Männer angegriffen und verprügelt. Philippos erlag seinen schweren Verletzungen am Dienstag im Krankenhaus. Seit Mittwoch sitzt der mutmaßliche Haupttäter in Untersuchungshaft.
"Es war eine hochemotionale Woche, geprägt von tiefer Trauer, Fassungslosigkeit, aber auch gepaart mit großer Wut über die Brutalität, mit der diese Tat begangen wurde", sagt Bad Oeynhausens Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU) im Gespräch mit dem WDR. "Und das bewegt die Menschen. Und das hat man auch bei dem stillen Gedenken am Mittwoch gesehen und gehört. Die Menschen brauchten eine Plattform, um zu gedenken und zu reden. Und das war, glaube ich, ein würdiger Rahmen dafür."
WDR: Der mutmaßliche Haupttäter ist ein Flüchtling aus Syrien. 2016 soll er hier hingekommen sein. Wir hören jetzt aus verschiedenen Parteien, dass er seine Strafe absitzen muss und dann in das Land abgeschoben werden soll, aus dem er geflüchtet ist, auch wenn es Syrien ist. Von der AfD heißt es, der Staat hat versagt. Das kostet das Leben unschuldiger Bürger. Sind das auch Dinge und Themen, mit dem sie gerade konfrontiert werden?
Lars Bökenkröger: Ja, man merkt, dass in dieser ganzen Emotionalität die Stimmung aggressiv und aufgeheizt ist. Und das ist natürlich auch verständlich. Aber da werden oft schon Grenzen überschritten. Es wird natürlich sofort, ohne die Hintergründe zu kennen, politisch instrumentalisiert. Wir müssen aber auch offen reden. Natürlich, ob es einen Zusammenhang zwischen Migration und Kriminalität gibt. Fälle hat es nun zuhauf gegeben, und das ist schon die Spitze des Eisbergs. Von daher darf es da auch kein Verbot geben, dass man solche Jugendliche abschieben kann und muss.
WDR: Das heißt, sie vermuten, dass es bei den mutmaßlichen Haupttätern einen Zusammenhang zwischen gescheiterter Integration und diesem Fall gegeben hat?
Lars Bökenkröger: Ja, wir erleben jetzt schon oft in Schulen, welche gesellschaftliche Entwicklung wir mittlerweile haben, dass eine Integration gar nicht stattfinden kann. Hier ist ein Täter, der seit sechs Jahren schon in Deutschland ist und er ist hier anscheinend nicht integriert. Bei dem Gewaltexzess muss man dann auch Fragen stellen, und das bewegt, glaube ich, viele.
Und wir haben mittlerweile Entwicklungen in Schulen, wo wir zum Teil Schulklassen mit 80 Prozent Migrationshintergrund haben. Und dann muss man fragen, findet dort eine Integration statt? Oder werden die Schülerinnen und Schüler dort nur noch verwaltet und weitergeschickt? Das kann alles so nicht mehr gehen. Ich bin sehr besorgt über diese Entwicklung und über die Herausforderungen, mit denen die Kommunen mittlerweile beschäftigt oder konfrontiert sind.
Das Interview wurde am 28.06.2024 für das WDR 2 Mittagsmagazin geführt.