Für Regisseur Mark Lorei und Produzentin Lotte Ruf ist "Haus Kummerveldt" die erste große Film-Produktion. Dass sie damit direkt den Grimme-Preis gewinnen, hätten sie nicht erwartet: "Das ist eine wahnsinnig große Ehre und einfach unfassbar," so Ruf kurz nach der Bekanntgabe.
"Alleine die Nominierung war schon toll. Wir sind unendlich dankbar. Es ist viel Herzblut von allen im Team eingeflossen," fügt Lorei hinzu. Insgesamt waren 16 Produktionen in der Kategorie "Fiktion" nominiert, darunter die Disney+-Serie "Deutsches Haus" und das ZDF-Dokudrama "Ich bin! Margot Friedländer".
Die Jury hat "Haus Kummerveldt" mit dem Grimme-Preis Spezial ausgezeichnet, "für die experimentierfreudige Verknüpfung von Historie, Pop und Politik". In der Begründung wird die moderne Erzählweise im historischen Setting besonders hervorgehoben.
Feministische Dramedy in der Kaiserzeit
"Haus Kummerveldt" ist eine Mischung aus Drama und Comedy und spielt zu Zeiten des Deutschen Kaiserreichs. Die Adelige Luise von Kummerveldt will Schriftstellerin werden, wie ihr Vorbild Annette von Droste-Hülshoff. Für Familienoberhaupt und Bruder Veit ist das absolut undenkbar.
Er will die Pläne mit allen Mitteln verhindern. Dagegen versucht die Hauptfigur der Serie anzugehen, mal mit Sarkasmus und Wortwitz, mal bewusst provokant. "Haus Kummerveldt" spannt den Bogen zwischen patriarchalen Strukturen im 19. Jahrhundert und sexistischen Mustern in der heutigen Zeit.
Schlösser und Burgen im Münsterland als Spielorte
Die Serie wurde fast ausschließlich im Münsterland gedreht. Spielorte waren vor allem Schlösser und Burgen in der Region. Das Haus Welbergen in Ochtrup wurde zum Stammsitz der Adelsfamilie. Auch auf der Burg Hülshoff in Havixbeck, im Haus Rüschhaus in Münster und im LWL-Museum Textilwerk in Bocholt wurde gedreht.
"Für unsere alteingesessenen Schlösser und Burgen ist so eine junge Produktion ein wahnsinniger Gewinn," erklärt Christine Konken vom Münsterland e.V. . Der Verein hat die Dreharbeiten unterstützt und mit gefördert.
Serie zum Streamen in der ARD Mediathek
"Haus Kummerveldt" ist 2018 als Webserie gestartet und hatte erst kaum finanzielle Mittel. Verschiedene Förderer und Partner haben die weitere Umsetzung ermöglicht, darunter auch der WDR. Die erste Staffel mit sechs Folgen ist in der ARD Mediathek zum Streamen verfügbar.
Fortsetzung folgt?
Sobald genug Fördergelder gesammelt sind, will das Produktionsteam eine zweite Staffel von "Haus Kummerveldt" drehen. Regisseur Lorei ist optimistisch: "Der Grimme-Preis ist da für uns natürlich eine große Chance." Die offizielle Preisverleihung findet am 26. April in Marl statt.
Unsere Quellen:
- Grimme Institut
- Goldstoff Filme
- Münsterland e.V.
- WDR-Reporterin