Igel-Attrappen aus Münster sollen Tod durch Mähroboter verhindern
Lokalzeit Münsterland. 10.03.2025. 02:34 Min.. Verfügbar bis 10.03.2027. WDR. Von Alina Eckelmann.
Igel-Attrappen aus Münster sollen Tod durch Mähroboter verhindern
Stand: 10.03.2025, 17:44 Uhr
Eine Crashtestfirma aus Münster entwickelt Igel-Dummys. Mit ihnen werden Mähroboter geprüft, ob sie Igeln ausweichen können.
Es sind hunderte Igel, die jedes Jahr von Mährobotern überfahren werden. Oft endet das für die Tiere tödlich. Auch Hope ist vor zwei Monaten überfahren worden. Mit einer tiefen Schnittverletzung kam der Igel ins Wildtierasyl nach Ennigerloh. Dort wurde er medizinisch versorgt und wieder aufgepäppelt.
Mähroboter erkennen Igel nur selten
Hopes Verletzungen sind typisch für Begegnungen mit einem Mähroboter. Die meisten Modelle erkennen die ängstlich zusammengerollten Igel viel zu spät und können sie nicht umfahren.
Ein Problem, das Peter Schimmelpfennig aus Münster beschäftigt hat: "Wenn man einmal sieht, wie ein Mähroboter über Igel fährt, denkt man, dass muss doch heute echt nicht mehr sein. Und dann haben wir uns an die Entwicklung von einen Dummy-Igel gesetzt."
Mehr Regeln für weniger verletzte Igel
Innerhalb von drei Monaten haben sie bei der Crashtestfirma CTS die Igel-Attrappen produziert und nach Tests weiter entwickelt. Das Unternehmen arbeitet dafür mit Forschern des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung zusammen.
Ihr gemeinsames Ziel: Mähroboter igelsicherer machen und eine Vergleichbarkeit zwischen Herstellern von Mährobotern schaffen. "Damit eine Norm entwickelt wird, wie in der Automobilindustrie auch, bestimmte Tests durchlaufen müssen und ihre Mähroboter nur verkaufen können, wenn die bei Igeln ausweichen", sagt Schimmelpfennig.

Peter Schimmelpfennig, Geschäftsführender Gesellschafter CTS
Für ein standardisiertes Testverfahren sind auch standardisierte Dummys notwendig. Für Igel gibt es diese in Deutschland bisher, so die Biologin und Igel-Expertin Anne Berger vom Leibniz-Institut. "Das Dummy-Projekt ist in dieser Form in Deutschland, wenn nicht sogar europa- oder weltweit einzigartig." Bis zum Ziel eines standardisierten Testverfahrens werde es zwar noch dauern, aber sie sei zuversichtlich, sagt die Biologin. "Ich will die Roboter gar nicht verdammen, sie sind ja auch praktisch, aber niemand will ja eigentlich Igel schreddern."
Die Roboter seien zwar nicht Hauptursache für den Rückgang der Igelbestände, aber trotzdem dramatisch für die Tiere. "Und wir könnten so viele Unfälle so leicht verhindern. Auch schon, wenn die Roboter nicht mehr nachts fahren würden."
Fast wie ein echter Igel
Mit Dummys hat die Crashtestfirma CTS viel Erfahrung. Unter anderem haben sie hier schon Vögel aus Kunststoff und Silikon entwickelt - für Tests in der Luftfahrt. Und jetzt eben Igel. Mit Skelett aus dem 3D-Drucker, weichem Körper und Igelfell-Imitat. Die Dummys können auch auf Igelkörpertemperatur erwärmt werden und haben unterschiedliche Größen und Formen - eingerollt und nicht eingerollt.

Eine Igelattrappe
So sollen Mähroboter mit verschiedensten Erkennungstechnik wie Ultraschall oder Wärmebild die Igel erkennen können. Einige Dummys hat die Firma auch schon an Mähroboter-Hersteller verkauft.
Igel Hope ist inzwischen übrigens wieder fit genug, um die Auffangstation verlassen - hoffentlich für immer.
Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- Peter Schimmelpfennig, Crashtestfirma CTS
- Wildtierasyl Kreis Warendorf
- Anne Berger, Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung
Über das Thema berichten wir auch in der Lokalzeit Münsterland im WDR-Fernsehen am 10.03.2025.